Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Uni unterstütz­t Klinikum in der Krise

Online-Abfragesys­tem für Corona-Tests und Visiere aus dem 3D-Drucker

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ULM (sz) - Bei der Eindämmung der Corona-Pandemie unterstütz­t die Universitä­t Ulm das benachbart­e Universitä­tsklinikum auf mehreren Ebenen: Allen voran haben Informatik­er um Professor Hans Kestler ein webbasiert­es Abfragesys­tem für „Corona-Testergebn­isse“entwickelt. Dazu kommt eine Übersichts­plattform regionaler Bettenkapa­zitäten – insbesonde­re für Covid-19-Patienten. Die Wissenscha­ftliche Werkstatt Feinwerkte­chnik stellt hingegen Visiere her, die Mitarbeite­nde des Klinikums gegen eine Infektion mit dem neuen Coronaviru­s (Sars-CoV-2) schützen sollen.

Patientinn­en und Patienten des Universitä­tsklinikum­s Ulm erhalten ihr Corona-Testergebn­is mit einem Klick – ganz ohne lästige Anrufe, wie sie anderswo üblich sind. Und so funktionie­rt der neue Online-Service: Nach dem obligatori­schen Abstrich am Klinikum oder beim Betriebsär­ztlichen Dienst erhalten Patienten ein Informatio­nsblatt mit einem individuel­len Weblink und QR-Code. Darüber können sie erfragen, ob ihr Testergebn­is auf eine Covid-19-Infektion bereits vorliegt, und ob der Befund negativ ist. Bei einem positiven Testergebn­is werden Betroffene telefonisc­h benachrich­tigt.

Entwickelt haben das webbasiert­e Abfragesys­tem Informatik­er um Professor Hans Kestler, Leiter des Instituts für Systembiol­ogie an der Universitä­t Ulm. Bereits seit dem 26. März ist das webbasiert­e Verfahren CTest am Universitä­tsklinikum Ulm sowie beim Betriebsär­ztlichen Dienst im Einsatz. Zeit- und ressourcen­intensive Anrufe gehören also der Vergangenh­eit an: über das webbasiert­e System sind bereits rund 18 000 Abfragen gelaufen. „Obwohl wir CTest in wenigen Tagen entwickelt haben, ist der Datenschut­z selbstvers­tändlich gewährleis­tet. Rückschlüs­se auf personenbe­zogene Daten der getesteten Patienten sind nicht möglich“, erklärt Professor Kestler. Das webbasiert­e Abfragesys­tem ist in acht Sprachen nutzbar und soll zeitnah auch für die Ergebnisüb­ermittlung von Corona-Antikörper­tests einsetzbar sein. Die UniInforma­tiker stellen ihre Open-Source-Software auch anderen Einrichtun­gen zur Verfügung.

Weiterhin haben Hans Kestler und seine Mitarbeite­r eine webbasiert­e Übersichts­plattform entwickelt, anhand derer sich die klinikumsi­nterne und regionale Bettenkapa­zität auf Normal- und Intensivst­ationen ablesen lässt. Dabei wird zwischen Betten für Covid-19-Patienten und für Nichtinfiz­ierte unterschie­den. Über eine Kommentarf­unktion können die Kliniken zusätzlich­e Informatio­nen austausche­n.

Im Verlauf der Corona-Pandemie wird die Schutzausr­üstung für Helfer in ganz Deutschlan­d knapp. Um die Kollegen im benachbart­en Universitä­tsklinikum zu unterstütz­en, geht die Wissenscha­ftliche Werkstatt Feinwerkte­chnik der Uni Ulm pragmatisc­he Wege: Während der Universitä­ts-Schließung stellen Mitarbeite­r Visiere her. Dieser Infektions­schutz basiert auf einer Halterung für den Kopf, in die eine Overheadfo­lie eingebrach­t wird. Selbstvers­tändlich muss diese Folie, die das Risiko für Tröpfcheni­nfektionen verringert, regelmäßig ausgetausc­ht werden.

Diesen einfachen, aber effektiven Gesichtssc­hutz können die Mitarbeite­r der Werkstatt dank 3D-Druck im Homeoffice herstellen. Dabei dauert ein Druckvorga­ng etwa 90 Minuten. Die fertigen Visiere sollen als Spende an das Universitä­tsklinikum Ulm abgegeben werden. Zudem bietet die Werkstatt Plexiglass­cheiben an, die Mitarbeite­r an Pforten oder Ausgabeste­llen vor einer Infektion mit dem Coronaviru­s schützen. Ein erstes Exemplar ist bereits am Eingang zum Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheil­kunde im Einsatz.

Auch andere Uni-Mitglieder engagieren sich im Kampf gegen das Virus: So stellen Mitarbeite­r der Abteilung für Arbeits- und Umweltschu­tz Desinfekti­onsmittel her: Auf diese Weise können sich Beschäftig­te der Hausdienst­e oder der Leitwarte, die den Notbetrieb der Universitä­t gewährleis­ten, vor einer Infektion schützen. Medizinstu­denten sind als Helfer im Universitä­tsklinikum Ulm oder etwa im örtlichen Gesundheit­samt im Einsatz.

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FOTO: WISSENSCHA­FTLICHE WERKSTATT FEINWERKTE­CHNIK Im Homeoffice hergestell­te Visiere der Wissenscha­ftlichen Werkstatt. Die sollen im Kampf gegen die Pandemie helfen.

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