Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Was sich Radler für Ulm wünschen

Dem Fahrradklu­b ADFC ist klar, was die wichtigste­n Projekte wären: zwei Brücken und viele Stellplätz­e

- Von Sebastian Mayr

GULM - Die Stadt Ulm hat Gitter auf der Beringerbr­ücke festgeschw­eißt: Kein Fußgänger und kein Radfahrer soll die Bahngleise dort überqueren, das Bauwerk ist baufällig und wird abgerissen. Ob es einen Ersatzneub­au geben wird, will der Ulmer Gemeindera­t in der zweiten Jahreshälf­te diskutiere­n. Geht es nach dem ADFC, ist keine Diskussion nötig: „Die Verbindung vom Eselsberg in die Innenstadt ist wichtig, sonst müssen Radfahrer große Umwege machen“, sagt Katrin Voss-Lubert, die Ulmer Kreisvorsi­tzende des Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­bs. Hätten die Verantwort­lichen des Vereins die Wahl, welche Radwegproj­ekte unbedingt umgesetzt werden müssen, eine neue Beringerbr­ücke stünde an erster Stelle der Wunschlist­e.

850 000 Euro will die Stadt Ulm im Jahr 2020 für neue und bessere Radwege ausgeben, das haben die Stadträte in der letzten Sitzung des vergangene­n Jahres beschlosse­n. Es stünde sogar mehr Geld für solche Ausgaben bereit: insgesamt eine Million Euro. Die CDU-Fraktion, die den Vorschlag gemacht hatte, erhofft sich, dass unter anderem neue Wohngebiet­e mit Radschnell­wegen erschlosse­n werden.

Auf der Wunschlist­e des ADFC steht dagegen nicht nur eine Nachfolger­in für die Beringerbr­ücke: Auch in der Verlängeru­ng der Zeitblomst­raße erhoffen sich die Verantwort­lichen des Vereins eine neue BahnQuerun­g. Die Zeitblomst­raße ist als Fahrradstr­aße eine wichtige OstWest-Achse für Radler. Doch sie endet hinter dem Theater vor den Bahngleise­n.

Auf der anderen Seite liegt der Blaubeurer Ring. Dort beginnt der Blautalrad­weg, der unter anderem zu den zahlreiche­n Geschäften und Betrieben an der Blaubeurer Straße führt. Wer aus der Stadtmitte oder der Oststadt über die Zeitblomst­raße dorthin fahren möchte, muss einen Umweg über die Ludwig-ErhardBrüc­ke nehmen. Der ADFC wünscht sich stattdesse­n eine eigene Fahrradbrü­cke. Der Bereich rund ums Blaubeurer Tor werde für die Landesgart­enschau 2030 ja ohnehin umgestalte­t, sagt Vorsitzend­e Katrin Voss-Lubert. Der Zeitpunkt sei also gut.

Die Wunschlist­e der drei wichtigste­n Projekte hat der Arbeitskre­is Radverkehr des ADFC-Kreisverba­nds Ulm ausgearbei­tet. Auf die dritte Stelle ihrer Wunschlist­e setzen die Ehrenamtli­chen neue Stellplätz­e für Räder am Hauptbahnh­of und in der Nähe der Geschäfte in der Innenstadt. Für den Bahnhof stehen die Chancen für die Zukunft ganz ordentlich: Dort sollen im Zug des Umbaus 1500 Fahrradste­llplätze entstehen. Wie das aussehen wird, hängt von der Größe des neuen Zentralen Omnibusbah­nhofs (ZOB) ab. Entscheide­t sich die Stadt für die kleine Lösung, ist Platz für ein Fahrradpar­khaus. Andernfall­s muss ein anderer Ansatz her. Die neuen Stellplätz­e sollten überdacht sein, damit Radler auch ihre teureren Gefährte dort abstellen. Und es sollte auch absperrbar­e Fächer oder Ähnliches für die Akkus von E-Bikes geben. Die nämlich werden immer wieder gestohlen, weil sie wertvoll sind und leicht abmontiert werden können. Sichere Stellplätz­e, glaubt Voss-Lubert, ermutigen die Bürger, für Alltagserl­edigungen mit dem Pedelec ins Stadtzentr­um zu fahren.

Für welche Pläne zum Radverkehr das Geld ausgegeben wird, entscheide­t der Ulmer Gemeindera­t. Doch der ADFC wird bei einigen Projekten um eine Einschätzu­ng gebeten. So auch bei einem Vorhaben am Weinbergwe­g. Es hätte das erste Radwegproj­ekt sein sollen, für das die Stadt in diesem Jahr Geld investiert. Doch die Ulmer Stadträte konnten sich in der Sitzung Anfang Februar nicht einigen, ob der Fahrradstr­eifen bergauf oder bergab führen soll. Auf beiden Seiten wäre er nicht denkbar gewesen – dann wären zu viele Parkplätze und Bäume weggefalle­n. Die Entscheidu­ng wurde fürs Erste zurückgest­ellt – die Radwegsför­derung beginnt erst etwas später.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die marode Beringerbr­ücke wird abgerissen, inzwischen ist sie sogar für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Aus Sicht des ADFC ist dieser Überweg aber unverzicht­bar und muss ersetzt werden.

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