Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Deutlich weniger Straftaten (aber nicht wegen Corona)

Straßenkri­minalität laut Polizei in Neu-Ulm rückläufig – Weniger Exhibition­ismus

- Von Michael Ruddigkeit

GNEU-ULM - Noch vor einem Jahr schien die Entwicklun­g alarmieren­d: Die Neu-Ulmer Polizei verzeichne­te einen starken Anstieg der Gewaltkrim­inalität. Pöbeleien und Prügeleien auf offener Straße hatten zugenommen. Bei den Körperverl­etzungen auf Straßen, Wegen und öffentlich­en Plätzen gab es einen Anstieg um 25 auf 58 Fälle. Die Polizei reagierte mit dem Konzept „Sichere Innenstadt“und zeigte massiv Präsenz. Offensicht­lich mit Erfolg: Die Zahl der Straftaten in Neu-Ulm ist deutlich rückläufig.

Das zeigt die Kriminalst­atistik der Polizeiins­pektion Neu-Ulm für das Jahr 2019, die jetzt veröffentl­icht wurde. Üblicherwe­ise werden die Zahlen bei einer Pressekonf­erenz erläutert. Die fiel dieses Jahr jedoch wegen der Corona-Krise aus. Die Zahlen geben aber auch so ein deutliches Bild ab.

Im Zuständigk­eitsbereic­h der Polizeiins­pektion – dazu gehören NeuUlm, Elchingen und Nersingen – wurden 2019 insgesamt 4551 Straftaten registrier­t. Das ist ein Rückgang um 459 Fälle oder 9,2 Prozent. Auch wenn man nur die Stadt Neu-Ulm betrachtet, in der ein Großteil der Straftaten anfällt, ging die Kriminalit­ätshäufigk­eitszahl nach unten. Das ist die Zahl der polizeilic­h bekannt gewordenen Fälle umgerechne­t auf 100 000 Einwohner. Sie lag 2019 bei 6974. Davor lag sie zeitweise bei über 7500 und damit ganz oben im Gebiet Schwaben Süd/West. Für Oberbürger­meister Gerold Noerenberg „eine traurige Spitzenrei­terrolle, die ich so nicht hinnehmen kann und will“, wie er erklärte.

Doch inzwischen ist nicht nur die Gesamtzahl der Fälle nach unten gegangen. Auch die Straßenkri­minalität, die vielen Bürgern besonders Angst macht, ist erstmals seit drei Jahren rückläufig. Darunter fallen alle Delikte die auf öffentlich­en Straßen, Wegen, Plätzen oder in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln begangen werden – von der Sachbeschä­digung bis zur Schlägerei. In diesem Bereich sank die Zahl der Fälle um 48 auf 681, was einen Rückgang um 6,6 Prozent bedeutet. Unter anderem wurden deutlich weniger exhibition­istische Handlungen registrier­t (minus 42,1 Prozent). Aber auch bei den gefährlich­en und schweren Körperverl­etzungen auf Straßen und Plätzen gab es einen überdurchs­chnittlich­en Rückgang um 20,7 Prozent oder zwölf Fälle.

Das spiegelt sich in der Entwicklun­g der Gewaltkrim­inalität insgesamt wider. Dazu gehören neben Körperverl­etzungen beispielsw­eise Sexualstra­ftaten und Raubdelikt­e. Erstmals seit 2015 verzeichne­te die Polizeiins­pektion Neu-Ulm hier wieder einen Rückgang, und zwar um 45 Fälle oder 20,1 Prozent. Die Aufklärung­squote

lag in diesem Bereich bei 82,7 Prozent. Insgesamt wurden 66,7 Prozent der Straftaten aufgeklärt, damit stieg die Quote um 2,6 Prozentpun­kte.

Im Bereich der Eigentumsd­elikte wurden voriges Jahr 1158 Fälle erfasst, 242 weniger als im Jahr davor (minus 17,3 Prozent). Nach Angaben der Polizei sind sie damit auf dem niedrigste­n Stand im Zehn-Jahres-Vergleich. Bei den Ladendiebs­tählen sanken die Fallzahlen um 14,9 Prozentpun­kte auf 275. Bemerkensw­ert: Etwa ein Drittel aller Ladendiebs­tähle wurde in der GlacisGale­rie begangen.

Fahrraddie­be griffen 226 Mal zu, ebenfalls seltener als im Vorjahr. Hier lag die Aufklärung­squote nur bei 11,5 Prozent – was aber eine Steigerung um immerhin 3,9 Prozentpun­kte bedeutet. Autoknacke­r schlugen insgesamt 77 Mal zu. Die Zahl dieser Fälle ging um knapp 38 Prozent zurück.

2019 wurden insgesamt 2300 Tatverdäch­tige ermittelt, 71 weniger als im Jahr davor. Davon waren 77 Prozent Männer. Der Anteil der nicht deutschen Staatsange­hörigen lag bei 43,9 Prozent.

Die Belastung der Polizeibea­mten in Neu-Ulm war weiterhin sehr hoch. Die Polizeiins­pektion verzeichne­te insgesamt 12 934 Einsätze. Das waren 750 mehr als im Jahr 2018, ein Plus von 6,2 Prozent und gleichzeit­ig ein neuer Rekord.

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