Wie ein Fitnessstudio in Sachen Rechtsstaat
Schüler lernen in Planspielen Aufgaben und Arbeitsweise von Polizei und Justiz kennen
BÖBLINGEN (lsw) - In Baden-Württemberg ist ein Projekt gestartet, das Schülern den Rechtsstaat näherbringen soll. Ziel sei es, Schüler über die Aufgaben und die Arbeitsweise von Polizei und Justiz aufzuklären, indem die Schüler staatliche Normen in Planspielen kennenlernen. Das teilten Justizminister Guido Wolf und Innenminister Thomas Strobl (beide CDU) am Montag mit.
Bei der Auftaktveranstaltung im Albert-Einstein-Gymnasium in Böblingen sagte Minister Wolf zu den Schülern: „Ihr seid Teil einer Generation – die gerade auch in den letzten Monaten – gezeigt hat, dass sie sich für gesellschaftliche Themen interessiert und sich für gemeinsame Ziele einsetzt.“Minister Wolf wünscht sich nach eigenen Worten, dass sich die Schüler auch für den Rechtsstaat einsetzen.
Die vielen kleinen Angriffe auf den Rechtsstaat im Internet seien gefährlich, erklärte Strobl. Der Innenminister zeigte sich besorgt über Rassismus oder Kinderpornografie in Klassenchats. Das sei der Nährboden für Hass und Gewalt. „Mein Appell an Euch ist: Sagt Nein!“
Vertreter aus Justiz, Polizei und Anwaltschaft begleiten den Unterricht, der aus drei Projektstunden von je 90 Minuten besteht. Insgesamt haben sich 500 Interessenten aus diesem Bereich gemeldet, von denen zum jetzigen Stand 370 zu Dozenten geschult wurden.
Das Projekt ist Teil des „Impulsprogramms für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, das die Landesregierung im März 2019 beschloss. 20 Millionen Euro stehen zur Verfügung, davon laut Justizministerium rund 140 000 Euro für das Projekt an den Schulen. Schulleiterin Grit Steiner meinte: „Gerade wegen den jüngsten Vorfällen in Hanau und Halle ist es uns wichtig, Schüler für den Rechtsstaat zu sensibilisieren.“Das Albert-Einstein-Gymnasium ist die erste Schule im Südwesten, die das Projekt durchführt.
Bei der Auftaktveranstaltung von „Rechtsstaat macht Schule“stellten Schüler einer 9. Klasse des Gymnasiums eine Gerichtsverhandlung nach. Angeklagt waren in dem Beispiel zwei Schüler, die einen jüngeren Schüler geschlagen und seine Kopfhörer geklaut hatten. Am Ende fällt das Urteil: Raub mit gefährlicher Körperverletzung. Die Täter bekommen zwei Wochen Jugendarrest.