Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Publikum hat genug von Trash

- Von Dagmar Hub

Im Schauspiel des Theaters Ulm herrscht in dieser Spielzeit der Veralberun­gsmodus. Was im Musical „La Cage aux Folles“doppelbödi­g und mit närrischem Humor herrlich funktionie­rt, klappt im Schauspiel nicht, schon gar nicht auf Dauer. „Berblinger, Schneider“kam im Herbst schon possenhaft-bemüht daher und enttäuscht­e viele, bei Sascha Nathans Slapstick-Interpreta­tion von Ferenc Molnárs „Eins, zwei, drei“suchten zahlreiche Zuschauer schon in der Pause das Weite, und nun eine – schon von Anfang an nicht gut besuchte – Inszenieru­ng von „Biedermann und die Brandstift­er“, in der das Große Haus nach der Pause arg dünn besetzt war.

Empörte Diskussion von Zuschauern im Foyerberei­ch und auf dem Theatervor­platz zeigten nach der Premiere: Das Publikum hat genug vom Trash, es fühlt sich nicht ernst genommen und will Schauspiel, von dem der Zuschauer Stoff zum Nachdenken mit nach Hause nimmt. Von Abokündigu­ngen war unter den Frustriert­en am Donnerstag­abend die Rede.

Wenn das Theater etwas gegen sinkende Zuschauerz­ahlen im Schauspiel tun will, muss es sein Publikum ernst nehmen. Wenn sich der Zuschauer nur veralbert vorkommt, verabschie­det sich das Ensemble in eine Blase fern von den Menschen, von deren Interessen und Eintrittsg­eldern das Theater aber auch lebt. Verbeugung­en mit dem Gesäß zum Publikum – wie bei der Premiere von „Biedermann und die Brandstift­er“– gehen gar nicht.

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