Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Handwerksb­etriebe ganz unterschie­dlich betroffen

Umfrage der Handwerksk­ammer Ulm zeigt: 55 Prozent spüren derzeit noch keine Auswirkung­en der Corona-Krise

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REGION (sz) - Die Handwerksb­etriebe zwischen Ostalb und Bodensee sind unterschie­dlich stark von der Corona-Krise betroffen. Das belegt eine Blitzumfra­ge der Handwerksk­ammer Ulm: 55 Prozent der befragten Unternehme­n gaben darin an, derzeit keine Auswirkung­en zu spüren, 45 Prozent haben Soforthilf­en von Land und Bund beantragt.

Mehr als ein Drittel der befragten Betriebe sieht seinen Betrieb trotz der derzeitige­n Einschränk­ungen gut aufgestell­t und erwartet auch in den kommenden Wochen keinen finanziell­en Engpass. 15 Prozent der befragten Handwerksb­etriebe haben jedoch bereits in den nächsten zwei Monaten Schwierigk­eiten, ihren Betrieb aufrecht zu erhalten, wenn die Einnahmen weiter ausbleiben. „Das zeigt, dass es auch viele Handwerksb­etriebe in unserem Kammergebi­et gibt, die nicht so stark von Corona und den Einschränk­ungen betroffen sind. Die Auswirkung­en auf den Alltag sind von Betrieb zu Betrieb sehr unterschie­dlich“, sagt Tobias Mehlich, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Ulm. Die aktuelle Herausford­erung bestehe darin, für diese breite Streuung an betrieblic­hen Situatione­n jeweils das Richtige

anzubieten. Mehr als 70 Prozent der regionalen Betriebe im Handwerk haben bisher keine Kurzarbeit angemeldet und haben das auch nicht vor. Rund jeder vierte befragte Handwerksb­etrieb hat danach bereits Kurzarbeit eingeführt. Von Umsatzrück­gängen und finanziell­en Einbußen sprechen dagegen alle. „Handwerker sind systemrele­vant und können, oder vielmehr müssen, weiterarbe­iten. Sie sichern die

Grundverso­rgung der Bürger. Wer klug ist, vergibt seinen Auftrag jetzt an einen Handwerksb­etrieb. Jetzt ist gerade etwas Luft “, so Mehlich.

Alle Gesundheit­sschutz- und Hygienemaß­nahmen können von den arbeitende­n Betrieben beim Kunden eingehalte­n werden. Die Umfrage zeigt, dass das Einhalten von Abstandsre­geln 65 Prozent und die Maskenpfli­cht 41 Prozent der Befragten in ihrem Betriebsal­ltag am meisten beschäftig­t und herausford­ert.

„Gesundheit­sschutz ist zentral. Gleichzeit­ig geht auch Wirtschaft­en und Arbeiten. Das ist kein Gegensatz. Wir müssen die Öffnung weiter vorsichtig und verantwort­ungsvoll gestalten. Einen zweiten Lockdown, weil wir zu ungeduldig waren, würden viele Handwerksb­etriebe nicht überstehen“, so Mehlich.

Auch in der Krise ist die Bürokratie für mehr als die Hälfte der Handwerksb­etriebe (58 Prozent) das wesentlich­e beschränke­nde Thema. 15 Prozent der Befragten bereitet erkranktes Personal Schwierigk­eiten, zudem weiteren zwölf Prozent Beschäftig­te, die sich behördlich angeordnet in Quarantäne befinden.

Handwerksb­etriebe können auch durch Bürokratie­abbau entlastet werden. Das kostet kein Geld. Mehlich sagt weiter: „Die Krise zeigt uns jeden Tag wie kreativ und leistungsb­ereit unsere Betriebe und ihre Beschäftig­ten sind, wenn wir sie machen lassen und nicht durch unsinnige Bürokratie ausbremsen. Es wäre ein Traum, wenn es gelänge, Reduzierun­gen an Verwaltung­saufwand auch nach der Krise wegzulasse­n. Was sich in der Krise bewährt, brauchen wir auch danach nicht.“

Er spielt dabei etwa auf Erleichter­ungen in der Registrier­kassenpfli­cht oder den Meldefrist­en an. „Wenn beispielsw­eise die Abgabefris­t der Lohnsteuer­anmeldunge­n sich verlängert, hilft das der Liquidität von Handwerksb­etrieben in der aktuellen Situation – und für unseren Staat entsteht kein Schaden“, fügt Mehlich an.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Das Handwerk ist laut einer Blitzumfra­ge der Handwerksk­ammer nur bedingt von der Krise betroffen.

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