„Ding des Jahres“: Linus mit Brötchenrutsche im Finale
An der praktischen Erfindung des Ertinger Schülers haben schon einige Bäckereien Interesse bekundet
ERTINGEN - Hat Linus Baur aus Ertingen das „Ding des Jahres“erfunden? Das erfahren die Zuschauer der gleichnamigen Fernsehshow am Mittwoch, 4. März, ab 20.15 Uhr auf ProSieben. Dann ist der Zehnjährige mit seiner Brötchenrutsche nochmals im Finale zu sehen. Als jüngster Nachwuchserfinder tritt er gegen die anderen vier Gewinner der insgesamt fünf Jugendduelle an, die Dinge wie einen „Energiefußboden“, einen „Mikrofaserfilter“oder einen „Ortho-Load-Tracker“erfunden haben.
Die Idee zu seiner Brötchenrutsche kam dem pfiffigen Buben bei der Müllentsorgung, die im Gegensatz zu Fußball oder Schwimmen nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt. Beim Sortieren war ihm aufgefallen, dass sich relativ viele Bäckertüten ansammeln. Aus hygienischen Gründen darf man die Einkaufstasche oder den Korb aber nicht einfach über die Theke reichen, um den Papiermüll zu vermeiden, ließ man ihn wissen. „Dann müssen die Brötchen eben zur Tasche kommen“, folgerte Linus und machte sich ans Erfinden. Als er seinen jüngeren Bruder auf der Rutsche beobachtete, kam die zündende Idee. Zunächst fertigte er eine Skizze an, wie die Vorrichtung aussehen könnte. Mit Mutters Hilfe entstand ein zunächst ein Modell aus Pappe und Plexiglas. Damit belegte er beim ErfinderWettbewerb
von Artur Fischer den dritten Platz. Danach wurde Linus auf die Nürnberger Erfindermesse IENA eingeladen. Von dort kehrte er sogar mit einer Silbermedaille zurück – und einem Preisgeld von 1000 Euro.
Mittlerweile hatte ihn auch Stefan Raabs Produktionsfirma auf dem Schirm. Die Einladung zu „Das Ding des Jahres“nahm der Schüler, der die fünfte Klasse des Riedlinger Kreisgymnasiums besucht, ohne zu zögern an. Dafür wurde eine funktionsfähige Brötchenrutsche gefertigt, die an einer Bäckereitheke angebracht werden kann. Die einzelnen Folgen der Staffel wurden bereits im Herbst vorigen Jahres in einem Studio in Köln aufgezeichnet. In der ersten Folge hatte es Linus mit einem 15-Jährigen aus Kornwestheim zu tun, der eine „intelligente Arbeitslampe“erfunden hat, einen Lampenroboter mit Handverfolgungserkennung. Die Mehrheit der 500 Zuschauer votierte jedoch für die Brötchenrutsche, die Linus zusammen mit seinen Brüdern Philip (acht) und David (13) präsentierte. Rund eine Woche lang hatte sich die Familie darauf vorbereitet. In Ertingen fanden außerdem Dreharbeiten für die Einspieler statt.
Bereits zwei Wochen nach der ersten Folge wurde das Finale der Staffel produziert. Über den Ausgang haben alle Beteiligten Stillschweigen vereinbart. Nur so viel darf verraten werden: Linus Baur stand diesmal ohne brüderliche Begleitung vor der Kamera. Statt einer Präsentation wie in den ersten fünf Folgen gab es diesmal nur jeweils einen kurzen Erklärfilm. „Das musste im Finale alles sehr schnell gehen“, berichtet Vater Holger Baur. Linus sei auch etwas aufgeregt gewesen: „Wer ihn kennt, hat es schon gemerkt.“Dennoch hat er es mit Bravour geschafft und von den „Experten“viel Lob bekommen. Die durften im Finale auch ein Votum abgeben. „Er hat sich richtig Gedanken darüber gemacht, wie man es perfekt in bestehende Bäckereien einbinden kann. Großen Respekt“, meinte beispielsweise Moderator Joko Winterscheidt. Bereits nach der ersten Folge hatte er sich als „unfassbar begeistert und stolz“bezeichnet. „Extrem einfach, aber praktikabel“, war die Meinung von Rewe-Chefeinkäufer Hans-Jürgen Moog: „Eine geniale Erfindung, und ich bin überrascht, dass es so etwas noch nicht gibt.“
In der realen Welt der Teigwaren ist die Brötchenrutsche bislang tatsächlich nur in der Ertinger Bäckerei Kapp im Einsatz. Doch dabei soll es nicht bleiben. Die Riedlinger Firma ME-Di-Tec von Linus’ Onkel Erhard Münch hat den Vertrieb übernommen. Die Brötchenrutsche ist je nach Verkaufstheke in zwei Varianten zu haben: als Modell „Linus“mit gebogener und als Modell „David“mit gerader Rutsche. Die Nachfrage sei schon recht groß, seitdem die Brötchenrutsche in „Das Ding des Jahres“vorgestellt wurde, berichtet Holger Baur. Interessenten seien sowohl Einzelbäckereien als auch Filialisten. Der Ertinger Bäcker Joachim Kapp verweist auf das Einsparpotenzial: Das Verpackungsmaterial schlage bei ihm mit jährlich rund 5000 Euro zu Buche. Vom Verkaufserlös der Brötchenrutsche profitiert auch ihr Erfinder mit einem „kleinen Obolus“, verspricht der Vater. Beim Deutschen Patent- und Markenamt ist für die Erfindung von Linus mittlerweile für zehn Jahre Gebrauchsmusterschutz eingetragen worden.