Zwei Laichinger zieht es nach Peru
Marielene und Tobias Lächele wollen helfen – Vortrag mit Präsentation geplant
LAICHINGEN/KONSTANZ (sz) - Eigentlich sei sie endlich angekommen, sagt die Wirtschaftspädagogin Marielene Lächele: „Ich fühle mich richtig wohl und bin glücklich mit meiner Familie. Warum sollte ich etwas ändern?“. Sie lebt gemeinsam mit Ehemann Tobias und der zweijährigen Tochter Ella in Konstanz. Beide sind gebürtige Laichinger.
Einziger Änderungswunsch: Eine größere Wohnung, denn Ella bekommt Mitte April ein Geschwisterchen. Etwas anders dachte Ehemann Tobias: Der Ingenieur für Medizintechnik hatte sich im Ländle „mal umgesehen“, weil er sich beruflich weiterentwickeln will. Er sprach gerade über einen Umzug wegen einer größeren Wohnung und einen weiteren wegen eines anderen Jobs mit seiner Frau, als das Telefon läutete. Als Tobias Lächele den Hörer abnahm und seine Frau „Hallo Klaus“hörte, wird ihr übel: „Ich saß nur da, habe zugehört und wusste, die brauchen in Peru einen Medizintechniker.“Der Anruf kam von Dr. KlausDieter John aus Curahuasi, einem kleinen Ort in den peruanischen Anden. Gemeinsam mit seiner Frau, der Kinderärztin Dr. Martina John, ist er für den Bau des Missionskrankenhauses „Diospi Suyana“und eine Schule für die Quechuas auf der Basis von Spendengeldern verantwortlich. Die Motivation: Die Nachfahren der Inkas werden laut Mitteilung ausgebeutet, wie Menschen dritter Klasse behandelt und leben zum größten Teil im so genannten „Armenhaus“Perus, Apurímac. Viele Kinder sterben bereits im Säuglingsalter. Nicht nur aus Mangel an Ärzten, denn auf 10 000 Menschen kommen gerade mal vier Mediziner. Sie können sich oft nicht einmal die Fahrt zum Krankenhaus in die nächste Stadt, geschweige denn die Behandlung, leisten. Das aus Wiesbaden stammende Ärzte-Ehepaar ermöglicht deswegen mit dem Verein Diospi Suyana eine medizinische Versorgung, weihte dafür im August 2007 eine Klinik für Arme ein und lebt seitdem unter den Quechuas in Peru. Zwischenzeitlich seien über 360 000 Patienten behandelt worden.
Während des Telefonats, in dem sich Tobias Lächele eher zurückhaltend äußert, spürt Marielene Lächele zum ersten Mal „einen Frieden bei der Vorstellung, nach Peru zu gehen, obwohl ich in Deutschland nicht von einem Ort zum anderen ziehen kann.“Sie signalisiert Tobias, dass sie sich einen Auslandsaufenthalt zum ersten Mal in ihrem Leben vorstellen kann. Außerdem kennt das junge Paar die Klinik durch einen gemeinsamen Urlaubsaufenthalt und ein neunmonatiges Praktikum ihres Mannes als Student. „Dieses Mal habe ich gehadert. Sonst bin ich eher der Treiber“, sagt ihr Mann. Der klinische Perfusionist, der während laufender Operationen die Geräte bedient, wird in Curahuasi allerdings für die Wartung und das Qualitätsmanagement der Geräte zuständig sein, die „der Chef über Sponsoren in die peruanische Klinik bringt und zu einer modernen Ausstattung beitragen“. Es sei nicht das, was er eigentlich geplant habe, dennoch sei die Aufgabe eine fachliche Herausforderung.
Zwischenzeitlich ist die Entscheidung getroffen. Zum 1. Januar 2021 wird das Paar mit beiden Kleinkindern in Curahuasi sein. Ab Herbst besucht die Familie eine Sprachschule.
„Wo will Gott uns haben? Wohin geht unser Weg?“, habe sich das junge Paar gefragt. Den Umzug nach Curahuasi
sehen beide als offene Türe und Vertrauen in Gott. Dennoch bleibt die Finanzierung zu klären: Der Einsatz von Tobias Lächele erfolgt ohne Bezahlung, ein Mindestlohn für Lebensunterhalt plus notwendige Versicherungen und Sozialabgaben zahlt die Missionsgesellschaft VDM. Dieser Betrag soll jedoch in Form von monatlichen Spenden durch persönliche Sponsoren des Paares wieder bei der Missionsgesellschaft eingehen. „Es fällt uns unglaublich schwer, über Freunde oder Familienangehörige um Spenden zu bitten“, sagt Marielene Lächele. Das sei von allen Dingen der unangenehmste Teil, doch anders könne die Familie nicht nach Peru.
Dr. Klaus-Dieter John kommt im März auf Vortragsreise nach Deutschland und wird auch in Laichingen und Konstanz über das Wirken von Diospi Suyana berichten. Die evangelische Kirchengemeinde Laichingen lädt am 1. März um 9.30 Uhr zu einer digitalen Präsentation ein – über die Geschichte des Missionshospitals Diospi Suyana in den Anden Perus. Die Nachfahren der Inkas werden laut Mitteilung ausgebeutet und wie Menschen dritter Klasse behandelt und leben zum größten Teil im so genannten „Armenhaus“Perus, Apurímac. Viele Kinder sterben bereits im Säuglingsalter.
Nicht nur aus Mangel an Ärzten, denn auf 10000 Menschen kommen gerade mal vier Mediziner. Sie können sich oft nicht einmal die Fahrt zum Krankenhaus in die nächste Stadt, geschweige denn die Behandlung, leisten.
Das Wiesbadener Ärzte-Ehepaar Martina und Klaus-Dieter John hat mit dem Verein Diospi Suyana, Darmstadt, nach dem Vorbild von Albert Schweitzer eine medizinische Versorgung ermöglicht. Das Armenkrankenhaus in Curahuasi wurde im August 2007 eingeweiht und es wurden bereits über 360000 Patienten behandelt. Außerdem betreibt Diospi Suyana laut Mitteilung ein Kinderclubhaus, eine internationale christliche Schule und ein Medienzentrum, in dem Radio- und TV-Sendungen produziert werden.
Die Kinderärztin und der Chirurg leben unter den Quechuas in Peru. In Anerkennung ihrer Arbeit erhielten sie im April 2018 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Die Präsentation beinhaltet Bilder über Land und Leute, die Geschichte der Inkas und den Traum zweier Menschen mit einer besonderen Vision. Referent ist Krankenhausdirektor Dr. Klaus-Dieter John. Dabei wird er auch seine beiden Bücher über die Geschichte von Diospi Suyana vorstellen. Die Veranstaltung ist kostenlos.