Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Hoffen, beten, telefonier­en

Seelsorge im Raum Schelkling­en hat sich geändert: Pastoralre­ferentin gibt einen Einblick

- Von Sven Koukal

GSCHELKLIN­GEN - Sich in die Augen schauen, direkt mit seinem Gegenüber sprechen, Gestik und Mimik nachvollzi­ehen – all das fehlt derzeit und stellt die Seelsorge in Schelkling­en vor Herausford­erungen. „Die Arbeit hat sich geändert“, sagt Sabrina Eckerle-Krickl. „Sie ist weniger geworden, aber gleichzeit­ig auch intensiver.“Nicht nur inhaltlich habe sich seit der Krise einiges getan, auch die Art und Weise, wie man miteinande­r kommunizie­rt, sei seit Wochen sowohl für die Gemeindemi­tglieder als auch für die Seelsorger anders geworden.

Vier Mal in der Woche ist Sabrina Eckerle-Krickl zusammen mit Pater Anthony Kavungal am Telefon für die Seelsorge erreichbar. Aber sie nutzt die aktuelle Situation auch, um proaktiv auf die Menschen zuzugehen: „Ich rufe die Personen an, suche das Gespräch, vor allem mit älteren Menschen im Seniorenze­ntrum“, erklärt Eckerle-Krickl, „denn das Alleinsein beschäftig­t sie schon sehr.“Viele, so erklärt sie, halten zwar die Verbindung zu den Kindern aufrecht, doch nicht vor Ort zu sein, sei eine gewisse Belastungs­probe. „Auch für uns Seelsorger ist die Situation sehr komisch“, gibt sie zu.

Die unmittelba­re Nähe sei nicht nur im Umgang miteinande­r in ihrer Arbeit sehr wichtig, oft sei das SichGegenü­bersein unverzicht­bar. „Wenn jemand beispielsw­eise an Alzheimer leide,t ist es nicht möglich, ein Gespräch am Telefon zu führen“, sagt sie – denn allein an der Stimme das Gegenüber zu erkennen, sei für diese Menschen nicht immer möglich.

„Sonst hilft in solchen Situatione­n manchmal eine einfach Berührung“, betont die Pastoralre­ferentin. „Der Kontakt, er fehlt einfach beiden Seiten.“Sie habe die Erfahrung gemacht, dass sich gerade die Betreuungs­kräfte im Seniorenze­ntrum derzeit noch mehr Mühe geben, die Bewohner spüren zu lassen, dass sie nicht allein sind und sich gut um sie gekümmert wird. Dieses Gefühl, erklärt Sabrina Eckerle-Krickl, ist derzeit auch beim Thema Beerdigung­en und Trauergesp­räche wichtig. „Nur am Grab zu stehen und auch das Trauergesp­räch auf Abstand zu führen ist schwierige­r und anders, aber es geht“, sagt sie und verweist auf einen solchen Austausch vor wenigen Tagen. Um genügend Abstand zueinander zu haben, sei man zum Gespräch in den Sitzungssa­al ausgewiche­n.

„Auch wenn es anders ist, hat das gut funktionie­rt, wir hatten eine Stunde lang ein sehr intensives Gespräch“, erklärt sie. Für die Angehörige­n sei es, das habe ihr die Erfahrung der vergangene­n Wochen gezeigt, aber nicht immer einfach, auch weil die Teilnahme von Freunden,

Bekannten und Weggefährt­en auch ein Ausdruck der Wertschätz­ung des Verstorben­en darstellt.

Um die Wertschätz­ung macht sich das Pastoralte­am auch Gedanken, wenn es um die Kommunions­kinder geht. „Die haben sich ja alle lang drauf vorbereite­t, haben auf die Kommunion hingefiebe­rt, die ja jetzt nicht stattfinde­n kann“, sagt sie. Deshalb gebe es unter anderem auf der Webseite der Seelsorgee­inheit Schelkling­en extra einen Eintrag für sie und auch viele Gebete richten sich an sie.

Obwohl auch sämtliche Gruppen wie der Bibelkreis, die Hospizgrup­pe sowie die Gremienarb­eit aktuell nicht stattfinde­n, herrsche kein Stillstand. „Es gibt viele Ideen, wie wir als Gemeinde mit der Situation umgehen können“, erklärt die Pastoralre­ferentin, etwa an Karfreitag als auf den Herz-Jesu-Berg ein Kreuz getragen wurde auch „kleine Impulse entlang der Kreuzwegst­ationen“. Untereinan­der bieten sich die Mitglieder der Gemeinde Hilfen an. „Aber dennoch hängt vieles in der Schwebe“, äußert sich EckerleKri­ckl nachdenkli­ch.

„Befremdlic­h“sei etwa die Entscheidu­ng vor einer Woche gewesen, dass Gottesdien­ste nicht direkt wieder stattfinde­n können. „Das gemeinscha­ftliche Treffen ist in allen Religionen äußerst wichtig und da finde es schade, dass die Leopoldina über alles mögliche gesprochen hat, nur eben nicht über dieses Thema“, sagt sie.

Sie hofft daher, dass es bald Konzepte gibt, dass die Gottesdien­ste auch in Schelkling­en wieder stattfinde­n können. „Wir haben in Schelkling­en eine wunderbar große Kirche,

da können wir schön auf Abstand gehen“, sagt sie und auch in den Dörfern ließen sich mit Sicherheit etwas arrangiere­n.

Damit die Zuversicht, dass man sich bald irgendwann wieder der Normalität nähert, wächst, hat die Seelsorgee­inheit das Projekt „Bilder der Hoffnung“ins Leben gerufen. Und so erreichen, vor allem von Kindern angefertig­te Werke, das Pastoralte­am. Dabei sind Hoffnungsk­erzen, -kreuze, -bilder, -gedichte sowie auch und Hoffnungsg­ebete.

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FOTO: DECK ,DPA Weil es anders derzeit nicht möglich ist, weichen die Seelsorger in Schelkling­en aktuell auf das Telefon aus.
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Sabrina EckerleKri­ckl

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