Publikum hat genug von Trash
Im Schauspiel des Theaters Ulm herrscht in dieser Spielzeit der Veralberungsmodus. Was im Musical „La Cage aux Folles“doppelbödig und mit närrischem Humor herrlich funktioniert, klappt im Schauspiel nicht, schon gar nicht auf Dauer. „Berblinger, Schneider“kam im Herbst schon possenhaft-bemüht daher und enttäuschte viele, bei Sascha Nathans Slapstick-Interpretation von Ferenc Molnárs „Eins, zwei, drei“suchten zahlreiche Zuschauer schon in der Pause das Weite, und nun eine – schon von Anfang an nicht gut besuchte – Inszenierung von „Biedermann und die Brandstifter“, in der das Große Haus nach der Pause arg dünn besetzt war.
Empörte Diskussion von Zuschauern im Foyerbereich und auf dem Theatervorplatz zeigten nach der Premiere: Das Publikum hat genug vom Trash, es fühlt sich nicht ernst genommen und will Schauspiel, von dem der Zuschauer Stoff zum Nachdenken mit nach Hause nimmt. Von Abokündigungen war unter den Frustrierten am Donnerstagabend die Rede.
Wenn das Theater etwas gegen sinkende Zuschauerzahlen im Schauspiel tun will, muss es sein Publikum ernst nehmen. Wenn sich der Zuschauer nur veralbert vorkommt, verabschiedet sich das Ensemble in eine Blase fern von den Menschen, von deren Interessen und Eintrittsgeldern das Theater aber auch lebt. Verbeugungen mit dem Gesäß zum Publikum – wie bei der Premiere von „Biedermann und die Brandstifter“– gehen gar nicht.