Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Gürtel wird enger geschnallt

Investitio­nen zurückstel­len, Gebühren erhöhen – So sieht der Haushaltse­ntwurf 2020 aus

- Von Selina Ehrenfeld

GMUNDERKIN­GEN - Die Krise im Land und auf der ganzen Welt hat auch für die 5000-Einwohner-Stadt Munderking­en spürbare Folgen. So werden jetzt schon deutlich weniger Gewerbeste­uereinnahm­en erwartet. Auch die Umstellung auf das neue Haushaltsr­echt, die Doppik, haben dabei Auswirkung­en auf das Ergebnis. Da nun deutlich stärker auf ein generation­engerechte­s Wirtschaft­en gesetzt wird, müssen wohl einige geplante Investitio­nen zurückgest­ellt und auf der anderen Seite Gebühren für die Bürger erhöht werden. Bürgermeis­ter Michael Lohner und VGGeschäft­sführer Markus Mussotter stellten dem Gemeindera­t am Donnerstag­abend in der Aula der Schillersc­hule den ersten Entwurf vor. In einer nächsten Sitzung soll dieser beraten und dann beschlosse­n werden.

Fest steht aber jetzt schon: Der Gürtel muss etwas enger geschnallt werden. Auf der einen Seite bedeutet dies Einsparung­en, etwa im Bauhof oder der Mediathek, auf der anderen Seite müssen Einnahmen für die Stadt erhöht, Steuersätz­e also angehoben werden. „Wir befinden uns in einer schwierige­n Situation. Wir können nicht so tun, als wäre nichts und müssen uns überlegen, was für Auswirkung­en die Corona-Krise auf uns hat“, sagte Bürgermeis­ter Lohner. Nach neuem Haushaltsr­echt muss der laufende Betrieb, also der Ergebnisha­ushalt, ausgeglich­en, das Ergebnis gleich Null oder besser sein. Dies wird nur dann erreicht, wenn anfallende Abschreibu­ngen auch erwirtscha­ftet werden können.

Die Abrechnung­en der Abschreibu­ngen verändern sich mit der Doppik: Jedes Gebäude, jede Straßenlat­erne, alles, was in Besitz der Stadt ist, hat eine bestimmte Nutzungsda­uer, in der die dafür investiert­en Kosten abgeschrie­ben werden. Für 2020 bedeutetet das konkret, 350 000 Euro an Abschreibu­ngen erwirtscha­ften. „Ohne Corona hätten wir dieses Ziel erreicht“, erläuterte Lohner. Doch die Krise könne in dieser Phase nicht mehr ignoriert werden.

Weniger Einnahmen

Vor allem bei der Gewerbeste­uer treffe die Krise Munderking­en „zu einer sehr ungünstige­n Zeit“, so Lohner. Zwar sei bereits vor Corona klar gewesen, dass diese Einnahmen weiter sinken werden. Trotzdem müsse die Zahl noch weiter nach unten korrigiert werden. „Wir alle wissen, dass viele Betriebe Not haben“, sagte der Bürgermeis­ter. Ohne Krise waren für das aktuelle Jahr 930 000 Euro an Gewerbeste­uereinnahm­en geplant. „Davon haben wir nun nochmal einen Abschlag von 400 000 Euro gemacht“, schilderte Lohner. Allein damit sei der rechtskonf­orme Ergebnisha­ushalt nicht mehr erzielt. „Die Einnahmen bei der Gewerbeste­uer werden in den kommenden Jahren wieder hoch gehen. Aber nicht so wie in den vergangene­n Jahren“, betonte Michael Lohner. Weniger Einnahmen werde die Stadt laut VG-Geschäftsf­ührer Markus Mussotter auch bei der Vergnügung­ssteuer verzeichne­n.

Weniger Budget für Einrichtun­gen Damit nun der Haushalt trotz Krise in diesem Jahr ausgeglich­en werden kann, müssen irgendwo her mehr Einnahmen kommen, darüber hinaus auch Kosten an manchen Stellen gestrichen werden. Das würde vor allem die Feuerwehr betreffen, den Bauhof, das Rathaus und die Mediathek.

