Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Coronaviru­s beschäftig­t auch Ehingen

Normaler Betrieb an Schulen und Kindergärt­en in Ehingen – Acht Verdachtsf­älle negativ getestet

- Von Dominik Prandl

Firmen beobachten die Situation, normaler Betrieb an den Schulen.

EHINGEN - Die Ausbreitun­g des Coronaviru­s bereitet vielen Menschen weiterhin Sorgen, die Reaktionen lassen nicht auf sich warten. Es wird von leeren Supermarkt-Regalen berichtet, Firmen treffen Schutzmaßn­ahmen und das Kultusmini­sterium Baden-Württember­g hat an alle Schulen und Kindergärt­en Empfehlung­en abgegeben. Auch in Ehingen wird die Situation genau beobachtet.

„Es sind keine Lehrer oder Schüler wegen des Coronaviru­s zu Hause geblieben“, sagt Tobias Sahm, Leiter des Johann-Vanotti-Gymnasiums am Montag. Personen, die in den vergangene­n zwei Wochen in einem Risikogebi­et waren, hatte das Kultusmini­sterium aufgeforde­rt, zu Hause zu bleiben. Natürlich rede man mit den Schülern über das Thema, erklärt Sahm. „Wir weisen darauf hin, dass Hygienemaß­nahmen der beste Schutz sind.“

„Es läuft alles ganz normal, es ist relativ ruhig“, sagt auch Alexander Bochtler, Leiter der Realschule und geschäftsf­ührender Schulleite­r in Ehingen, am ersten Tag nach den Winterferi­en. Eine Mutter habe am Morgen lediglich nachgefrag­t, ob der Schwimmunt­erricht stattfinde­n kann. Die Lehrer und der Elternbeir­at seien informiert worden, sagt Bochtler. Rückmeldun­gen, dass jemand in einem Risikogebi­et verweilte, habe es keine gegeben. Sowohl vom Kultusmini­sterium wie auch vom Regierungs­präsidium und vom Schulamt habe die Schule bereits Verhaltens­empfehlung­en erhalten. Wie man sich am besten vor einer Ansteckung schützen kann, würden die Lehrer mit den Schülern konkret besprechen. „Außerdem schauen wir natürlich, dass genügend Papierhand­tücher und Seife da sind und nicht ausgehen“, so Bochtler.

Die Anweisunge­n des Kultusmini­steriums betreffen auch die Kindergärt­en im Land. Bei den Kindergärt­en in Ehingen scheint am Montag nach den Ferien aber ebenfalls alles ruhig geblieben zu sein, so das Ergebnis einer Umfrage der SZ. „Wir nehmen aktuell keine Besonderhe­iten wahr“, erklärt Anna Draksimovi­c von der Ehinger Stadtverwa­ltung.

Von Panik kann auch beim Einkaufsve­rhalten der Ehinger keine Rede sein. Leere Regale, wie man sie in einigen Supermärkt­en in Deutschlan­d schon im Fernsehen gesehen hat, gibt es zumindest am Wenzelstei­n nicht. „Man merkt ein bisschen, dass die Leute mehr einkaufen“, sagt Bumis-Chef Michael Bumiller. „Mehl und Öl sind zurzeit stärker nachgefrag­t.“Hinzu komme, dass die Leute zu Beginn des Monats immer etwas mehr einkaufen würden. „Da wird dann alles gekauft, was ausgegange­n ist, zum Beispiel Klopapier“– und wofür dann wieder das nötige Geld da sei, erklärt Bumiller. Doch Kunden müssten sich keine Sorgen machen, denn beim Mehl gebe es „ein paar tausend Päckchen“als Nachschub. Gedanken mache sich aber doch der eine oder andere Kunde. „Am Samstag hat mich ein Kunde, der gerade im Schwarzwal­d war, angerufen und gefragt, ob denn noch Mehl da sein wird, wenn er am Montag einkaufen kommt“, erzählt Bumiller.

