Surrealer Alltag in 6000 Kilometer Entfernung
Ehemalige Munderkingerin erzählt von der Situation rund um die Pandemie in Abu Dhabi
GMUNDERKINGEN/ ABU DHABI Kein Thema bestimmt die Nachrichten und den Alltag der Menschen weltweit derzeit so wie das Coronavirus. Auch für Denise Ostermann ist derzeit Ausnahmezustand angesagt. Die ehemalige Munderkingerin wohnt seit einigen Jahren in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Arabischen Emirate. Lediglich der Persische Golf trennt das Land vom Iran – das Land, das derzeit mit rund 17 000 Infizierten nach China und Italien am stärksten von der Pandemie betroffen ist. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“beschreibt Denise Ostermann ihre Situation vor Ort.
„Die Lage ist hier ziemlich radikal. Fast stündlich gibt es Neuigkeiten dazu, was alles geschlossen wird“, macht Denise Ostermann deutlich. Seit zwei Wochen seien dort auch alle Kindergärten und Schulen geschlossen. „Zwei Hotels standen hier in Abu Dhabi unter Quarantäne wegen eines positives Falls während eines Radrennens. Es waren auch Leute betroffen, die dort nur Abendessen waren“, so die ehemalige Munderkingerin. Ebenfalls geschlossen sind mittlerweile Kinos, Vergnügungsparks, die Strände, kurz: Das Leben steht auch in Abu Dhabi still. Kurz bevor auch alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt wurden, konnte Denise Ostermann gerade noch bei einem Kamelrennen dabei sein. Für die sollte es die letzte große Freizeitaktivität auf nun unbestimmte Zeit werden.
Mittlerweile wurden die Bürger angehalten, wenn möglich, zu Hause zu arbeiten. Auch die Einreisebestimmungen haben sich täglich verschärft, Visas werden keine mehr ausgestellt, einige Flüge wurden gestrichen - der Transitverkehr stehe jedoch weiterhin zur Verfügung. Laut Denise Ostermann sei es jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis Restaurants und Einkaufszentren schließen.
„Seit ein paar Tagen dürfen in Restaurants auch keine Shisha's serviert werden. Moscheen haben verkürzte Gebetszeiten und die Leute werden gebeten, zu Hause zu beten. Ältere Menschen würden auch dazu aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen“, erzählt sie weiter. Für die 37-Jährige fühlt sich die ganze Situation derzeit eher surreal an.
„Es ist nicht wirklich leerer geworden. Als ich gestern ins Büro fuhr, war zwar nicht mehr so dichter Verkehr aber immer noch genug los. Die Einkaufszentren haben nun auch die Öffnungszeiten reduziert. Statt von 10 morgens bis Mitternacht haben diese nur noch von mittags bis 8 abends auf. Uns wurde von der Regierung versichert, dass unendlich viel Essen, Wasser und Medikamente vorhanden sind, um die Bevölkerung auf unbestimmte Zeit zu versorgen.“Panik merke man allerdings noch keine unter der Bevölkerung. „Die Regierung hat hier sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt und es wird sehr viel Geld durch die Zentralbank in die Wirtschaft gepumpt.“Hamsterkäufe seien in Abu Dhabi im Gegensatz zu Deutschland kein Thema. Sogar das Toilettenpapier wird nicht gehortet, aus einem einfachen Grund: „Das ist bei uns nicht so wichtig, denn hier gibt es Popo-Duschen“, erklärt die 37-Jährige amüsant. Statt mit Papier werde in den sanitären Einrichtungen mit Wasser gereinigt. Ein beliebter Fluchtort für die Bürger sei derzeit die Wüste, denn die bietet für alle genügend Platz. Zudem spiele der Bevölkerung laut Denise Ostermann wohl die Tatsache zu, dass es im Land schon recht warm sei.
„Das ist hoffentlich hilfreich im Kampf gegen die Verbreitung des Virus.“Doch wie überall auf der Welt müsse man nun einfach abwarten und sehen, was kommt. „Und vielleicht hilft neben Händewaschen ja auch noch ein bisschen beten“, sagt die ehemalige Munderkingerin hoffnungsvoll.
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