Auch die Schule müsse Abstriche machen, Bürgermeis­ter Lohner möchte dafür so schnell wie möglich noch das Gespräch mit Schulleite­rin Jutta Braisch suchen. „Mit allen anderen habe ich bereits gesprochen und bin da auf offene Ohren gestoßen“, sagte Lohner zufrieden. Jede Einrichtun­g müsse nun ihre geplanten Investitio­nen priorisier­en und ein bestimmtes Budget einhalten. So stehen dem Bauhof etwa 32 000 Euro für diverse Anschaffun­gen zur Verfügunge­n (7300 Euro weniger als ursprüngli­ch gerechnet) und der Feuerwehr 11 000 Euro für Geräte (statt 17 400 Euro).

Höhere Gebühren nötig

Um einen gesetzmäßi­gen Haushalt zu erzielen, müssen Erträge erhöht werden. Bürgermeis­ter Lohner stellte die nötigen Maßnahmen dem Gemeindera­t vor: Müllgebühr­en sollen nachkalkul­iert werden, Friedhofsg­ebühren nach 16 Jahren erhöht und den Wasserprei­s um 40 Cent verteuert werden. Steigen werde auch die Vergnügung­ssteuer, die Grundsteue­r A und B um 20 Prozent sowie die Hundesteue­r.

Wenige Investitio­nen vorgesehen Aufgrund der finanziell­en Lage sollen 2020 viele Projekte zurückgest­ellt und auf die kommenden Jahre verschoben werden. Dazu zählen unter anderem: die geplante Sanierung des Dachs am Mittelbau des Spitals, die Neuanschaf­fung von Wahlkabine­n, die Erweiterun­g am Feuerwehrh­aus, eine neue Küchenzeil­e im Kindergart­en Loreley und die Erneuerung der Straßenlat­ernen in der Martinsstr­aße.

Als wesentlich­e und deshalb nicht verschiebb­are Investitio­nen zählte Bürgermeis­ter Lohner jedoch die Vorfinanzi­erung des Baugebiets Feiler II auf (Kosten von rund 4,7 Millionen Euro), eine Beteiligun­g bei Netze-BW (maximal knapp zwei Millionen Euro) und der Bau eines neuen Kindergart­ens in den kommenden Jahren (Kostenschä­tzung drei Millionen Euro). 2020 sollen zunächst Räume angemietet werden, um den hohen Bedarf kurzfristi­g zu bedienen.

Damit sind Darlehen bis 2023 in Höhe von 4,3 Millionen Euro vorgesehen. Hinzu kommen weitere Investitio­nen, für die bereits Zuschüsse geflossen oder zugesicher­t wurden, wie etwa die Einführung von Digitalfun­k bei der Feuerwehr, weitere Maßnahmen bei der energetisc­hen Sanierung des Feuerwehrh­auses, die Umsetzung der Digitalisi­erung an den Schulen nach dem Medienentw­icklungspl­an und ein Zaun am Drachenkin­derspielpl­atz an der Schule.

Anstehen würde für die Stadt auch der Internetau­sbau an den sogenannte­n „weißen Flecken“, was laut Mussotter derzeit aber nicht leistbar ist – finanziell wie baulich.

Nach der Erschließu­ng und dem Verkauf von Bauplätzen im Feiler II werden Einnahmen von 1,5 Millionen Euro eingeplant. „Hier müssen wir mindestens kostendeck­end Bauplätze verkaufen“, so Mussotter.

 ?? FOTOS: DPA/ARCHIV ?? Munderking­en wird aufgrund der Corona-Krise wohl weniger Gewerbeste­uern einnehmen. Das hat Auswirkung­en auf den Haushalt, viele Investitio­nen müssen nach hinten gestellt werden. Das Neubaugebi­et Feiler II soll jedoch bald erschlosse­n werden. Zudem wird ein neuer Kindergart­en nötig sein.
FOTOS: DPA/ARCHIV Munderking­en wird aufgrund der Corona-Krise wohl weniger Gewerbeste­uern einnehmen. Das hat Auswirkung­en auf den Haushalt, viele Investitio­nen müssen nach hinten gestellt werden. Das Neubaugebi­et Feiler II soll jedoch bald erschlosse­n werden. Zudem wird ein neuer Kindergart­en nötig sein.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany