Ein Tagebuch für die Ewigkeit
Neue Serie: Wir stellen Tagebucheinträge einer Ehinger Schulklasse in Krisenzeiten vor
GEHINGEN - Susanna Balg ist Lehrerin mit Leidenschaft. Umso schmerzhafter war für sie die Nachricht am 13. März, dass der Unterricht aufgrund der Corona-Krise erst einmal ausfällt. Eine noch nie dagewesene Situation für die 60-Jährige. Am vorerst letzten Schultag bat sie ihre Schüler deshalb darum, ab sofort ein Tagebuch zu führen. „Das ist eine außergewöhnliche Situation, von der die Kinder noch lange erzählen werden. Deshalb dachte ich wäre es doch toll, wenn die Kinder diese Zeit in einem Tagebuch festhalten“, erklärt die Ehingerin.
Bei den Kindern kam die Idee sehr gut an, regelmäßig erhält Susanna Balg Tagebucheinträge und bleibt so in Kontakt mit ihren Schülern. Auch sie schreibt selbst täglich ihre Gedanken nieder. „Das Tagebuch bietet die Möglichkeit, sich Dinge von der Seele zu schreiben“, sagt die Lehrerin und will damit auch anderen Mut machen, in dieser Weise mit der Krise umzugehen. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die „Schwäbische Zeitung“deshalb Auszüge aus ihren Tagebuch sowie Einträge der Schüler.
So schreibt eine Schülerin etwa von der kreativen Idee, sich in Krisenzeiten mit ihrer Freundin auszutauschen: „Ich hab meiner Freundin Greta mein Walkie-Talkie gegeben und dann haben wir telefoniert. Greta hat aus ihrem Fenster geschaut und ich aus meinem und dann haben wir uns gewunken.“
Auch Lehrerin Susanna Balg versucht sich in kreativen Ideen für den Alltag, doch auch Verunsicherung macht sich in ihr breit. „Mir ist schon wieder zum heulen. Das Virus trifft uns alle“, schreibt sie etwa rund eine Woche nach der Schulschließung. Ihre Schüler, so schreibt Balg, vermisse sie bereits sehr.