Strahlende Sonne, leere Gasttische
Gastronomen hoffen auf das Ende der Krise, Hofläden hingegen geht es derzeit blendend
GMUNDERKINGEN - Auch hier in der Region Munderkingen sind Gastronomen von der Corona-Krise betroffen. Viele stehen meist nur vor der Wahl, ob sie ganz schließen, Gutscheine für die Zeit nach der Krise anbieten, oder versuchen, außer Haus zu verkaufen. Besonders klassische Ausflugslokale stehen vor einem besonderen Problem. Der Brauereigasthof Adler in Moosbeuren verkündet es bereits auf seiner Webseite, dass bis auf weiteres die Türen geschlossen sind.
„Tja, schön ruhig halt“, mein Rainer Heckenberger vom Gasthof Kreuz, der ebenfalls in Moosbeuren zuhause ist. Sein Lokal ist vor allem auf Spanferkel spezialisiert, musste aber schließen. Die Laune verderben lassen will er sich davon allerdings nicht und er nimmt es eben mit Humor. Das Lokal ist geschlossen, dennoch bietet der Gasthof Kreuz einen erweiterten Abholservice an.
Wenn die Kunden nicht zum Spanferkel kommen können, kommt das Spanferkel eben zu den Kunden. Bereits vor der Krise war es auch möglich, die Spanferkel außer Haus zu bekommen, nun bietet der Gasthof auch vorgegartes Fleisch an, welches zuhause fertig zubereitet werden kann.
„Wir bleiben da bescheiden“, sagt Heckenberger, „und können auch kleine Brötchen backen. Wir passen uns der Situation an.“Die Kunden können einfach anrufen, bestellen und abholen. Im Haus sei man gut erreichbar. „Wir haben jetzt ja ganz viel Zeit“, meint Heckenberger und lacht. Nach Ende der Krise werde es ganz normal weitergehen.
Ebenfalls geschlossen hat das Gasthaus Hirsch in Emerkingen. Sorgen machen müssen sich die Gäste um den Hirsch allerdings nicht, so ist von der Familie Härle zu hören. Man habe ein zweites Standbein und komme gut zurecht. Zum Abholen gebe es zur Zeit allerdings nichts. Stattdessen wartet die Familie auf das Ende der momentanen Krise. Sobald es grünes Licht gebe, werde das Haus auch wieder geöffnet sein.
Auch das Landcafé Dommer in Rottenacker hat aufgrund der Krise geschlossen. Natürlich habe man sich gefreut, den Frühling gemeinsam genießen zu können, so schreibt das Team vom Café auf der Homepage. Aber zumindest bis zum 20. April sei das Café geschlossen. Im Moment können allerdings die bekannten Torten bereits eine Woche im voraus über die Homepage oder per Telefon in Auftrag gegeben werden. Ein weiterer außer-Haus-Verkauf sei zumindest im Gespräch des Familienbetriebs. Wenn es mit der Krise länger dauere als bis zum 20. April, dann werde sich die Familie vielleicht dazu entscheiden, auch für abholende Kunden ein Sortiment anzubieten. Auch im Landcafé wird sehnsüchtig auf das Ende der Krise gewartet. In finanziellen Existenzängsten stehe aber auch Familie Dommer nicht, auch wenn das ein wenig davon abhänge, ob es noch sehr viel länger dauere, als von der Politik angekündigt.
Schlägt nun die Stunde der Hofläden? Rudolf Stöhr vom gleichnamigen Munderkinger Hofgut jedenfalls spürt von der Corona-Krise als einer der Wenigen – bis jetzt, wie er betont – nicht viel. „Das Geschäft läuft eigentlich nicht schlecht“, so ist aus dem Familienbetrieb zu hören. Auch im Ostereiergeschäft – Eier sind eines der primären Produkte des Hofguts – habe die Familie zunächst mit einem Drittel weniger gerechnet, aber nun gebe es rege Nachfrage. Der Eierautomat laufe sogar so gut, dass die Stöhrs mit dem Nachfüllen schier nicht nachkommen. „Im Absatz merken wir gar nichts von der Krise“, berichtet Rudolf Stöhr, „die Tendenz ist eher steigend.“Auch dass Mehl in diesen Zeiten sehr gefragt ist, wirkt sich natürlich aus. „Nun, da die Leute zuhause sind, scheint es, als würden alle mehr backen und kochen. Und beim Backen braucht man natürlich auch Eier“, merkt der gut gelaunte Landwirt an. Auch wenn sich, wie er erzählt, beim Getreidepreis trotz der hohen Nachfrage nicht viel verändert habe. Was ihm aber Sorge mache, sei das Wetter. Nicht etwa, weil dies es vielen Menschen schwer mache, dieser Tage zuhause zu bleiben, sondern eben dass es so gut ist. Schon im Winter, der gefühlt gar kein richtiger war, gab es kaum Niederschlag. Es gibt kein Schmelzwasser – und noch immer falle viel zu wenig Regen, berichtet der Landwirt. Wenn er auf seine Rapsfelder blicke, mache ihm das langsam richtig Sorgen. Schon in den letzten Jahren war zu wenig Regen gefallen. Dennoch will er die gute Laune nicht verlieren. „Wir können die Situation gerade nicht ändern“, meint Stöhr, „also müssen wir einfach das Beste draus machen.“