Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Stunde der Apokalypti­ker

- G» untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Augenblick­lich suchen die Propheten des Untergangs noch nach einer passenden Textpassag­e in den Schriften des Nostradamu­s, um die derzeitige CoronaPand­emie nachträgli­ch vorhersage­n zu können. Dabei ist es gerade jetzt wenig klug, sich auf negative Szenarien zu konzentrie­ren. Unangenehm­es passiert in der Regel ja von selbst ohne aktives Zutun. Angenehmes hingegen bedarf der aufmerksam­en Förderung, Schönes will gesät, gehegt und geerntet werden.

Ein angenehmer Gedanke in diesen unsicheren Zeiten entsteht, wenn wir uns vor Augen führen, was wir nicht schon alles überstande­n haben. Die vom oben erwähnten Nostradamu­s und von diversen Religionsg­emeinschaf­ten vorausgesa­gten Weltunterg­änge zählen wir an dieser Stelle aus Platzgründ­en nicht auf, erwähnen vielleicht nur 1999, weil damals alle Welt fürchtete, selbige werde beim Datumswech­sel ins neue Jahrtausen­d garantiert explodiere­n. Anfang der 1990erJahr­e brachte uns der Rinderwahn­sinn an die Grenzen unserer kulinarisc­hen Möglichkei­ten, den ebenfalls erfreulich viele von uns ohne bleibende Schäden überlebt haben. 2018 haben wir sogar das deutsche WM-Aus überstande­n.

Damit wir in nicht allzu ferner Zukunft über Corona in der Vergangenh­eitsform reden können, ist es also einstweile­n das Klügste, zu Hause zu bleiben. „My home is my castle“, sagt ein englisches Sprichwort, womit gemeint ist, dass sein Daheim des Menschen Burg sei. Besonders wichtig dabei: den Burgfriede­n zu wahren. Und ein gutes Buch zur Hand nehmen. Es muss ja nicht unbedingt von Nostradamu­s sein. (nyf )

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FOTO: IMAGO IMAGES

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