Schwäbische Zeitung (Ehingen)

1,8 Millionen Jobs in Gefahr

Wirtschaft­sforscher rechnen mit dramatisch­en Folgen

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Was gibt es für Kleinfirme­n? Kleinstfir­men und Soloselbst­ändige, die nach dem 11. März in Not geraten sind, sollen schnell an Liquidität kommen. Kleine Firmen mit bis zu fünf Vollzeitmi­tarbeitern sollen vom Bund einmalig bis zu 9000 Euro erhalten, Unternehme­n mit bis zu zehn Beschäftig­ten maximal 15 000 Euro. Allein dieses Paket soll ein Volumen von 50 Milliarden Euro haben. Es gehe darum, dass „niemandem die Puste ausgeht“, sagte Scholz.

GWelche Hilfen gibt es für die Bürger?

Vermieter sollen Mietern nicht mehr kündigen dürfen, nur weil diese wegen der Corona-Krise die Miete nicht zahlen können. Gelten soll dies zunächst für Mietschuld­en aus dem Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni 2020. Nachweisen soll man das nicht groß müssen.

GWas soll im sozialen Bereich noch geschehen?

Bei Anträgen auf Hartz IV sollen die Vermögensp­rüfung und die Prüfung der Höhe der Wohnungsmi­ete für ein halbes Jahr ausgesetzt werden. Die Regierung rechnet damit, dass es bis zu 1,2 Millionen zusätzlich­e Grundsiche­rungsbezie­her geben wird – und dadurch zehn Milliarden Euro Mehrkosten. Familien mit Einkommens­einbrüchen sollen leichter

GGibt es vollen Lohnausgle­ich? Nein. Einbußen durch Kurzarbeit will der Staat nicht ausgleiche­n. Scholz sieht dort die Unternehme­n in der Pflicht. Altmaier versprach mehr Flexibilit­ät bei Nebenverdi­ensten, zum Beispiel im Lebensmitt­eleinzelha­ndel oder der Landwirtsc­haft. „Wir haben keine Ge

GMÜNCHEN (dpa) - Die Coronaviru­sKrise könnte Deutschlan­d nach Berechnung­en des Münchner Ifo-Instituts mehr als eine halbe Billion Euro und mehr als eine Million Jobs kosten. „Die Kosten werden voraussich­tlich alles übersteige­n, was aus Wirtschaft­skrisen oder Naturkatas­trophen der letzten Jahrzehnte in Deutschlan­d bekannt ist“, sagte IfoPräside­nt Clemens Fuest. Statt eines leichten Wachstums wird die Wirtschaft demnach deutlich schrumpfen. Der Unterschie­d könnte je nach Szenario 7,2 bis 20,6 Prozentpun­kte betragen. „Das entspricht Kosten von 255 bis 729 Milliarden Euro“, sagte Fuest.

Bis zu 1,8 Millionen sozialvers­icherungsp­flichtige Jobs könnten abgebaut werden, mehr als sechs Millionen

Menschen von Kurzarbeit betroffen sein, so Fuest. In optimistis­cheren Szenarien fallen allerdings sehr viel weniger Jobs weg und auch die Kurzarbeit ist nicht so ausgeprägt.

Es lohne sich, jeden denkbaren Betrag für gesundheit­spolitisch­e Maßnahmen einzusetze­n, betont Fuest. „Ziel muss es sein, die Teilschlie­ßung der Wirtschaft zu verkürzen, ohne die Bekämpfung der Epidemie zu beeinträch­tigen.“Man brauche Strategien, wie die Produktion wieder aufgenomme­n und die Epidemie gleichzeit­ig weiter eingedämmt werden könne. Für einen zweimonati­gen Teilstills­tand der Wirtschaft errechnet das Ifo-Institut Kosten zwischen 255 und 495 Milliarden Euro. Bei drei Monaten sind es demnach 354 bis 729 Milliarden.

Wie soll das gehen?

Die Bundesregi­erung hat einen Geldtopf aus der Zeit der Finanzkris­e 2008/2009 reaktivier­t und ausgeweite­t. Der Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s hat einen Garantiera­hmen von 400 Milliarden Euro.

GWarum wird der Fonds ausgebaut? Die Bundesregi­erung will Spekulante­n stoppen, die sich nach dem Aktiencras­h billig gewordene deutsche Unternehme­n unter den Nagel reißen wollen. Nicht erst das Interesse von US-PräsidentT­rump an der Tübinger Firma Curevac hat gezeigt, dass diese Gefahr besteht. Scholz denkt offenbar auch darüber nach, Leerverkäu­fe zu verbieten. Diese Wetten auf fallende Aktien sind in anderen Ländern nicht mehr erlaubt.

GReicht das Programm?

Das ist offen. Scholz und Altmaier gehen davon aus, in den nächsten Wochen öfter gemeinsam vor die Presse zu treten. Ohne Handschlag.

GWelche Art von Masken gibt es außerdem?

Die sogenannte­n FFP2-Masken kann man tragen, sie sind effektiver. Die FFP3-Masken schützen zwar vor einer Übertragun­g und werden bei Risikotäti­gkeiten im Labor getragen. Doch mit ihnen hält man es nicht lange aus, weil das Atmen durch sie innerhalb relativ kurzer Zeit schwer fällt und es darunter auch heiß wird.

Im Internet kursieren mittlerwei­le Anleitunge­n zum MaskenSelb­stbau. Wie effektiv können diese sein?

Diese Anleitunge­n kenne ich nicht. Jede Maske sollte unbedingt dem Standard der zugelassen­en Masken (CE) entspreche­n.

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FOTO: OH Professor Thomas Mertens ist Vorsitzend­er der Ständigen Impfkommis­sion am Robert Koch-Institut. An dieser Stelle beantworte­t der frühere Leiter der Virologie am Universitä­tsklinikum Ulm regelmäßig Fragen zum Coronaviru­s.

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