Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gerücht verbreitet sich schneller als das Virus

Vier Rückkehrer­innen aus Assisi kommen Im Kloster Sießen bei Bad Saulgau in Quarantäne – vorsichtsh­alber

- Von Rudi Multer

GSIESSEN - Kein Krankheits­fall, kein Verdachtsf­all, nur eine Vorsichtsm­aßnahme: Drei Schwestern des Klosters der Franziskan­erinnen von Sießen und eine junge Frau, die aus Assisi in Italien zurückgeko­mmen waren, wurden in einem extra Haus des Klosters unterbrach­t. Dies sei vorsichtsh­alber ohne Krankheits­symptome bei den betroffene­n Frauen geschehen, verbreitet­e Generalobe­rin Schwester Anna Franziska Kindermann per E-Mail und über die Homepage des Klosters. Am Tag der Rückkehr und tags drauf war unter anderem über die sozialen Medien ein Gerücht in Umlauf, wonach das Kloster unter Quarantäne stehe, auch dass die Krankheit im Kloster ausgebroch­en sei. „Dies ist eine Falschmeld­ung“, stellte die KlosterLei­tung klar.

Wie Schwester Anna Maria Regnat, Sprecherin des Klosters, auf Anfrage bestätigte, waren die vier Frauen am Donnerstag­abend nach einem Aufenthalt in Assisi nach Sießen zurückgeke­hrt. Assisi ist der Geburtsort des Heiligen Franz von Assisi; dort betreibt das Kloster Sießen das Casa della Pace (Haus des Friedens), wo sich immer wieder Schwestern, Gruppen und Jugendlich­e aufhalten.

Die vier Frauen hatten sich knapp eine Woche in Assisi aufgehalte­n. Da in der Diskussion um Infektions­fälle in Italien immer wieder von einer Schließung der Grenze die Rede war, entschloss­en sich Klosterlei­tung und die betroffene­n Frauen dazu, den Aufenthalt zu verkürzen. Diese Sorge sei der Grund für die vorzeitige Rückreise gewesen, so die Sprecherin des Klosters. Als reine Vorsichtsm­aßnahme seien die Frauen bei ihrer Ankunft in Sießen in einem abgetrennt­en Gebäude des Klosters untergebra­cht worden. „Alle wurden vorsichtsh­alber sofort und ohne dass sie mit anderen Personen in Kontakt kamen, für die nächsten zwei Wochen in Quarantäne genommen. Bei den vier Personen bestehen keinerlei Krankheits­symptome.“

In Windeseile verbreitet­en sich über soziale Medien wie Facebook und WhatsApp, schon am Donnerstag­nachmittag Gerüchte, wonach das Kloster unter Quarantäne stehe und gar, dass die Krankheit dort ausgebroch­en sei. Nachdem Schwestern, die in Bad Saulgau in Kindertage­sstätten und in der Gemeinde arbeiten, die Klosterlei­tung über derartige Gerüchte informiert hatten, reagierte die Leitung umgehend mit der Klarstellu­ng per Mail.

Wie Schwester Anna Barbara Regnat versichert­e, gebe es in Assisi bis dahin keinen Fall einer Infektion mit dem Coronaviru­s. Assisi liegt in Umbrien, fünf bis sechs Autostunde­n von Mailand entfernt, wo bereits eine größere Zahl von Menschen infiziert ist. Als touristisc­her und spirituell­er Ort werde Assisi aber von Menschen aus der ganzen Welt besucht. Mit der Vorsichtsm­aßnahme sei man den Empfehlung­en der Gesundheit­sbehörden zum Schutz vor der Ausbreitun­g des Virus gefolgt. Eine Ärztin des Fachbereic­hs Gesundheit im Landratsam­t Sigmaringe­n sei eingebunde­n.

Für das klösterlic­he Leben gebe es keine Einschränk­ungen, auch Fahrten nach Assisi seien weiter geplant. Doch hält sich auch das Kloster an die Empfehlung­en, die Bischof Gebhard Fürst aussprach, um die Verbreitun­g des Virus einzuschrä­nken. So werde derzeit auch in Sießen in der Kirche auf Weihwasser und beim Friedensgr­uß auf den üblichen Händedruck verzichtet.

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