Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kuriose Szenen an maroder Gänstorbrü­cke

Autos drücken sich unter der aufgestell­ten Schranke durch

- Von Michael Kroha

GULM/NEU-ULM - Seit gut sechs Wochen sind die Schranken an der Gänstorbrü­cke zwischen Ulm und Neu-Ulm in Betrieb. Sie sollen verhindern, dass schwergewi­chtige Lkw das marode Bauwerk illegal überqueren und noch weiter beschädige­n. Die Schranken gelten zudem als die letzte Hoffnung, um die Brücke vor einer Komplettsp­errung zu bewahren.

Zwar scheint der Verkehr wohl auch corona-bedingt insgesamt weniger geworden zu sein und damit auch die Verstöße gegen die Regelungen an der Gänstorbrü­cke. Einige Verkehrste­ilnehmer schrecken jedoch weiter nicht davor zurück, die Regeln zu brechen. Die kuriosen Szenen reißen nicht ab.

Autofahrer, die eigentlich durch die 2,10 Meter breite Schleuse nebenan passen würden, drücken sich unterhalb der Schranke hindurch. Sie boxen sie quasi ganz leicht nach oben weg. Warum gewisse Autofahrer das tun, kann sich Roswitha Schömig, bei der Stadt für das Dauerthema Gänstorbrü­cke zuständig, nicht erklären. „Ich kann das nicht nachvollzi­ehen“, sagt sie. „Die glauben wohl, das merkt keiner.“

Jedoch sei an beiden Schranken, auf Ulmer und auf Neu-Ulmer Seite, vor gut drei Wochen eine Kamera postiert worden, die etwaige Vergehen aufzeichne­t. Immer, so erklärt es

Schömig, wenn die Schranke touchiert werde, würden so Aufnahmen gemacht, die dann als Beweismitt­el für eine Anzeige dienen.

Doch damit offenbar noch nicht genug. Schömig berichtet von Erzählunge­n, die an sie herangetra­gen wurden. Demnach wären Autofahrer zu einer Zeit, als die Schranke für die breitere Busspur wegen eines Defekts dauerhaft geöffnet war, unerlaubt dort durchgefah­ren, um – davon geht zumindest Schömig aus – lediglich einen zeitlichen Vorsprung gegenüber anderen Verkehrste­ilnehmern zu haben. Für die Schranken wurden bisher rund 250 000 Euro investiert. Doch seitdem sie in Betrieb sind, musste der Schrankenb­au auf Neu-Ulmer schon zwei Mal ausgetausc­ht werden.

„Das kostet uns immer zwischen 1000 und 1200 Euro“, sagt Schömig. Auch hätten Lastwagen versucht, sich durch die Schleuse zu drücken – vergeblich. „Die ganzen Leitelemen­te wurden verschoben.“Alle bekannten Vergehen wurden zur Anzeige gebracht. „Wir wollen diese Brücke halten, so lange es geht“, sagt Schömig. „Das ist der einzige Gedanke, der uns antreibt.“Gut fünf Jahre müsste das marode Bauwerk noch befahrbar bleiben. Vorausgese­tzt, es geht alles glatt, könnte die neue Brücke ab 2024 gebaut und bis 2025 fertiggest­ellt werden. Die Kosten werden vorläufig auf etwa 20 Millionen Euro beziffert.

 ?? FOTO: STADT ULM ?? Mit Mundschutz, aber ohne Rücksicht auf die Schranke an der Gänstorbrü­cke fährt dieser Taxi-Fahrer unten durch.
FOTO: STADT ULM Mit Mundschutz, aber ohne Rücksicht auf die Schranke an der Gänstorbrü­cke fährt dieser Taxi-Fahrer unten durch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany