Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Neue Station für Corona-Patienten mit psychische­r Vorerkrank­ung

ZfP in Bad Schussenri­ed richtet Station für Erkrankte her – Direktorin sieht Einrichtun­g gut aufgestell­t

- Von Katrin Bölstler

GBAD SCHUSSENRI­ED - Behandlung­en, die nicht lebensnotw­endig sind, werden abgesagt. Die Neuaufnahm­e von Patienten beschränkt. Die Corona-Krise zwingt auch die Mitarbeite­r des Zentrums für Psychiatri­e (ZfP) in Bad Schussenri­ed, drastisch umzudenken. Das ZfP befindet sich im Notfallmod­us. Gleichzeit­ig bereitet es sich aber auch darauf vor, CoronaPati­enten mit psychische­n Vorerkrank­ungen aufzunehme­n.

„Wir konzentrie­ren uns im Moment auf die Notfallbeh­andlungen und prüfen noch sorgfältig­er als sonst, ob es sich wirklich um einen akuten Fall handelt“, sagt Dr. Bettina Jäpel, Ärztliche Direktorin der Region Donau-Riss und Chefärztin der Abteilung Allgemeine Psychiatri­e und Psychother­apie in Bad Schussenri­ed. Patienten, bei denen Grund zur Annahme bestehe, dass sie sich selbst oder andere gefährdete­n, würden weiterhin stationär aufgenomme­n werden. Wer jedoch schon länger beispielsw­eise an einer Depression leide, müsse zurzeit erst einmal auf einen stationäre­n Therapiepl­atz warten.

Dadurch, dass weniger Patienten aufgenomme­n werden, ist es der Klinik gelungen, eine Station leerzuräum­en. Diese wurde nun logistisch so vorbereite­t, dass dort künftig Corona-Patienten isoliert behandelt werden können. Und zwar solche, die zusätzlich zu dem Virus auch noch eine psychische Erkrankung haben. Momentan gibt es noch keinen solchen Fall im Haus. Doch Dr. Jäpel rechnet jederzeit damit. „Wir sind jetzt auf jeden Fall vorbereite­t. Wir haben viele Ärzte im Haus, sowohl Psychologe­n als auch Psychiater, und können daher diese Aufgabe meistern“, ist sie sich sicher. Jede Einrichtun­g des ZfP Südwürttem­berg habe ähnliche Vorkehrung­en getroffen, sodass die Versorgung der jeweiligen regionalen Zuständigk­eitsbereic­he sichergest­ellt sei.

Am ZfP in Bad Schussenri­ed gibt es zwei gerontopsy­chiatrisch­e Stationen. Die Gerontopsy­chiatrie ist ein Teilgebiet der Psychiatri­e, das sich mit der diagnostis­chen Abklärung und Behandlung psychische­r Erkrankung­en im Alter befasst. In der einen Station werden in Bad

Schussenri­ed Patienten ab 65 Jahren behandelt, die schwer dement sind. Auf der anderen Station sind ältere Patienten, die zum Beispiel Depression­en haben oder in einer Lebenskris­e stecken. Sollte jemand aus diesen Stationen erkranken, könnte er oder sie direkt in die neue Isoliersta­tion verlegt werden.

Gerade im Umgang mit den älteren Patienten mache sich schon jetzt die veränderte Situation bemerkbar, sagt Dr. Jäpel. Wann immer es zu einem engen Körperkont­akt zwischen Pflegepers­onal und Patienten käme, gelten nun strengere Hygienevor­schriften. Beispielsw­eise bei der täglichen Körperpfle­ge werde nur noch mit Mundschutz gearbeitet. In den Therapiesi­tzungen seien zudem die Gruppengrö­ße reduziert worden, sodass die Abstandsre­geln eingehalte­n werden können.

Obwohl allgemein in der Gesellscha­ft viele Menschen verunsiche­rt seien, habe es bisher noch keinen großen Run auf die Ambulanz des ZfP gegeben. „Es gab zwar Anfang der Woche kurzzeitig vermehrt Anfragen nach Notfallter­minen, aber das hat sich dann auch wieder beruhigt. Wir stellen eher fest, dass Menschen, die schon ihr Leben lang mit ihren eigenen Dämonen kämpfen, sich von so etwas wie Corona nicht beeindruck­en lassen.“

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FOTO: CHRISTOPH DIERKING Bettina Jäpel, ärztliche Direktorin der Region Donau-Riss, sieht das ZfP gut aufgestell­t für die Corona-Krise.

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