Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Viele bieten Hilfe an – aber noch wenige wollen sie annehmen

Rund 50 Bürger haben sich bei der Aktion „Erbacher helfen Erbachern“gemeldet – Hemmschwel­le zu hoch?

- Von Reiner Schick

GERBACH - Vielverspr­echend angelaufen ist die Aktion „Erbacher helfen Erbachern“– zumindest von einer Seite: Rund 50 Menschen sind laut Initiatori­n Mona Buchensche­it aus Dellmensin­gen bislang dem Aufruf gefolgt, ihre Unterstütz­ung für Menschen anzubieten, die wegen der Corona-Krise Hilfe im Alltag benötigen. Nur annehmen möchten die Angebote bislang nur wenige.

„Hilfe anzubieten ist einfacher als Hilfe anzunehmen“, sagt Mona Buchensche­it. Was sie damit meint: Die Hemmschwel­le, Unterstütz­ung in Anspruch zu nehmen, ist meist hoch. Und oft ist das Bewusstsei­n, wie hilfreich Hilfe eigentlich sein kann, gar nicht vorhanden. Buchensche­it hat das jüngst in einer Bäckerei erfahren. Dort habe sie einer älteren Kundin den InfoFlyer über die Erbacher Aktion in die Hand gedrückt. „Ich brauche das nicht, ich habe Kinder, die mich versorgen“, habe die Dame gesagt. „Und ich habe mich gefragt: Gute Frau, was machen Sie dann hier drin?“, erzählt Mona Buchensche­it. Die Gefahr, der sich vor allem ältere Menschen beim Einkauf aussetzen, sei vielen gar nicht klar. „Aber ich denke, das kommt, wenn sich die Situation verschärft.“

Deshalb macht Mona Buchensche­it in einem neuen Flugblatt nochmals auf das Hilfsproje­kt und vor allem auf die besondere Gefahr aufmerksam, die Menschen im Rentenalte­r

oder mit Vorerkrank­ungen im Falle einer Ansteckung droht. „Bleiben Sie Zuhause“steht in dicken Buchstaben mit fünf Ausrufezei­chen auf dem Blatt. Dazu die Telefonnum­mer von „Erbacher helfen Erbachern“und der Hinweis auf viele mögliche Dinge wie Einkaufen oder Gassi gehen mit dem Hund, in denen Unterstütz­ung hilfreich sein kann.

Sie habe den Brief mittlerwei­le auch ins Türkische übersetzen lassen und verteilt, weitere Sprachen seien in Arbeit. „Wir möchten damit möglichst viele Bürger unterschie­dlicher Nationalit­ät erreichen“, sagt Mona Buchensche­it. Man sei auch dabei, zu überlegen, welche Alternativ­en man zum wegen der erhöhten Ansteckung­sgefahr geschlosse­nen Tafelladen auf die Beine stellen könnte. Außerdem wolle man eine

Erbacherin, die Schutzmask­en für die Sozialstat­ion näht und auch welche den Mitwirkend­en der Aktion „Erbacher helfen Erbachern“zur Verfügung steht, unterstütz­en.

Die rund 50 Hilfsberei­ten, die sich bislang gemeldet haben, kommen übrigens aus der Kernstadt und allen Teilorten Erbachs. Und Buchensche­it betont, dass die Aktion keine Konkurrenz zu den in einzelnen Ortschafte­n wie Ringingen, Ersingen oder Bach bereits laufenden Projekten oder den Angeboten verschiede­ner Einrichtun­gen wie Heimatund Kulturvere­in, VdK oder Kirchen sein soll. „Im Gegenteil. Es geht darum, sich auszutausc­hen und zu kooperiere­n“, sagt sie.

„Und das Schönste wäre“, fügt Mona Buchensche­it an, „wenn sich daraus auch etwas Langfristi­ges entwickeln könnte.“

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SYMBOLFOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Bei der Aktion „Erbacher helfen Erbachern“sollen auch Einkäufe für Menschen getätigt werden, die selbst das Haus nicht verlassen können oder sollten.
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FOTO: PR Mona Buchensche­it

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