Carepakete für Kathmandu
Biberacher Verein hilft armen Familien in der nepalesischen Hauptstadt
BIBERACH (gem) - Der Verein „Himalayan Project“des Biberachers Michael Höschele hat sich seit seiner Gründung 1998 zur Aufgabe gemacht, die Lebensverhältnisse in abgelegenen nepalesischen Bergdörfern zu verbessern. Die Corona-Pandemie führt nun dazu, dass der Verein sich verpflichtet fühlt, auch Menschen in der Hauptstadt Kathmandu mit Hilfslieferungen zu unterstützen.
Offiziell zählt man in Nepal bislang nur wenige Corona-Fälle. Michael Höschele geht jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer bei Weitem höher sein könnte: „Viele Wanderarbeiter kamen jetzt aus dem Ausland zurück und sind sofort in ihre Dörfer gegangen, in denen nahezu die Hälfte der Bevölkerung an Lungenproblemen leidet, weil sie immer im Haus am offenen Feuer kochen.“
Wie in anderen Ländern hat auch Nepals Regierung einen Shutdown angeordnet. Michael Höschele erfährt von seinem Mittelsmann, der vor Ort lebt, wie sich die Situation vor allem in der Hauptstadt Kathmandu zuspitzt. „Es fahren keine Autos mehr, was bedeutet, dass über die beiden wichtigsten Zufahrtsstraßen auch keine Lebensmittel mehr in die Stadt kommen“, so Höschele. Geschäfte sind geschlossen und die Märkte, auf denen die Waren normalerweise frisch angeboten werden und auf denen sich das Leben abspielt, seien binnen weniger Tage komplett zum Erliegen gekommen.
Das wiederum führe zur skurrilen Situation, „dass die Bauern in den abgelegenen Regionen, die bisher arm waren, jetzt genug zu essen haben und in der Millionenmetropole Kathmandu viele arme Leute Angst haben zu verhungern“, sagt Höschele.
Vermögende Privatleute und auch Vereine versuchten nun, Lebensmittel in die Stadt zu schaffen oder Straßenküchen zu etablieren, die die Menschen versorgen. „Das ist in der ganzen Not doch ein tolles Miteinander.“
Auch Höscheles Verein „Himalayan
Project“, der bereits mehrfach von der SZ-Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“unterstützt wurde, hat sich nun zu einer kurzfristigen Soforthilfe entschlossen. Für rund 2500 Euro stellte der Verein Carepakete für insgesamt 120 Familien in Kathmandu zusammen. „Dabei handelt es sich um die Familien sogenannter Street People oder Tagelöhner“, sagt Höschele. „Aufgrund des Shutdowns haben sie jetzt keine Arbeit mehr und können sich folglich auch nichts mehr zu essen kaufen.“
Mit seinem Verein schickte er einen Lastwagen voll mit 25-Kilo-Säcken Reis von Indien als Hilfstransport über die nepalesische Grenze. Neben einem Sack Reis erhielt jede Familie außerdem zwei Kilogramm Linsen, ein Liter Öl zum Kochen, ein Kilogramm Zucker, 250 Gramm Salz, 250 Gramm Schwarztee, 100 Gramm Gewürze und eine Seife. Vergangene Woche wurde die Lieferung verteilt, erzählt Höschele, die Freude bei den Menschen sei groß gewesen, habe ihm sein Mittelsmann berichtet.
Eventuell will der Verein die Hilfsaktion wiederholen oder sogar noch ausweiten, je nachdem wie sich die Lage in Nepal entwickelt. „Wie es weitergeht, weiß jedoch niemand“, sagt Michael Höschele, „die Grenzen zu Indien und China sowie der Flughafen sind dicht, es kommen keine Waren mehr in die Millionenstadt und die Lager leeren sich schnell.“