Viele bieten Hilfe an – aber noch wenige wollen sie annehmen
Rund 50 Bürger haben sich bei der Aktion „Erbacher helfen Erbachern“gemeldet – Hemmschwelle zu hoch?
GERBACH - Vielversprechend angelaufen ist die Aktion „Erbacher helfen Erbachern“– zumindest von einer Seite: Rund 50 Menschen sind laut Initiatorin Mona Buchenscheit aus Dellmensingen bislang dem Aufruf gefolgt, ihre Unterstützung für Menschen anzubieten, die wegen der Corona-Krise Hilfe im Alltag benötigen. Nur annehmen möchten die Angebote bislang nur wenige.
„Hilfe anzubieten ist einfacher als Hilfe anzunehmen“, sagt Mona Buchenscheit. Was sie damit meint: Die Hemmschwelle, Unterstützung in Anspruch zu nehmen, ist meist hoch. Und oft ist das Bewusstsein, wie hilfreich Hilfe eigentlich sein kann, gar nicht vorhanden. Buchenscheit hat das jüngst in einer Bäckerei erfahren. Dort habe sie einer älteren Kundin den InfoFlyer über die Erbacher Aktion in die Hand gedrückt. „Ich brauche das nicht, ich habe Kinder, die mich versorgen“, habe die Dame gesagt. „Und ich habe mich gefragt: Gute Frau, was machen Sie dann hier drin?“, erzählt Mona Buchenscheit. Die Gefahr, der sich vor allem ältere Menschen beim Einkauf aussetzen, sei vielen gar nicht klar. „Aber ich denke, das kommt, wenn sich die Situation verschärft.“
Deshalb macht Mona Buchenscheit in einem neuen Flugblatt nochmals auf das Hilfsprojekt und vor allem auf die besondere Gefahr aufmerksam, die Menschen im Rentenalter
oder mit Vorerkrankungen im Falle einer Ansteckung droht. „Bleiben Sie Zuhause“steht in dicken Buchstaben mit fünf Ausrufezeichen auf dem Blatt. Dazu die Telefonnummer von „Erbacher helfen Erbachern“und der Hinweis auf viele mögliche Dinge wie Einkaufen oder Gassi gehen mit dem Hund, in denen Unterstützung hilfreich sein kann.
Sie habe den Brief mittlerweile auch ins Türkische übersetzen lassen und verteilt, weitere Sprachen seien in Arbeit. „Wir möchten damit möglichst viele Bürger unterschiedlicher Nationalität erreichen“, sagt Mona Buchenscheit. Man sei auch dabei, zu überlegen, welche Alternativen man zum wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr geschlossenen Tafelladen auf die Beine stellen könnte. Außerdem wolle man eine
Erbacherin, die Schutzmasken für die Sozialstation näht und auch welche den Mitwirkenden der Aktion „Erbacher helfen Erbachern“zur Verfügung steht, unterstützen.
Die rund 50 Hilfsbereiten, die sich bislang gemeldet haben, kommen übrigens aus der Kernstadt und allen Teilorten Erbachs. Und Buchenscheit betont, dass die Aktion keine Konkurrenz zu den in einzelnen Ortschaften wie Ringingen, Ersingen oder Bach bereits laufenden Projekten oder den Angeboten verschiedener Einrichtungen wie Heimatund Kulturverein, VdK oder Kirchen sein soll. „Im Gegenteil. Es geht darum, sich auszutauschen und zu kooperieren“, sagt sie.
„Und das Schönste wäre“, fügt Mona Buchenscheit an, „wenn sich daraus auch etwas Langfristiges entwickeln könnte.“