Wenn der Profi den Einkauf vorbeibringt
Basketballer Tim Hasbargen unterstützt den Rewe-Lieferservice in und um Ehingen
GEHINGEN - Die digitale Einkaufsliste abschicken und dann warten, bis der Profi vor der Tür steht: Wer momentan nicht selbst in den Supermarkt möchte, um das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu verkleinern oder es die Quarantäne nicht zulässt, kann sich seit wenigen Tagen seinen Einkauf bequem vors Haus liefern lassen. Basketball-Profi Tim Hasbargen vom Team Ehingen Urspring ist einer der Helfer, die diesen Service des Rewe-Markts von Jochen Widmann unterstützt und die von Mitarbeitern zusammengestellte Bestellung ausfährt. Auf einer Tour durch Ehingen und seine Teilorte erfährt er viel Dankbarkeit – muss aber oft auch eine schlechte Nachricht überbringen.
„Die frische Hefe habe ich leider nicht dabei“, sagt der 24-Jährige vor der Haustür seiner vorletzten Station an diesem Tag. „Schade, aber das ist egal“, sagt Werner Deutsch kurz nachdem er dem jungen Mann die Tür öffnete und die gut gefüllte Plastikkiste in Empfang genommen hat. „Wir waren in den vergangen Tagen zwar vor Ort beim Einkaufen, aber oft gab es nicht alles. Online sieht man gleich, was es gibt“, so Deutsch weiter. Den Weg aus dem Haus könne man sich so auf jeden Fall sparen. Sein Sohn habe ihn auf das Angebot aufmerksam gemacht, nachdem dieser auf Facebook die Kooperation des Ehinger Rewes mit den Basketballern gesehen hatte.
Mitinitiator des Lieferservices war Profi Hasbargen selbst. „Ich habe, nachdem klar war, dass ich hier am besten in Isolation sein kann, Nico [Drmota, Teammanager der Basketballer; Anm. d. Red.] gefragt, ob er jemanden kenne, der Unterstützung bräuchte“, erklärt er. Da sein Vater in seiner Heimat München in einer Klinik arbeite und er eine soziale Ader habe, wollte er seine Hilfe anbieten, besonders für Risikogruppen. Vor einer Woche entstand so die Hotline, an die sich alle aus Ehingen und den Teilorten wenden können, die zur Risikogruppe zählen oder Wohnung/Haus nicht verlassen können oder möchten. Die Basketballer gehen dann mit dem Hund Gassi oder erledigen einen Botengang. „Dann kam die Kooperation mit unserem Partner Jochen Widmannn und seiner Rewe-Filiale zustande“, erklärt Nico Drmota.
Seit Dienstag gibt es den Lieferservice, der bereits gut angenommen wird. „Die Zahl der Vorbestellungen nimmt stetig zu“, erklärt Rewe-Inhaber Widmann. „Ehrlich gesagt sind wir überrascht wie gut der Lieferservice ankommen“, sagt er. In seiner anderen Filiale in Friedrichshafen gebe es den
Lieferservice schon länger, dort werde er aber nicht so angenommen wie jetzt schon nach wenigen Tagen in Ehingen. Zwei Drittel der Bestellungen kommen aus dem Stadtgebiet, der Rest aus den Teilorten oder auch aus Allmendingen oder Rottenacker.
Generell, so Widmann, normalisiere sich aber das Einkaufsverhalten der Menschen seiner Ansicht nach wieder. „Die zwischenzeitlichen Hamsterkäufe haben uns in die Bredouille gebracht“, erklärt er. Da aber kein wirklicher Lieferengpass bestehe und „unsere Kunden wirklich rücksichtsvoll miteinander umgehen“macht er sich keine Sorgen für die kommende Zeit.
Einen Dank richtet er an sein Personal. „Daher ist sonntags öffnen auch gar kein Thema, meine Mitarbeiter sollen sich zusammen mit der Familie erholen und die freie Zeit genießen“, sagt Widmann.
Freie Zeit ist auch einer der Gründe, warum sich Tim Hastbargen engagiert, erzählt er. Zwar trainiere er aktuell zuhause in Öpfingen, aber der Ligabetrieb liegt genau so still wie so vieles aktuell. „Ich fühle mich verantwortlich, der aktuellen Entwicklung entgegenzusteuern“, sagt er. Von seinem Einsatz profitiert am Donnerstag auch Daniel Wehle, der erst kürzlich nach Dintenhofen gezogen ist und dem der vorbeigebrachte Einkauf gerade recht kam. „Ich decke mich gerade ein mit allem“, sagt er und räumt Mehl, Bohnen und Getränke in seine Wohnung. In Schlechtenfeld wiederum nimmt Brunhilde Hirschle ihre Bestellung entgegen. „Ich habe es einfach probiert, mir Hilfe geholt, damit ich über das Internet bestellen kann“,erklärt sie. „Und jetzt habe ich alles, was ich brauche, Milch, Quark, Sahne, Spüli“, sagt sie. Bezahlt wird in bar an der Haustüre, die Kiste ohne Kontakt übergeben. Nur auf die frische Hefe muss sie sich weiterhin gedulden. „Vielleicht beim nächsten Mal“, sagt sie, verabschiedet sich vom Profi und schließt die Türe. Hasbargen steigt ins Auto und steht schon bald mit einem bestellten Einkauf vor der nächsten Tür.