Coronavirus beschäftigt auch Ehingen
Normaler Betrieb an Schulen und Kindergärten in Ehingen – Acht Verdachtsfälle negativ getestet
Firmen beobachten die Situation, normaler Betrieb an den Schulen.
EHINGEN - Die Ausbreitung des Coronavirus bereitet vielen Menschen weiterhin Sorgen, die Reaktionen lassen nicht auf sich warten. Es wird von leeren Supermarkt-Regalen berichtet, Firmen treffen Schutzmaßnahmen und das Kultusministerium Baden-Württemberg hat an alle Schulen und Kindergärten Empfehlungen abgegeben. Auch in Ehingen wird die Situation genau beobachtet.
„Es sind keine Lehrer oder Schüler wegen des Coronavirus zu Hause geblieben“, sagt Tobias Sahm, Leiter des Johann-Vanotti-Gymnasiums am Montag. Personen, die in den vergangenen zwei Wochen in einem Risikogebiet waren, hatte das Kultusministerium aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Natürlich rede man mit den Schülern über das Thema, erklärt Sahm. „Wir weisen darauf hin, dass Hygienemaßnahmen der beste Schutz sind.“
„Es läuft alles ganz normal, es ist relativ ruhig“, sagt auch Alexander Bochtler, Leiter der Realschule und geschäftsführender Schulleiter in Ehingen, am ersten Tag nach den Winterferien. Eine Mutter habe am Morgen lediglich nachgefragt, ob der Schwimmunterricht stattfinden kann. Die Lehrer und der Elternbeirat seien informiert worden, sagt Bochtler. Rückmeldungen, dass jemand in einem Risikogebiet verweilte, habe es keine gegeben. Sowohl vom Kultusministerium wie auch vom Regierungspräsidium und vom Schulamt habe die Schule bereits Verhaltensempfehlungen erhalten. Wie man sich am besten vor einer Ansteckung schützen kann, würden die Lehrer mit den Schülern konkret besprechen. „Außerdem schauen wir natürlich, dass genügend Papierhandtücher und Seife da sind und nicht ausgehen“, so Bochtler.
Die Anweisungen des Kultusministeriums betreffen auch die Kindergärten im Land. Bei den Kindergärten in Ehingen scheint am Montag nach den Ferien aber ebenfalls alles ruhig geblieben zu sein, so das Ergebnis einer Umfrage der SZ. „Wir nehmen aktuell keine Besonderheiten wahr“, erklärt Anna Draksimovic von der Ehinger Stadtverwaltung.
Von Panik kann auch beim Einkaufsverhalten der Ehinger keine Rede sein. Leere Regale, wie man sie in einigen Supermärkten in Deutschland schon im Fernsehen gesehen hat, gibt es zumindest am Wenzelstein nicht. „Man merkt ein bisschen, dass die Leute mehr einkaufen“, sagt Bumis-Chef Michael Bumiller. „Mehl und Öl sind zurzeit stärker nachgefragt.“Hinzu komme, dass die Leute zu Beginn des Monats immer etwas mehr einkaufen würden. „Da wird dann alles gekauft, was ausgegangen ist, zum Beispiel Klopapier“– und wofür dann wieder das nötige Geld da sei, erklärt Bumiller. Doch Kunden müssten sich keine Sorgen machen, denn beim Mehl gebe es „ein paar tausend Päckchen“als Nachschub. Gedanken mache sich aber doch der eine oder andere Kunde. „Am Samstag hat mich ein Kunde, der gerade im Schwarzwald war, angerufen und gefragt, ob denn noch Mehl da sein wird, wenn er am Montag einkaufen kommt“, erzählt Bumiller.
