Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ölkartell zieht die Notbremse

Die Opec und seine Partner streichen die Förderquot­en drastisch zusammen

- Von Fabian Nitschmann

GWIEN/MEXIKO-STADT (dpa) - Das Ölkartell Opec und seine Kooperatio­nspartner wollen angesichts der Corona-Krise deutlich weniger Erdöl fördern. Die Opec+ genannte Runde mit den Schwergewi­chten Saudi-Arabien und Russland hat am Freitag nach stundenlan­gen Verhandlun­gen eine Produktion­skürzung um zehn Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag für Mai und Juni angekündig­t – das entspricht rund zehn Prozent der weltweiten täglichen Rohölprodu­ktion. Nach anfänglich­em Zögern stimmte auch Mexiko, das zu der Staatengru­ppe gehört, der Vereinbaru­ng zu. Zunächst blieb aber offen, ob der von Mexiko zugesagte Anteil den anderen Ölförderst­aaten genügt.

Nach dem Opec+-Beschluss soll die Produktion von Juli bis Dezember dann um täglich acht Millionen Barrel Öl gesenkt werden, zwischen Januar 2021 und April 2022 dann noch um sechs Millionen Barrel. Als Ausgangsni­veau wurde jeweils die Produktion­smenge im Oktober 2018 festgelegt, für Saudi-Arabien und Russland gilt ein eigenes Ausgangsni­veau von elf Millionen Barrel pro Tag. Ob die Entscheidu­ng den Ölpreis und damit auch die Preise an den Tankstelle­n wieder steigen lässt, ist deshalb noch nicht klar.

Eine schnelle Kürzung um zehn Millionen Barrel Öl pro Tag und mehr schien zuletzt aber unumgängli­ch, da die Corona-Krise und ein Preiskampf zwischen Saudi-Arabien und Russland den Ölpreis haben abstürzen lassen. Die Opec+ erwartet nun von anderen großen Öl-Nationen wie den USA, dass auch sie künftig deutlich weniger Öl aus dem Boden holen als bisher.

Der mexikanisc­he Präsident Andrés Manuel López Obrador teilte am Freitag vor Journalist­en mit, die Einigung sei dank der Vermittlun­g von US-Präsident Donald Trump zustande gekommen. Mexiko habe sich bereit erklärt, seine Ölprodukti­on um 100 000 Barrel am Tag zu reduzieren. Der Forderung einer Kürzung um täglich 400 000 Barrel habe das Land allerdings nicht zugestimmt, weil es gerade erst mit großer Anstrengun­g seine Produktion erhöht habe. Trump habe zugesagt, dass die USA zusätzlich zu ihrer bisherigen Zusage ihre Produktion um weitere 250 000 Barrel am Tag kürzen würden, sagte López Obrador.

Der Preis für ein Barrel der Nordseesor­te Brent lag am 19. Februar noch bei fast 60 US-Dollar – am 30. März kostete das Fass dann nicht einmal mehr 22 US-Dollar. Am Donnerstag kletterte der Brent-Preis

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FOTO: RICHARD VOGEL/DPA Ölfeld bei Inglewood in den USA: Der Preis für Rohöl ist seit Mitte Februar in der Spitze um knapp zwei Drittel eingebroch­en.

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