„Auf verarbeitete Lebensmittel verzichten“
AOK-Ernährungsexpertin Jennifer Sauter gibt Tipps für eine ausgewogene Ernährung
BIBERACH - Unter dem Motto „Gesund und nah“starten die AOK UlmBiberach und die „Schwäbische Zeitung“wieder gemeinsam mit den Lesern fit in den Frühling. Bis Karfreitag gibt es auf schwäbische.de alles rund um die Themen Gesundheit, Ernährung und Bewegung. Tanja Bosch hat mit Ernährungsexpertin Jennifer Sauter von der AOK UlmBiberach unter anderem über den Ernährungstrend Clean Eating gesprochen. Was verbirgt sich dahinter und welche Tipps gibt’s von der Diätassistentin.
Frau Sauter, Sie kennen sich ja bestens aus im Ernährungsdschungel. Der Trend geht immer mehr zum sogenannten Clean Eating. Was bedeutet das überhaupt?
Jennifer Sauter: Übersetzt bedeutet Clean Eating so viel wie reines, sauberes Essen. Dabei geht es darum, möglichst unverarbeitete, naturbelassene Lebensmittel auszuwählen. Verbraucher sollten dabei also eher zu Vollwertprodukten greifen und auf industriell verarbeitete Lebensmittel verzichten. Regionale und saisonale Produkte sind hier eine gute Wahl, Bio ist kein Muss. Beim Clean Eating wird zudem viel Wasser getrunken.
Was darf ich beim Clean Eating also überhaupt nicht essen?
Keine industriell verarbeiteten Produkte wie Fertiggerichte oder irgendwelche Päckchen. Außerdem sollte man komplett auf raffinierten Zucker verzichten. Es geht darum, Produkte frisch zu kaufen und sie dann zuzubereiten.
Ist diese Art der Ernährung wirklich sinnvoll?
Clean Eating hat auf jeden Fall positive Effekte auf die Gesundheit und ist ein guter Ernährungstrend. Dennoch ist alles, was ins Extreme geht, nicht der richtige Weg. Beim Essen sollte man auch ein bisschen auf sein Bauchgefühl hören. Dabei kann man aber auch immer überprüfen, ob es nur Gewohnheit ist und in welcher Stimmung man sich gerade befindet. Manche Menschen sind Frust- und Stressesser.
Wie kann ich herausfinden, ob es gerade wirklich der Hunger ist oder ob ich einfach nur Gelüste habe? Beides fühlt sich irgendwie gleich an.
Ein ganz guter Test ist es, ein Glas
Wasser zu trinken. Wenn man danach immer noch Hunger hat, dann ist es der Nahrungshunger. Oft lassen wir uns aber von unseren Augen und Ohren verführen. Man sollte auf jeden Fall seine Essgewohnheiten hinterfragen und überprüfen, wann man isst und vor allem wie viel. Man muss aufhören, wenn man satt ist. Das Sättigungsgefühl tritt allerdings erst nach 15 bis 20 Minuten ein.
Kann ich damit auch abnehmen? Ja klar, das ist ein guter Weg, sich und seine Essensaufnahme zu kontrollieren. Das spielt beim Abnehmen ja auch eine Rolle. Achtsames Essen ist ebenfalls wichtig, dabei geht es darum, sich Zeit zum Essen und Genießen zu nehmen und nicht nebenbei oder vor dem Computer zu essen. Der Schokoriegel als Zwischenmahlzeit darf gerne bunt ersetzt werden.
Viele schwören beim Abnehmen ja auch auf Low Carb. Was halten Sie davon?
Den weitgehenden Verzicht auf Kohlenhydrate kann ich nicht jedem empfehlen. Wenn ich mein Leben lang Brot und Nudeln gegessen habe, dann kann ich das nicht lange durchhalten und dann tritt oft der sogenannte Jojo-Effekt ein. Man sollte sich einfach ausgewogen ernähren und kann den Verzehr von Weißmehlprodukten herunterschrauben. Für eine gesunde Ernährung sollte man lieber auf zu viele Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke verzichten.
Wie stehen Sie zu Diäten? Radikale Diäten sind für mich unnötig. Das funktioniert eine Zeit lang und danach ist alles wieder beim Alten. Man sollte seine Ernährung umstellen. Der komplette Verzicht tut nie gut, stattdessen sollte man sich gesund und ausgewogen ernähren und Bewegung einplanen.