Die Pressestelle der Rewe Group erklärt: „Wir haben bundesweit eine verstärkte Nachfrage nach lang haltbaren Lebensmitteln, Nährmitteln, Konserven, Drogerie.“Es gebe aber keine Engpässe in der Warenversorgung. „Die Frequenz der Belieferung der Rewe- und Penny-Märkte haben wir erhöht. Wir sind gut auf die Situation vorbereitet.“
Die Firma Bottenschein hat ihren „Tag der Reise“abgesagt, der Busreisen-Info-Nachmittag der Firma Fuchs in Allmendingen am Sonntag, 8. März, hingegen wird wie geplant stattfinden. „Das Einzugsgebiet der Menschen, die zu uns kommen, ist nicht so groß“, begründet Wolfgang Fuchs die Entscheidung. Sorgen in der Bevölkerung nehme er durchaus wahr und auch Kunden hätten sich schon gemeldet. Absagen habe es zwar noch keine gegeben, doch zwei Leute hätten wegen einer Italienreise Bedenken geäußert „und wollen es sich noch überlegen“. Am Reiseprogramm lasse sich ohnehin nichts mehr ändern, so Fuchs. Jetzt komme es darauf, „wie sich die Situation entwickelt“.
Liebherr beobachte die Situation um die Ausbreitung des Coronavirus intensiv und stehe in engem Austausch mit mehreren nationalen und internationalen Behörden, so ein Statement der Firmengruppe Liebherr. „Auf dieser Grundlage können wir schnell die richtigen Entscheidungen treffen, um Infektionsrisiken für unsere Mitarbeiter und deren Angehörige zu reduzieren.“Die mehr als 48 000 Liebherr-Mitarbeiter seien angehalten, Geschäftsreisen in die gefährdeten Gebiete nach Möglichkeit zu verschieben und generell größere Veranstaltungen zu meiden. „Die Geschäftsführungen und Personalabteilungen aller Liebherr-Gesellschaften weltweit sind sensibilisiert. Sie reagieren flexibel entsprechend der Situation vor Ort, zum Beispiel mit Regelungen zum Arbeiten von zu Hause aus für Mitarbeiter, die kürzlich aus gefährdeten Regionen zurückgekehrt sind.“
Verlässliche Prognosen über die Auswirkungen des Coronavirus auf den Geschäftsverlauf der Firmengruppe Liebherr seien aufgrund der dynamischen Entwicklung aktuell kaum möglich. „Bislang blieben größere Beeinträchtigungen in der Wertschöpfungskette aus. Wo diese – derzeit vor allem in China – punktuell auftreten, gehen wir aktuell davon aus, die Auswirkungen im Jahresverlauf kompensieren zu können.“
Die Handwerkskammer Ulm hat auf ihrer Webseite Informationen öffentlicher Stellen zusammengetragen. „Die Handwerksbetriebe können sich auf der genannten Seite informieren und die entsprechenden Maßnahmen zum Schutz eigenverantwortlich ergreifen. Mit mehr können wir nicht dienen“, erklärt Nina Schaible von der Handwerkskammer. „Handwerksbetriebe sind wie alle Teile des öffentlichen Lebens vom Virus betroffen – aktuell vor allem durch Unsicherheit über den richtigen Umgang.“
Im Kreistagsausschusses für Umwelt und Technik gab der stellvertretende Landrat Markus Möller am Montag einen kurzen aktuellen Überblick über die Situation bezüglich des Coronavirus für den Alb-Donau-Kreis und Ulm. Er betonte die Notwendigkeit der eingerichteten Hotline, denn so würden die gemeinsame Rettungsleitstelle sowie die Rettungsdienste von Anrufen entlastet. Außerdem konnte er verkünden, dass die acht an die Uniklinik verwiesenen Verdachtsfälle, die über die Hotline Rat gesucht hatten, negativ getestet worden sind. Möller riet deutlich von übertriebener Sorge ab: „Gerade in unserer Region sind wir bestens aufgestellt, mit drei Kreisklinik-Standorten, der Uniklinik und dem Bundeswehrkrankenhaus.“