Corona: Kläranlagen-Betreiber warnen
Produkte wie Feucht- oder Kosmetiktücher machen Probleme
GREGION - Hamsterkäufe von Klopapier sorgen für Probleme in den Kläranlagen: Mit diesem Weckruf hat die Stadt Neu-Ulm diese Woche bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Zwar gebe es das Problem schon immer, dass Dinge den Weg ins Klo finden, die dort nichts zu suchen haben, sagt Sandra Lützel, Sprecherin der Stadt Neu-Ulm. Doch durch Corona sei es noch einmal mehr „massiv aufgefallen“.
In Neu-Ulm wird derzeit davon ausgegangen, dass viele Bürger kein Toilettenpapier mehr bekommen haben und deswegen nun ersatzweise andere Materialien auf dem Klo benutzen. Die Experten der Stadtentwässerung hätten „zuletzt vermehrt Produkte wie Feucht-, Kosmetikoder Küchentücher“in der Kanalisation und den Pumpwerken entdeckt, teilte die Kommune am Dienstag mit.
„Die Pumpen in unseren Pumpwerken können diese Stoffe nicht transportieren“, sagte Abteilungsleiter Jochen Meissner. „Es kann zu Ausfällen im gesamten System kommen“, warnte er. In den Kläranlagen werde zudem durch die falsch entsorgen Tücher der Sauerstoffaustausch im Reinigungsprozess gestört, was dazu führe, dass die Anlagen nicht mehr die volle Reinigungsleistung erbringen.
Auch den Kläranlagen im Alb-Donau-Kreis ist das Problem bekannt. Akute Ausfälle sind zwar nicht bekannt, dennoch sollen die Menschen dahingehend „sensibilisiert“werden.
In Laichingen kann aktuell in Zeiten von Corona keine Verschlimmerung des Phänomens festgestellt werden. „Uns ist nichts aufgefallen. Das mit den Feuchttüchern ist bekannt, aber das war es auch schon dieser Zeit“, sagt Joachim Thiede von der Laichinger Kläranlage.
Ähnlich äußert sich auch sein Klärwärter-Kollege Dietmar Hofele aus Westerheim: „Bislang ist mir hierzu nichts bekannt“, sagt er. Während in Frankreich vermehrt Rotwein und Kondome herausgefischt werden, sei ihm dahingehend keine Besonderheit aufgefallen. Ganz anders sieht die aktuelle Situation der
Kollege in Ehingen, der die geschilderte Situation seiner Kollegen in Neu-Ulm nur bestätigen kann. „Das ist deutlich von Nachteil“, sagt Alexander Baum von der Kläranlage in Ehingen, „das kann noch richtige Probleme machen“. Baum gibt zu bedenken, dass aufgrund der Schutzmaßnahmen im Zuge der aktuellen Corona-Situation auch die Personaldecke in den Kläranlagen quasi halbiert ist. Gearbeitet werde in zwei
Schichten, sodass – sollte sich jemand infizieren – die andere Schicht die Arbeit übernehmen kann.
Werden Produkte ins Klo geworfen, die dort nichts zu suchen haben, bedeutet dies aber unnötige Mehrarbeit für die minimierte Belegschaft. Was alles bei Baum und seinen Kollegen in der Kläranlage in Ehingen alles ankommt, will er nicht sagen. „Sonst kommen die Menschen nur noch mehr auf dumme Ideen.“