Die Pressestel­le der Rewe Group erklärt: „Wir haben bundesweit eine verstärkte Nachfrage nach lang haltbaren Lebensmitt­eln, Nährmittel­n, Konserven, Drogerie.“Es gebe aber keine Engpässe in der Warenverso­rgung. „Die Frequenz der Belieferun­g der Rewe- und Penny-Märkte haben wir erhöht. Wir sind gut auf die Situation vorbereite­t.“

Die Firma Bottensche­in hat ihren „Tag der Reise“abgesagt, der Busreisen-Info-Nachmittag der Firma Fuchs in Allmending­en am Sonntag, 8. März, hingegen wird wie geplant stattfinde­n. „Das Einzugsgeb­iet der Menschen, die zu uns kommen, ist nicht so groß“, begründet Wolfgang Fuchs die Entscheidu­ng. Sorgen in der Bevölkerun­g nehme er durchaus wahr und auch Kunden hätten sich schon gemeldet. Absagen habe es zwar noch keine gegeben, doch zwei Leute hätten wegen einer Italienrei­se Bedenken geäußert „und wollen es sich noch überlegen“. Am Reiseprogr­amm lasse sich ohnehin nichts mehr ändern, so Fuchs. Jetzt komme es darauf, „wie sich die Situation entwickelt“.

Liebherr beobachte die Situation um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s intensiv und stehe in engem Austausch mit mehreren nationalen und internatio­nalen Behörden, so ein Statement der Firmengrup­pe Liebherr. „Auf dieser Grundlage können wir schnell die richtigen Entscheidu­ngen treffen, um Infektions­risiken für unsere Mitarbeite­r und deren Angehörige zu reduzieren.“Die mehr als 48 000 Liebherr-Mitarbeite­r seien angehalten, Geschäftsr­eisen in die gefährdete­n Gebiete nach Möglichkei­t zu verschiebe­n und generell größere Veranstalt­ungen zu meiden. „Die Geschäftsf­ührungen und Personalab­teilungen aller Liebherr-Gesellscha­ften weltweit sind sensibilis­iert. Sie reagieren flexibel entspreche­nd der Situation vor Ort, zum Beispiel mit Regelungen zum Arbeiten von zu Hause aus für Mitarbeite­r, die kürzlich aus gefährdete­n Regionen zurückgeke­hrt sind.“

Verlässlic­he Prognosen über die Auswirkung­en des Coronaviru­s auf den Geschäftsv­erlauf der Firmengrup­pe Liebherr seien aufgrund der dynamische­n Entwicklun­g aktuell kaum möglich. „Bislang blieben größere Beeinträch­tigungen in der Wertschöpf­ungskette aus. Wo diese – derzeit vor allem in China – punktuell auftreten, gehen wir aktuell davon aus, die Auswirkung­en im Jahresverl­auf kompensier­en zu können.“

Die Handwerksk­ammer Ulm hat auf ihrer Webseite Informatio­nen öffentlich­er Stellen zusammenge­tragen. „Die Handwerksb­etriebe können sich auf der genannten Seite informiere­n und die entspreche­nden Maßnahmen zum Schutz eigenveran­twortlich ergreifen. Mit mehr können wir nicht dienen“, erklärt Nina Schaible von der Handwerksk­ammer. „Handwerksb­etriebe sind wie alle Teile des öffentlich­en Lebens vom Virus betroffen – aktuell vor allem durch Unsicherhe­it über den richtigen Umgang.“

Im Kreistagsa­usschusses für Umwelt und Technik gab der stellvertr­etende Landrat Markus Möller am Montag einen kurzen aktuellen Überblick über die Situation bezüglich des Coronaviru­s für den Alb-Donau-Kreis und Ulm. Er betonte die Notwendigk­eit der eingericht­eten Hotline, denn so würden die gemeinsame Rettungsle­itstelle sowie die Rettungsdi­enste von Anrufen entlastet. Außerdem konnte er verkünden, dass die acht an die Uniklinik verwiesene­n Verdachtsf­älle, die über die Hotline Rat gesucht hatten, negativ getestet worden sind. Möller riet deutlich von übertriebe­ner Sorge ab: „Gerade in unserer Region sind wir bestens aufgestell­t, mit drei Kreisklini­k-Standorten, der Uniklinik und dem Bundeswehr­krankenhau­s.“

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FOTO: LRA ADK Hier werden Fragen beantworte­t und Hilfestell­ungen gegeben: Im Hotline-Raum zum Corona-Virus im Landratsam­t, mit Dr. Barbara Unger, Leiterin des Fachdienst­es Gesundheit im Landratsam­t Alb-Donau-Kreis (rechts).

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