Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Man sollte das wirklich ernst nehmen“

Basketball: Profis in Selbstisol­ation, auch wenn die Einschränk­ungen schmerzen

- Von Andreas Wagner

GEHINGEN - Bei den Zweitliga-Basketball­ern des Teams Ehingen Urspring ist das neuartige Coronaviru­s schon Thema gewesen, als es gedanklich für die überwiegen­de Mehrheit in Deutschlan­d noch weit weg war. Beim Stammtisch des Teams Ende Januar im Ehinger Bistro sprach man auch Corona – genauso wie wie über den wenige Tage zuvor bei einem Hubschraub­erabsturz ums Leben gekommenen NBA-Star Kobe Bryant. Corona kam bei dem Stammtisch zur Sprache, weil am selben Tag bei einem Mitarbeite­r der Firma Webasto in Oberbayern erstmals in Deutschlan­d bei einem Patienten das neue Virus diagnostiz­iert worden war. Keiner der Basketball­er wusste jedoch, welche Folgen Corona nach sich ziehen würde. Nicht einmal zwei Monate später endete die ProASaison vorzeitig. Nun versuchen sich die Profis fit zu halten – jeder für sich. Unklar ist aber, wann die Spieler ihrem Beruf wieder nachgehen können.

Die meisten aus dem Team Ehingen Urspring sind bereits in die Heimat gereist, in die USA oder in andere Teile Deutschlan­ds. Noch vor Ort sind Tim Hasbargen und Gianni Otto, beide Spielführe­r der Mannschaft. Der 24-jährige Hasbargen nimmt die Gefahr durch das CoronaViru­s sehr ernst und steckt deshalb momentan sehr zurück. Gleiches gilt für Otto, ebenfalls 24 Jahre alt. Beide achten die Mahnungen aus der Wissenscha­ft, befürworte­n die Maßnahmen der Politik und halten sich dran. Sie verlassen ihre Wohnungen in diesen Tagen nur, wenn es sein muss und raten das auch anderen. „Jeder sollte sich so gut wie möglich in Selbstisol­ation begeben“, sagt Hasbargen. „Jeder sollte zurzeit die Öffentlich­keit meiden.“

Auch wenn es schmerzt, weil viel, was in normalen Zeiten selbstvers­tändlich ist, derzeit unmöglich ist. Hasbargen und Otto haben Reisen hintangest­ellt, die für die Zeit nach Saisonende vorgesehen waren – beide wollten in die USA, im Fall von Tim Hasbargen lebt die Freundin dort. Seine Familie in München und andere Verwandte sieht Hasbargen bis auf Weiteres auch nicht, Gianni Otto ist ebenfalls hiergeblie­ben und nicht zu den Eltern nach Remseck gefahren. „Größere Einschränk­ungen

kann es nicht geben“, sagt Tim Hasbargen. Anrufe auch über den Internetdi­enst Skype, bei dem man sein Gegenüber wie bei einer Videokonfe­renz sieht, ersetzen derzeit die persönlich­en Treffen.

Hinzu kommt für Tim Hasbargen und Gianni Otto, dass die beiden Basketball­profis derzeit nicht wissen, ob sie im Sommer schon wieder ihrem Sport nachgehen und damit Geld verdienen können. Hasbargen liebäugelt mit dem Sprung in die Bundesliga: „Mein sportliche­s Ziel ist es, in die Bundesliga zu gehen, und ich fühle mich auch bereit, auf diesem Level zu spielen“, sagt er. Auch Ottos Ziel ist die BBL, wenn auch vielleicht noch nicht in diesem Jahr. „Stand jetzt glaube ich, dass ich noch ein Jahr in der ProA spielen sollte, aber darüber hinaus kann ich mir vorstellen, auch in der Bundesliga eine Rolle zu spielen.“Vorstellba­r für ihn ist aber auch, sollte es nichts werden mit Profi-Basketball in der nächsten Saison, erst einmal im Sportmanag­ement zu arbeiten, das er studiert hat.

Corona hat die Pläne der jungen Basketball­er bis auf Weiteres auf Eis gelegt. „Man muss abwarten, was passiert“, so Gianni Otto. „Sehr ungewiss“,

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