Kuriose Szenen an maroder Gänstorbrücke
Autos drücken sich unter der aufgestellten Schranke durch
GULM/NEU-ULM - Seit gut sechs Wochen sind die Schranken an der Gänstorbrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm in Betrieb. Sie sollen verhindern, dass schwergewichtige Lkw das marode Bauwerk illegal überqueren und noch weiter beschädigen. Die Schranken gelten zudem als die letzte Hoffnung, um die Brücke vor einer Komplettsperrung zu bewahren.
Zwar scheint der Verkehr wohl auch corona-bedingt insgesamt weniger geworden zu sein und damit auch die Verstöße gegen die Regelungen an der Gänstorbrücke. Einige Verkehrsteilnehmer schrecken jedoch weiter nicht davor zurück, die Regeln zu brechen. Die kuriosen Szenen reißen nicht ab.
Autofahrer, die eigentlich durch die 2,10 Meter breite Schleuse nebenan passen würden, drücken sich unterhalb der Schranke hindurch. Sie boxen sie quasi ganz leicht nach oben weg. Warum gewisse Autofahrer das tun, kann sich Roswitha Schömig, bei der Stadt für das Dauerthema Gänstorbrücke zuständig, nicht erklären. „Ich kann das nicht nachvollziehen“, sagt sie. „Die glauben wohl, das merkt keiner.“
Jedoch sei an beiden Schranken, auf Ulmer und auf Neu-Ulmer Seite, vor gut drei Wochen eine Kamera postiert worden, die etwaige Vergehen aufzeichnet. Immer, so erklärt es
Schömig, wenn die Schranke touchiert werde, würden so Aufnahmen gemacht, die dann als Beweismittel für eine Anzeige dienen.
Doch damit offenbar noch nicht genug. Schömig berichtet von Erzählungen, die an sie herangetragen wurden. Demnach wären Autofahrer zu einer Zeit, als die Schranke für die breitere Busspur wegen eines Defekts dauerhaft geöffnet war, unerlaubt dort durchgefahren, um – davon geht zumindest Schömig aus – lediglich einen zeitlichen Vorsprung gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern zu haben. Für die Schranken wurden bisher rund 250 000 Euro investiert. Doch seitdem sie in Betrieb sind, musste der Schrankenbau auf Neu-Ulmer schon zwei Mal ausgetauscht werden.
„Das kostet uns immer zwischen 1000 und 1200 Euro“, sagt Schömig. Auch hätten Lastwagen versucht, sich durch die Schleuse zu drücken – vergeblich. „Die ganzen Leitelemente wurden verschoben.“Alle bekannten Vergehen wurden zur Anzeige gebracht. „Wir wollen diese Brücke halten, so lange es geht“, sagt Schömig. „Das ist der einzige Gedanke, der uns antreibt.“Gut fünf Jahre müsste das marode Bauwerk noch befahrbar bleiben. Vorausgesetzt, es geht alles glatt, könnte die neue Brücke ab 2024 gebaut und bis 2025 fertiggestellt werden. Die Kosten werden vorläufig auf etwa 20 Millionen Euro beziffert.