Deutlich weniger Straftaten (aber nicht wegen Corona)
Straßenkriminalität laut Polizei in Neu-Ulm rückläufig – Weniger Exhibitionismus
GNEU-ULM - Noch vor einem Jahr schien die Entwicklung alarmierend: Die Neu-Ulmer Polizei verzeichnete einen starken Anstieg der Gewaltkriminalität. Pöbeleien und Prügeleien auf offener Straße hatten zugenommen. Bei den Körperverletzungen auf Straßen, Wegen und öffentlichen Plätzen gab es einen Anstieg um 25 auf 58 Fälle. Die Polizei reagierte mit dem Konzept „Sichere Innenstadt“und zeigte massiv Präsenz. Offensichtlich mit Erfolg: Die Zahl der Straftaten in Neu-Ulm ist deutlich rückläufig.
Das zeigt die Kriminalstatistik der Polizeiinspektion Neu-Ulm für das Jahr 2019, die jetzt veröffentlicht wurde. Üblicherweise werden die Zahlen bei einer Pressekonferenz erläutert. Die fiel dieses Jahr jedoch wegen der Corona-Krise aus. Die Zahlen geben aber auch so ein deutliches Bild ab.
Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion – dazu gehören NeuUlm, Elchingen und Nersingen – wurden 2019 insgesamt 4551 Straftaten registriert. Das ist ein Rückgang um 459 Fälle oder 9,2 Prozent. Auch wenn man nur die Stadt Neu-Ulm betrachtet, in der ein Großteil der Straftaten anfällt, ging die Kriminalitätshäufigkeitszahl nach unten. Das ist die Zahl der polizeilich bekannt gewordenen Fälle umgerechnet auf 100 000 Einwohner. Sie lag 2019 bei 6974. Davor lag sie zeitweise bei über 7500 und damit ganz oben im Gebiet Schwaben Süd/West. Für Oberbürgermeister Gerold Noerenberg „eine traurige Spitzenreiterrolle, die ich so nicht hinnehmen kann und will“, wie er erklärte.
Doch inzwischen ist nicht nur die Gesamtzahl der Fälle nach unten gegangen. Auch die Straßenkriminalität, die vielen Bürgern besonders Angst macht, ist erstmals seit drei Jahren rückläufig. Darunter fallen alle Delikte die auf öffentlichen Straßen, Wegen, Plätzen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln begangen werden – von der Sachbeschädigung bis zur Schlägerei. In diesem Bereich sank die Zahl der Fälle um 48 auf 681, was einen Rückgang um 6,6 Prozent bedeutet. Unter anderem wurden deutlich weniger exhibitionistische Handlungen registriert (minus 42,1 Prozent). Aber auch bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen auf Straßen und Plätzen gab es einen überdurchschnittlichen Rückgang um 20,7 Prozent oder zwölf Fälle.
Das spiegelt sich in der Entwicklung der Gewaltkriminalität insgesamt wider. Dazu gehören neben Körperverletzungen beispielsweise Sexualstraftaten und Raubdelikte. Erstmals seit 2015 verzeichnete die Polizeiinspektion Neu-Ulm hier wieder einen Rückgang, und zwar um 45 Fälle oder 20,1 Prozent. Die Aufklärungsquote
lag in diesem Bereich bei 82,7 Prozent. Insgesamt wurden 66,7 Prozent der Straftaten aufgeklärt, damit stieg die Quote um 2,6 Prozentpunkte.
Im Bereich der Eigentumsdelikte wurden voriges Jahr 1158 Fälle erfasst, 242 weniger als im Jahr davor (minus 17,3 Prozent). Nach Angaben der Polizei sind sie damit auf dem niedrigsten Stand im Zehn-Jahres-Vergleich. Bei den Ladendiebstählen sanken die Fallzahlen um 14,9 Prozentpunkte auf 275. Bemerkenswert: Etwa ein Drittel aller Ladendiebstähle wurde in der GlacisGalerie begangen.
Fahrraddiebe griffen 226 Mal zu, ebenfalls seltener als im Vorjahr. Hier lag die Aufklärungsquote nur bei 11,5 Prozent – was aber eine Steigerung um immerhin 3,9 Prozentpunkte bedeutet. Autoknacker schlugen insgesamt 77 Mal zu. Die Zahl dieser Fälle ging um knapp 38 Prozent zurück.
2019 wurden insgesamt 2300 Tatverdächtige ermittelt, 71 weniger als im Jahr davor. Davon waren 77 Prozent Männer. Der Anteil der nicht deutschen Staatsangehörigen lag bei 43,9 Prozent.
Die Belastung der Polizeibeamten in Neu-Ulm war weiterhin sehr hoch. Die Polizeiinspektion verzeichnete insgesamt 12 934 Einsätze. Das waren 750 mehr als im Jahr 2018, ein Plus von 6,2 Prozent und gleichzeitig ein neuer Rekord.