Briefe bringen Freude ins Pflegeheim
SZ-Aktion „Briefe gegen die Einsamkeit“kommt gut an – Manche wünschen sich noch mehr
GEHINGEN - Viele Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie machen die Menschen derzeit einsam. Kontaktbeschränkungen, Abstand halten und ein auf Eis gelegtes Vereinsleben. Auswirkungen haben die Maßnahmen natürlich auch auf Bewohner von Pflegeheimen – die Menschen, die jetzt besonders geschützt werden müssen, aber deshalb vielleicht auch besonders einsam sind. Um genau diesen Menschen zu zeigen, dass man an sie denkt und sie deshalb eben nicht alleine sind, oder vielleicht auch einfach, um sie für kurze Zeit aufzumuntern, hat die Schwäbische Zeitung Ehingen vor einigen Wochen dazu aufgerufen, den Bewohnern „Briefe gegen die Einsamkeit“zukommen zu lassen. Und die Aktion trägt bereits Früchte.
Der Inhalt der Briefe – ob geschrieben oder gemalt – durfte Mut machen, den Empfängern ein Lächeln ins Gesicht zaubern und ihnen das Gefühl geben, ein wenig „mit nach draußen“genommen zu werden. Aber nicht nur Geschriebenes war willkommen. Es konnte gebastelt oder gemalt werden.
Bereits vor Ostern hatte die Redaktion im Seniorenzentrum St. Anna in Munderkingen nachgefragt, wie die Aktion bisher ankommt. Die Resonanz war mehr als erfreulich – und hat bis jetzt angehalten. „Die Briefe werden weiterhin aufmerksam von unseren Bewohnerinnen und Bewohnern gelesen und angeschaut. Die Briefe bringen sie zum Schmunzeln und Lachen“, sagt Sozialdienstleiterin Sarah Knupfer. Es kämen nach wie vor sehr kreative Nachrichten, angefangen von selbst ausgedachten Rätseln über selbst geschriebene Kurzgeschichten bis hin zu „wirklich toll gemalten Bildern“. Die aufmunternden Worte, die oft dabei stehen, tun Sarah Knupfer zufolge allen in St. Anna sehr gut.
Viele Rückmeldungen auf die Aktion kamen in den vergangenen Wochen
auch im Pflegeheim Maria Hilf in Untermarchtal an. Mitarbeiter und Bewohner seien überwältigt von all den lieben Worten, kreativen Bildern und Briefen. Alles in allem sind es laut Simone Simon rund 120 Briefe bisher. Die Aktion soll bei Maria Hilf noch weitergehen: „Auch die Bewohner wollen jetzt denjenigen etwas zurückschreiben, die ihre Adressen hinterlassen haben“, sagt sie. Die Freude sei bei den Bewohnern sehr groß über jeden einzelnen Brief, ob anonym oder nicht.
Auch im Wohnpark St. Franziskus in Ehingen wurden einige Briefe bisher eingeworfen. „Manches wurde auch direkt an unsere Stiftung in Bad Waldsee geschickt, damit der Brief an jede Einrichtung geht“, erklärt Leiterin Monika Vollmann-Schipper. Ob Alt, ob Jung, ob Schüler oder selbst vielleicht der Risikogruppe angehörig: Von unterschiedlichsten Absendern kommen die „Briefe gegen die Einsamkeit“. „Die Kinder malen oft fröhliche Bilder mit ihrer Familie. Manche schreiben uns ganz persönliche Sachen, wie es ihnen derzeit geht“, erzählt sie. Das alles sei sehr berührend.
Sehr unterschiedlich komme die Aktion bei den einzelnen Einrichtungen der ADK GmbH an, sagt Pressesprecherin Daniela Rieker. „In Schelklingen kommen viele Briefe an, auch in unserem Pflegeheim in Ehingen. In Erbach jedoch ist die Aktion
noch sehr verhalten“, sagt sie. Die Bewohner dort würden sich sicher über ein paar mehr Briefe freuen.
Auch an die anderen Einrichtungen können weiterhin Briefe und Bilder geschickt werden. In den Pflegeheimen werden sie den Bewohnern vorgelesen und gezeigt. Außerdem werden sie an Wäscheleinen aufgehängt, in Ordnern gesammelt oder an Wänden ausgebreitet. So soll die Wirkung der Aktion noch lange nachwirken und die aktuelle Krise mit all ihren Folgen etwas aus dem Vordergrund rücken.