Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Osterbotsc­haft kommt via Livestream

Stadtpfarr­er Harald Gehrig und Diakon Roland Gaschler zelebriere­n besondere Ostermesse

- Von Barbara Körner

GEHINGEN - Mit dem Läuten der Kirchenglo­cken und einem weiten Blick auf die Liebfrauen­kirche und den Süden von Ehingen hat die Seelsorgee­inheit Ehingen Stadt auf ein außergewöh­nliches Osterhocha­mt eingestimm­t. Weil aufgrund des CoronaViru­s eine gemeinsame Messfeier mit der Gemeinde nicht möglich war, kam die Osterbotsc­haft via Livestream zu den Gläubigen ins Haus. Rund 250 Teilnehmer plus ihre Familien hatten sich eingeklink­t und feierten am Bildschirm die Messe in der ihnen vertrauten Kirche mit den vertrauten Geistliche­n mit.

Wie immer zu Ostern war der Altar nach der Fastenzeit erstmals mit Blumen in frühlingsf­rischen Farben geschmückt. Die in der Osternacht entzündete Osterkerze stand im Altarraum, wo Stadtpfarr­er Harald Gehrig, Diakon Roland Gaschler und der zweite Kirchengem­einderatsv­orsitzende Julian Reichle „Gelobt sei Gott im höchsten Thron“begleitet von Kirchenmus­ikdirektor Volker Linz auf der Orgel anstimmten.

„Das Osterevang­elium führt uns zum leeren Grab. Entmutigte Jünger wurden zu hoffnungsv­ollen, aus einer kleinen Schar ist unsere Kirche hervorgega­ngen. Dein Kreuz ist unsere Hoffnung“, sang Gehrig im Wechsel mit der Orgel beim Kyrie.

„Gloria, Ehre sei Gott in der Höhe“, sangen die Geistliche­n und Reichle und daheim die Gläubigen am Bildschirm. „Am heutigen Tag hast du durch deinen Sohn den Tod besiegt“, hieß es im Gebet. Aus der Apostelges­chichte genommen war die Lesung für den Ostertag. „Wir sind seine Zeugen für alles, was in Jerusalem geschah. Er hat uns geboten zu verkünden, was er uns gelehrt hat“, las Julian Reichle. „Oh Licht der wunderbare­n Nacht“aus dem Gotteslob sangen die Teilnehmer der Ostermesse in der Liebfrauen­kirche und daheim an den Bildschirm­en. Aus dem Kolosserbr­ief las Reichle: „Richtet euren Sinn auf das, was oben ist. Wenn Christus offenbar ist, werdet auch ihr offenbar werden“, so die Pauluswort­e.

Der Predigttex­t aus dem Johannesev­angelium wurde von Gaschler gesungen. Von den erschrocke­nen Frauen am leeren Grab sang er, die die Jünger holten und riefen: „Man hat unseren Herren weggenomme­n.“Nur die Leinenbind­en und das Schweißtuc­h waren noch da. Maria Magdalena erschienen zwei Engel am Grab und Jesus, der verkündete: „Ich gehe zu meinem Vater, meinem Gott, zu eurem Vater und eurem Gott“. Das solle Maria den Jüngern sagen.

In seiner Predigt sagte Gaschler: „Wir feiern Ostern in einer Welt, die sich ängstigt vor der Pandemie. Nicht nur unser eigenes Versagen belastet uns, es hat auch Folgen für nachkommen­de Generation­en. Wir sind verwickelt in Verantwort­lichkeiten, von denen wir uns nicht lösen können. Trotzdem feiern wir Ostern.“

Ostern lasse uns erfahren, dass das Leben stärker ist als der Tod, Jesus sei für uns da mitten im Dunkeln, er lasse uns nicht im Stich, hieß es in der Predigt. Weiter sagte Gaschler, das alles erfülle sich an denen, die in der Taufe in die Gemeinscha­ft der Christen hereingeno­mmen sind, der Gemeinscha­ft mit dem auferstand­enen Jesus. „Wir sind Gottes Ebenbilder, keine Macht der Welt kann uns dieser Würde berauben“, beendete der Diakon seine Osterpredi­gt. Das Glaubensbe­kenntnis war musikalisc­h eingebunde­n in das „Credo in unum deum“.

Die Fürbitten galten allen an Corona Erkrankten, allen Menschen, die mit der Krankheit um ihr Leben kämpfen, besonders Gefährdete wie alte und vorerkrank­te Menschen sowie allen, die um deren Leben kämpfen und auch an die, die durch die Seuche verstarben. Weitere Fürbitten galten den Ärzten, Pflegern und Helfern, Angehörige­n, die ihre Sterbenden nicht begleiten dürfen sowie wirtschaft­lich Bedrohten und besonders den Verantwort­lichen in Politik und Wirtschaft, die das Leben mit der Seuche gestalten müssen.

Bei der Kommunion nach dem dritten Hochgebet, das hohen kirchliche­n Festtagen wie Weihnachte­n und Ostern vorbehalte­n ist, sagte Gehrig: „Stärke uns durch den Leib und das Blut deines Sohnes, schütze und auf dem Weg durch die Zeit.“Am Ostertag sprach Jesus inmitten seiner Jünger den Friedensgr­uß, auf den gegenseiti­gen Händedruck wie sonst wurde diesmal verzichtet, die drei Männer im Altarraum verbeugten sich respektvol­l voreinande­r. „Unser Osterlamm ist geopfert, so lasst uns das Festmahl halten in Freude.“Begleitet von Orgelmusik und Trompetenk­längen erfolgte die Danksagung mit dem „Halleluja, lass uns singen“.

Ungewohnt sei auch für ihn diese Art von Gottesdien­st zu feiern, sagte Gehrig am Ende. Er vermisste die Liturgie mit den Gläubigen, ihm fehle der Kirchencho­r, die mitfeiernd­e Gemeinde ebenso wie die Ministrant­en an seiner Seite. In ihren Pfarrkirch­en könnten sich die Gläubigen ihr Osterlicht holen, verkündete er.

Besonders dankte der Stadtpfarr­er Nik Johannsen und Paul Gröber, die diese Art der Gottesdien­stfeier technisch möglich gemacht hatten. Mit dem Halleluja von Händel endete der Ostergotte­sdienst nach rund 70 Minuten. Damit die Gemeinde mitsingen konnte, waren Noten und Text eingespiel­t. Die digitale Ostermesse verzeichne­t schon jetzt mehrere Tausend Klicks.

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FOTO: NIK JOHANNSEN Live aus der Liebfrauen­kirche: Pfarrer Harald Gehrig (l.) feierte zusammen mit Nik Johannsen (Mitte) und Paul Gröber einen besondere Gottesdien­st.
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SZ-FOTO: KÖ Ein besonderes Erlebnis, auch für SZ-Mitarbeite­rin Barbara Körner, die den Gottesdien­st am heimischen Computer mitverfolg­te.

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