Neue Station für Corona-Patienten mit psychischer Vorerkrankung
ZfP in Bad Schussenried richtet Station für Erkrankte her – Direktorin sieht Einrichtung gut aufgestellt
GBAD SCHUSSENRIED - Behandlungen, die nicht lebensnotwendig sind, werden abgesagt. Die Neuaufnahme von Patienten beschränkt. Die Corona-Krise zwingt auch die Mitarbeiter des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) in Bad Schussenried, drastisch umzudenken. Das ZfP befindet sich im Notfallmodus. Gleichzeitig bereitet es sich aber auch darauf vor, CoronaPatienten mit psychischen Vorerkrankungen aufzunehmen.
„Wir konzentrieren uns im Moment auf die Notfallbehandlungen und prüfen noch sorgfältiger als sonst, ob es sich wirklich um einen akuten Fall handelt“, sagt Dr. Bettina Jäpel, Ärztliche Direktorin der Region Donau-Riss und Chefärztin der Abteilung Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie in Bad Schussenried. Patienten, bei denen Grund zur Annahme bestehe, dass sie sich selbst oder andere gefährdeten, würden weiterhin stationär aufgenommen werden. Wer jedoch schon länger beispielsweise an einer Depression leide, müsse zurzeit erst einmal auf einen stationären Therapieplatz warten.
Dadurch, dass weniger Patienten aufgenommen werden, ist es der Klinik gelungen, eine Station leerzuräumen. Diese wurde nun logistisch so vorbereitet, dass dort künftig Corona-Patienten isoliert behandelt werden können. Und zwar solche, die zusätzlich zu dem Virus auch noch eine psychische Erkrankung haben. Momentan gibt es noch keinen solchen Fall im Haus. Doch Dr. Jäpel rechnet jederzeit damit. „Wir sind jetzt auf jeden Fall vorbereitet. Wir haben viele Ärzte im Haus, sowohl Psychologen als auch Psychiater, und können daher diese Aufgabe meistern“, ist sie sich sicher. Jede Einrichtung des ZfP Südwürttemberg habe ähnliche Vorkehrungen getroffen, sodass die Versorgung der jeweiligen regionalen Zuständigkeitsbereiche sichergestellt sei.
Am ZfP in Bad Schussenried gibt es zwei gerontopsychiatrische Stationen. Die Gerontopsychiatrie ist ein Teilgebiet der Psychiatrie, das sich mit der diagnostischen Abklärung und Behandlung psychischer Erkrankungen im Alter befasst. In der einen Station werden in Bad
Schussenried Patienten ab 65 Jahren behandelt, die schwer dement sind. Auf der anderen Station sind ältere Patienten, die zum Beispiel Depressionen haben oder in einer Lebenskrise stecken. Sollte jemand aus diesen Stationen erkranken, könnte er oder sie direkt in die neue Isolierstation verlegt werden.
Gerade im Umgang mit den älteren Patienten mache sich schon jetzt die veränderte Situation bemerkbar, sagt Dr. Jäpel. Wann immer es zu einem engen Körperkontakt zwischen Pflegepersonal und Patienten käme, gelten nun strengere Hygienevorschriften. Beispielsweise bei der täglichen Körperpflege werde nur noch mit Mundschutz gearbeitet. In den Therapiesitzungen seien zudem die Gruppengröße reduziert worden, sodass die Abstandsregeln eingehalten werden können.
Obwohl allgemein in der Gesellschaft viele Menschen verunsichert seien, habe es bisher noch keinen großen Run auf die Ambulanz des ZfP gegeben. „Es gab zwar Anfang der Woche kurzzeitig vermehrt Anfragen nach Notfallterminen, aber das hat sich dann auch wieder beruhigt. Wir stellen eher fest, dass Menschen, die schon ihr Leben lang mit ihren eigenen Dämonen kämpfen, sich von so etwas wie Corona nicht beeindrucken lassen.“