Aussetzung der Rückzahlung für Verbraucherkredite
Herr Schell, zunächst die wichtigste Frage: Wie geht es Ihnen?
Sie haben ein 10 000-MitarbeiterUnternehmen aus der häuslichen Quarantäne geführt. Funktioniert das? Worauf muss man in so einer Situation besonders achten?
Das funktioniert viel besser als man denkt. Im Management Team sind wir es gewohnt, zeit- und ortsunabhängig zu arbeiten und trotzdem voranzukommen. Die Technik hilft dabei sehr. Mit einem Smartphone und einer Internetverbindung kommt man in meinem Job an einem normalen Arbeitstag sehr weit. Wenn man auf das Face-to-Face-Gespräch verzichten muss, ist es umso wichtiger, auf sein Gegenüber zu achten. In welcher emotionalen Situation befindet er oder sie sich – gerade in diesen herausfordernden Tagen. Bei den virtuellen Meetings fehlt eben die Rückmeldung über die Körpersprache.
Wie haben Sie reagiert, als Sie vom positiven Befund erfahren haben – emotional und dann auch organisatorisch?
Ich bin fest von einem negativen Resultat ausgegangen und war entsprechend überrascht. Natürlich macht einem das Ergebnis erst einmal zu schaffen. Dabei ging es weniger um mich selbst. Ich war im Kopf sofort dabei, meine Kontakte der letzten Tage durchzugehen. Und natürlich ist da auch die Sorge, ob man seine Familie angesteckt hat. Organisatorisch war einiges vorzubereiten, wir halten normalerweise keine Lebensmittel 14 Tage auf Vorrat. Hier möchte ich mich für die vielen Hilfsdienste ausdrücklich bedanken. Aber auch die Grüße und kleinen Aufmerksamkeiten, die wir erhalten haben, waren schöne Aufmunterungen. Medizinisch war ich dank unseres werksärztlichen Dienstes bestens betreut. Die Kollegen leisten seit Wochen für alle Mitarbeiter Außergewöhnliches. Das geht von der Prävention bis hin zur Versorgung. Da sind wir bei Power Systems gegenüber Organisationen ohne Werksarzt sicher im Vorteil.
Welche Folgen hat die CoronaPandemie für RRPS? Wirtschaftlich ist es noch zu früh, über die Folgen für unser Geschäft zu sprechen. Wir haben ein schwieriges erstes Halbjahr prognostiziert. Aber dass es so extrem werden würde, konnte keiner wissen. Sobald es ein bisschen mehr Planungssicherheit gibt, werden wir unser Budget noch einmal überarbeiten müssen. Intern sind wir in einer sehr dynamischen Phase. Unsere Prioritäten liegen klar im Schutz der Mitarbeiter und dann darin, weiter bestmöglich für unsere Kunden da zu sein. Unsere Mitarbeiter machen dabei einen super Job. Egal ob aus dem Homeoffice oder vor Ort in der Produktion. Jeder trägt seinen Teil bei und das unter erschwerten Bedingungen. Auf Führungsebene setzen wir täglich Entscheidungen um, für die wir im Normalfall häufig länger benötigen. Das geht, weil sich alle der außergewöhnlichen Situation bewusst sind und jeder mitzieht. Das gilt neben dem Management in unserem Krisenstab auch für den Betriebsrat, dem genauso an guten Lösungen im Sinne der Mitarbeiter und unseres Geschäfts gelegen ist.
Wie groß ist Ihrer Meinung nach die Gefahr, dass wir in eine weltweite und umfassende Rezession abrutschen?
Wir erleben gerade eine Situation, die historisch ihresgleichen sucht. Je nach Dauer wird sie deutliche Folgen haben. Es liegt an uns allen, klug damit umzugehen. Die Politik muss gut abwägen zwischen harten Regelungen und der Vermeidung eines wirtschaftlichen Shutdowns. Viele Branchen sind schon jetzt direkt betroffen, dort sollten Bund und Länder unbürokratisch handeln und Überbrückung anbieten. Auf Unternehmensseite müssen wir zusehen, unter erschwerten Umständen so gut wie möglich für unsere Kunden da zu sein. Und jeder einzelne Bürger kann beitragen, indem wir konsequent die Regeln des Social Distancings für eine gewisse Zeit berücksichtigen. Je konsequenter wir alle jetzt Verzicht üben, umso schneller werden wir uns auch wieder herausbewegen. In China sehen wir zum Beispiel, dass wieder erste Lockerungen nach der Phase harter Maßnahmen stattfinden.
Sie haben die Infektion innerhalb Ihres Unternehmens sehr offen kommuniziert. Warum? Und wie haben die Mitarbeiter reagiert? Transparenz ist ein Wert, der mir sehr wichtig ist und der mit mir anfangen muss. Für meine Entscheidung habe ich ausschließlich positives Feedback erhalten. Die vielen Zuschriften der letzten Tage haben mir sehr geholfen, ich bin sehr dankbar dafür.
Wie gehen Sie mit Spekulationen zu Gründen Ihrer Infektion um?
Spekulationen sind an dieser Stelle weder hilfreich noch angebracht. Das gilt für mich wie für alle anderen vom Coronavirus betroffenen Menschen. Ich kenne niemanden, der sich freiwillig infiziert hat. Man sucht sich das ja nicht aus. Alle Aspekte meines Lebens habe ich im Rahmen des Tests hinreichend mit dem Gesundheitsamt erörtert. Das geschieht dort im Rahmen der gebotenen medizinischen Vertraulichkeit, die uneingeschränkt für uns alle gilt. Wir sollten uns als Gesellschaft hier einen anderen Stil angewöhnen.
Wie sollte die Gesellschaft, wie sollten Kollegen und Nachbarn in so einem Fall reagieren?
RAVENSBURG (sz) - Das Rettungspaket der Bundesregierung zur Unterstützung von Unternehmen, Beschäftigten und Verbrauchern in der Corona-Krise sieht vor, dass bei vor dem 15. März 2020 abgeschlossenen Verbraucherdarlehensverträgen Zins- und Tilgungsleistungen für den Zeitraum vom 1. April bis zum 30. Juni dieses Jahres ausgesetzt werden können. Darauf weist die BW-Bank in einer Pressemitteilung hin. Dies gelte, wenn der Verbraucher aufgrund der durch die Ausbreitung des Coronavirus hervorgerufenen außergewöhnlichen Verhältnisse Einnahmeausfälle hat und ihm die Erbringung der geschuldeten Leistung nicht zumutbar ist.