Zusätzlicher Schutz aus dem 3-D-Drucker
Johann-Vanotti-Gymnasium produziert 100 dringend benötigte Gesichtsvisiere für das Deutsche Rote Kreuz – Nächste Projekt-Idee steht bereits
GEHINGEN - Die ganzen Osterferien über lief die Maschine im Dauereinsatz. In je zweieinhalbstündiger Detailarbeit fertigte der 3-D-Drucker Schicht um Schicht eine Kopfhalterungen für Gesichtsvisiere nach der anderen. Seit einem Jahr besitzt das Johann-Vanotti-Gymnasium (JVG) das teure Gerät, finanziert wurde es über den Förderverein. Normalerweise kommt der 3-D-Drucker regelmäßig im Fach Naturwissenschaft und Technik zum Einsatz. Jetzt hatte ihn Martin Ruppenthal, stellvertretender Schulleiter des JVG, zuhause in Betrieb und nach wochenlanger Produktion überreichte er – wiederum stellvertretend für die gesamte Schule – 100 Halterungen für Gesichtsvisiere an das Deutsche Rote Kreuz Ulm/Ehingen (DRK). Dort wird der zusätzliche Corona-Schutz dringend benötigt.
„Nachdem das Krankenhaus uns als Schule mitgeteilt hat, dass es keinen Bedarf an den Schutzvisieren hat, haben wir überlegt“, erklärt Ruppenthal. Da seit vier Jahren eine Bildungspartnerschaft mit dem örtlichen DRK besteht und dort tatsächlich solche Schutzschilde benötigt werden, war die Mission klar. „Die Herstellung der Visiere hat dem Tag in den Ferien richtig Struktur gegeben“, sagt Ruppenthal, der am JVG in den Fächern Mathe, Physik, NWT und Informatik unterrichtet. Zusammen mit seinen drei Kindern hieß es zuhause nach dem Druck, glattfeilen und soweit vorbereiten, dass die DRK-Mitarbeiter die fertigen Schilde am späten Nachmittag abholen konnten.
Wegen des Coronavirus ist an vielen Stellen dringend benötigtes medizinischen Material knapp. So auch beim DRK in Ehingen. Die Freude über die hochwertigen, selbstgefertigten Masken sei groß, betont der Leiter der Ehinger Rettungswache, Thorsten Trapp. Zwar habe man auch bisher schon pro Notarzteinsatzwagen zwei Gesichtsvisiere an Bord gehabt, doch jetzt sind nach und nach auch die Sanka mit den neuen Schilden ausgerüstet worden. „Die Gesichtsvisiere vom JVG haben für uns gleich mehrere Vorteile“, erläutert Trapp. Nicht nur stehen jetzt insgesamt mehr Visiere zur Verfügung – einige der Gesichtsvisiere kommen auch in Ulm sowie in Heidenheim zum Einsatz –, „die neuen Visiere sind platzsparend, weil man sie gut im Fahrzeug verstauen kann und vor allem sind sie im Gegensatz zu unseren bisherigen wiederverwendbar“, so Trapp. Das hängt mit der Konstruktion des Produkts zusammen, erklärt wiederum Ruppenthal. Die Halterung bestehe aus dem Material PLA, das robust ist, das eigentliche Schild wiederum „ist eigentlich eine Overhead-ProjektorFolie“, so der stellvertretende Schulleiter. Diese kann ausgetauscht werden und wird nach jedem Einsatz entsorgt. „Das ist eine geschickte Sache“, betont Trapp. Einzig der Umstand, dass aktuell Gummibänder weitestgehend vergriffen sind, sei noch ein kleines Problem. Neben Atemschutzmasken und Brillen sind die Gesichtsvisiere so wichtig, weil sie zusätzlichen Schutz vor Ansteckung bieten.
Um die Ansteckungsgefahr auch im öffentlichen Raum weiter zu minimieren arbeitet Ruppenthal zusammen mit einem Kollegen schon an einer weiteren Idee. „Alle Schüler sollen einen Türklinkenöffner bekommen“, sagt er. Mit diesem in der Hand müsse man nicht mehr selbst den Griff anfassen. Der Türklinkenöffner soll, wie könnte es anders sein, natürlich im schuleigenen 3-D-Drucker entstehen.