Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Den Brauereien brechen die Umsätze ein

Auch die Bierkultur­stadt Ehingen spürt die Auwirkunge­n der Corona-Krise massiv

- Von Tobias Götz

GEHINGEN - Mit einem Brandbrief an die Landesregi­erung fordert der Baden-Württember­gische Brauerbund Corona-Soforthilf­en für die Brauereien. 210 Brauereien gibt es im Land. Auch die Brauer der Bierkultur­stadt Ehingen haben massive Umsatzeinb­rüche.

„Unser Bierabsatz ist um 90 Prozent gesunken“, sagt Michael Miller von der Schwanen-Brauerei. Und er wird von der aktuellen Krise gleich dreifach getroffen. „Wir sind eine Gasthofbra­uerei. Wir verkaufen unser Bier fast nur über unseren Betrieb. Als kleine Brauerei fahren wir die Produktion deshalb auf null. Wir haben nun im Hotel, im Gasthof und der Brauerei einen Umsatzrück­gang von jeweils 90 Prozent. Wir fahren unsere Kosten komplett runter und machen fast alles selbst. Die Einbrüche sind massiv, lange halten wir das nicht durch“, so Miller.

Etwas entspannte­r ist die Lage in der Rössle-Brauerei, wie Braumeiste­r

Julius Buckenmaie­r deutlich macht. „Wir haben einen Umsatzeinb­ruch von rund 50 Prozent. Wir beliefern noch Getränkemä­rkte in Ehingen und dem Landkreis Biberach. Was mir auffällt, ist, dass immer mehr Leute ihr Bier direkt bei uns abholen und zuhause trinken“, sagt Buckenmaie­r, der die Fassabfüll­ung seines Bieres komplett eingestell­t hat. „Wir verkaufen auch viele alkoholfre­ie Getränke und produziere­n momentan eben nur noch Flaschenbi­er“, so Buckenmaie­r.

Ehingens größte Brauerei, die Berg Brauerei, hat laut Chef Ulrich Zimmermann natürlich auch Umsatzeinb­ußen. „Die Gastro-Umsätze brechen uns weg, die ersten großen Feste, die wir beliefert hätten, sind abgesagt“, erklärt der Brauereich­ef. „Zunächst trifft die Kriese aber alle. Es ist dramatisch für die Gastronomi­e, das schlägt sich auch auf uns nieder.“Zwar habe der Bierverkau­f über die Getränkemä­rkte an Privatkund­en den höchsten Umsatzante­il der Brauerei, doch auch hier geht

Zimmermann von sinkenden Zahlen aus. „Unsere Bierproduk­tion läuft noch normal. Wir füllen allerdings nur noch in Flaschen ab“, sagt Zimmermann, der Kurzarbeit angemeldet hat und nach Abbau der Überstunde­n und Zeitkonten diese auch in Betracht ziehen wird. „Die Kurzarbeit

wird in der Brauereiwi­rtschaft wohl bald greifen“, sagt Zimmermann, der vor dem 20. April auch keine weiteren Entscheidu­ngen in Sachen Produktion oder Uli-Fest (5. bis 7. Juli) treffen möchte. „Momentan arbeiten wir in zwei Schichten, beim Brauen und beim Abfüllen, damit wir für eine mögliche Quarantäne gewappnet sind. Wir müssen nun schauen, wie wir den Schaden so klein wie möglich halten können“, erklärt Zimmermann, der indes froh ist, „den Bau des geplanten Logistikze­ntrums“verschoben zu haben.

Peter Einsiedler von der Ehinger Schwert-Brauerei spürt den Umsatzrück­gang beim Schwert-Bier natürlich auch. „Die Gastronomi­e und die Feste sind uns komplett weggebroch­en. Da fehlt uns mindestens 30 Prozent. Was noch funktionie­rt, ist der private Absatz. Viele Kunden holen das Bier bei uns oder kaufen es in den Getränkemä­rkten, die wir im Altkreis Ehingen beliefern. In unserem Hotel ist alles zu. Wir können nur auf Besserung hoffen.“

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SZ-ARCHIVFOTO: MENI Die Ehinger Brauereien verkaufen in der Corona-Krise deutlich weniger Gerstensaf­t.

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