Die Osterbotschaft kommt via Livestream
Stadtpfarrer Harald Gehrig und Diakon Roland Gaschler zelebrieren besondere Ostermesse
GEHINGEN - Mit dem Läuten der Kirchenglocken und einem weiten Blick auf die Liebfrauenkirche und den Süden von Ehingen hat die Seelsorgeeinheit Ehingen Stadt auf ein außergewöhnliches Osterhochamt eingestimmt. Weil aufgrund des CoronaVirus eine gemeinsame Messfeier mit der Gemeinde nicht möglich war, kam die Osterbotschaft via Livestream zu den Gläubigen ins Haus. Rund 250 Teilnehmer plus ihre Familien hatten sich eingeklinkt und feierten am Bildschirm die Messe in der ihnen vertrauten Kirche mit den vertrauten Geistlichen mit.
Wie immer zu Ostern war der Altar nach der Fastenzeit erstmals mit Blumen in frühlingsfrischen Farben geschmückt. Die in der Osternacht entzündete Osterkerze stand im Altarraum, wo Stadtpfarrer Harald Gehrig, Diakon Roland Gaschler und der zweite Kirchengemeinderatsvorsitzende Julian Reichle „Gelobt sei Gott im höchsten Thron“begleitet von Kirchenmusikdirektor Volker Linz auf der Orgel anstimmten.
„Das Osterevangelium führt uns zum leeren Grab. Entmutigte Jünger wurden zu hoffnungsvollen, aus einer kleinen Schar ist unsere Kirche hervorgegangen. Dein Kreuz ist unsere Hoffnung“, sang Gehrig im Wechsel mit der Orgel beim Kyrie.
„Gloria, Ehre sei Gott in der Höhe“, sangen die Geistlichen und Reichle und daheim die Gläubigen am Bildschirm. „Am heutigen Tag hast du durch deinen Sohn den Tod besiegt“, hieß es im Gebet. Aus der Apostelgeschichte genommen war die Lesung für den Ostertag. „Wir sind seine Zeugen für alles, was in Jerusalem geschah. Er hat uns geboten zu verkünden, was er uns gelehrt hat“, las Julian Reichle. „Oh Licht der wunderbaren Nacht“aus dem Gotteslob sangen die Teilnehmer der Ostermesse in der Liebfrauenkirche und daheim an den Bildschirmen. Aus dem Kolosserbrief las Reichle: „Richtet euren Sinn auf das, was oben ist. Wenn Christus offenbar ist, werdet auch ihr offenbar werden“, so die Paulusworte.
Der Predigttext aus dem Johannesevangelium wurde von Gaschler gesungen. Von den erschrockenen Frauen am leeren Grab sang er, die die Jünger holten und riefen: „Man hat unseren Herren weggenommen.“Nur die Leinenbinden und das Schweißtuch waren noch da. Maria Magdalena erschienen zwei Engel am Grab und Jesus, der verkündete: „Ich gehe zu meinem Vater, meinem Gott, zu eurem Vater und eurem Gott“. Das solle Maria den Jüngern sagen.
In seiner Predigt sagte Gaschler: „Wir feiern Ostern in einer Welt, die sich ängstigt vor der Pandemie. Nicht nur unser eigenes Versagen belastet uns, es hat auch Folgen für nachkommende Generationen. Wir sind verwickelt in Verantwortlichkeiten, von denen wir uns nicht lösen können. Trotzdem feiern wir Ostern.“
Ostern lasse uns erfahren, dass das Leben stärker ist als der Tod, Jesus sei für uns da mitten im Dunkeln, er lasse uns nicht im Stich, hieß es in der Predigt. Weiter sagte Gaschler, das alles erfülle sich an denen, die in der Taufe in die Gemeinschaft der Christen hereingenommen sind, der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Jesus. „Wir sind Gottes Ebenbilder, keine Macht der Welt kann uns dieser Würde berauben“, beendete der Diakon seine Osterpredigt. Das Glaubensbekenntnis war musikalisch eingebunden in das „Credo in unum deum“.
Die Fürbitten galten allen an Corona Erkrankten, allen Menschen, die mit der Krankheit um ihr Leben kämpfen, besonders Gefährdete wie alte und vorerkrankte Menschen sowie allen, die um deren Leben kämpfen und auch an die, die durch die Seuche verstarben. Weitere Fürbitten galten den Ärzten, Pflegern und Helfern, Angehörigen, die ihre Sterbenden nicht begleiten dürfen sowie wirtschaftlich Bedrohten und besonders den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, die das Leben mit der Seuche gestalten müssen.
Bei der Kommunion nach dem dritten Hochgebet, das hohen kirchlichen Festtagen wie Weihnachten und Ostern vorbehalten ist, sagte Gehrig: „Stärke uns durch den Leib und das Blut deines Sohnes, schütze und auf dem Weg durch die Zeit.“Am Ostertag sprach Jesus inmitten seiner Jünger den Friedensgruß, auf den gegenseitigen Händedruck wie sonst wurde diesmal verzichtet, die drei Männer im Altarraum verbeugten sich respektvoll voreinander. „Unser Osterlamm ist geopfert, so lasst uns das Festmahl halten in Freude.“Begleitet von Orgelmusik und Trompetenklängen erfolgte die Danksagung mit dem „Halleluja, lass uns singen“.
Ungewohnt sei auch für ihn diese Art von Gottesdienst zu feiern, sagte Gehrig am Ende. Er vermisste die Liturgie mit den Gläubigen, ihm fehle der Kirchenchor, die mitfeiernde Gemeinde ebenso wie die Ministranten an seiner Seite. In ihren Pfarrkirchen könnten sich die Gläubigen ihr Osterlicht holen, verkündete er.
Besonders dankte der Stadtpfarrer Nik Johannsen und Paul Gröber, die diese Art der Gottesdienstfeier technisch möglich gemacht hatten. Mit dem Halleluja von Händel endete der Ostergottesdienst nach rund 70 Minuten. Damit die Gemeinde mitsingen konnte, waren Noten und Text eingespielt. Die digitale Ostermesse verzeichnet schon jetzt mehrere Tausend Klicks.