Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Suche nach Trumps Herausford­erer geht in entscheide­nde Phase

Im Rennen um die Kandidatur für die US-Präsidents­chaftswahl zeichnet sich ein Favorit immer stärker ab

- Von Frank Herrmann und Agenturen

WASHINGTON - In den USA geht das Rennen der Demokraten in Richtung Präsidents­chaftswahl in eine entscheide­nde Phase: Im US-Bundesstaa­t South Carolina stehen am Samstag Vorwahlen an. Am Super Tuesday am 3. März wird zudem in über einem Dutzend Bundesstaa­ten gewählt. Dabei werden mehr als ein Drittel aller Delegierte­n ernannt, die den Kandidaten der Demokraten bestimmen. Dieser Kandidat wird gegen den Republikan­er Donald Trump in die Wahl ziehen. Welche Bedeutung hat der Super Tuesday? Wichtige Antworten im Überblick.

Was ist der Super Tuesday?

Er gehört zur Serie der Vorwahlen, die über den Präsidents­chaftsbewe­rber einer Partei entscheide­n. An jenem Dienstag, traditione­ll Anfang März, wird in mehr Bundesstaa­ten abgestimmt als an jedem anderen Tag des Wahlkalend­ers. Diesmal fällt die Entscheidu­ng de facto allein bei den Demokraten, und zwar in 14 Staaten. Vergeben werden 1357 der 3979 Mandate der Delegierte­n, die im Juli auf dem Nominierun­gsparteita­g in Milwaukee bestimmen, wer Trump herausford­ern soll. Um es einzuordne­n: Bei den ersten vier

Vorwahlen, in Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina, ging es um weniger als fünf Prozent der Stimmen, während es am „SuperDiens­tag“um 34 Prozent geht.

Was ist in diesem Jahr besonders? Auch in Kalifornie­n wird bereits am Super Tuesday gewählt. Der bevölkerun­gsreichste und zudem wirtschaft­lich stärkste US-Staat ist im Kalender nach vorn gerückt, weil er sein Gewicht dann in die Waagschale werfen will, wenn das Rennen noch offen ist. Gerade die Bewohner des „Golden State“am Pazifik halten es für einen Anachronis­mus, dass die

Weichen zum Auftakt in Iowa und New Hampshire gestellt werden, wo Weiße rund 90 Prozent der Bevölkerun­g bilden, was dem demografis­chen Gesamtbild des Landes nicht annähernd entspricht. Allein in Kalifornie­n werden 415 Delegierte bestimmt. Auf den Plätzen folgen am Dienstag Texas (228) und North Carolina (110), gleichfall­s Staaten mit einem hohen Anteil von Latinos beziehungs­weise Afroamerik­anern.

Wie laufen die Vorwahlen ab?

Es gibt zwei Verfahren, Caucus und Primary. Bei einem Caucus treffen sich Mitglieder oder Sympathisa­nten der Partei abends in Schulturnh­allen, Bibliothek­en oder auch Wohnzimmer­n. Man hält Reden, versucht andere vom Favoriten zu überzeugen, dann wird in zwei Runden abgestimmt. Primaries sind geheime Wahlen mit Stimmzette­l und Kabine. Allerdings sind die Regeln nicht überall gleich. Bei geschlosse­nen Vorwahlen dürfen nur eingetrage­ne Parteimitg­lieder eine Stimme abgeben. An offenen kann theoretisc­h jeder Wahlberech­tigte teilnehmen, wobei in der Praxis überzeugte Republikan­er kaum bei den Demokraten abstimmen dürften und umgekehrt. Eine dritte Variante: Bei einer halboffene­n Vorwahl dürfen registrier­te Republikan­er nicht bei den Demokraten zur Wahl gehen und umgekehrt. Parteilose sind dagegen zugelassen.

Fällt am Super Tuesday die Vorentsche­idung?

Möglich ist es. Bernie Sanders könnte so viele Delegierte gewinnen, sich für die nächsten Etappen so viel Schwung holen, dass er seinen Kontrahent­en fast schon uneinholba­r enteilt – vor allem, wenn diese sich nicht bald auf eine einzige personelle Alternativ­e zu ihm verständig­en. Die Demoskopen sehen den 78-Jährigen sowohl in Kalifornie­n als auch in Texas vorn. Joe Biden, ursprüngli­ch der

Favorit, hofft seine Popularitä­t bei schwarzen Amerikaner­n in Siege in Südstaaten wie Alabama oder North Carolina umzumünzen, wo afroamerik­anische Wähler die stärkste Stütze der Demokraten bilden. Gelingt es ihm, seinen enttäusche­nden Start vergessen zu machen, dürfte er andere Vertreter der politische­n Mitte, Pete Buttigieg, Amy Klobuchar und womöglich auch Michael Bloomberg, drängen, das Handtuch zu werfen, damit sich die Moderaten im Duell gegen den linken Senator Sanders nicht gegenseiti­g in die Parade fahren. Bloomberg, dessen Name am 3. März erstmals auf einem Wahlzettel steht, rechnet sich allerdings selber Chancen aus, nach dem Super Tuesday die Fraktion der Gemäßigten anzuführen.

Haben die Republikan­er keine Vorwahlen?

Doch, nur sind sie in diesem Jahr bedeutungs­los. Trump ist gesetzt. Einzig Bill Weld, der ehemalige Gouverneur von Massachuse­tts, politisch ein Mann der Mitte, tritt in der eigenen Partei gegen ihn an. Ein weiterer Gegenkandi­dat hat das Handtuch geworfen: Joe Walsh, ein Radiomoder­ator und ehemaliger Kongressab­geordneter der Tea-Party-Bewegung.

 ?? FOTO: RICK SCUTERI/DPA ?? Die Demokraten suchen nach dem Kandidaten, der im November gegen USPräsiden­t Donald Trump antreten soll.
FOTO: RICK SCUTERI/DPA Die Demokraten suchen nach dem Kandidaten, der im November gegen USPräsiden­t Donald Trump antreten soll.

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