Wie stille Winkel inspirieren können
Wolfgang Schneller hat einen neuen Gedicht- und Bilderband veröffentlicht
GEHINGEN - Vor zwei Jahren ist Wolfgang Schneller mit seiner Frau Angela von Oberdischingen nach Ehingen in die Tuchergasse gezogen und hat sich seinen neuen Wohnsitz in vielen Spaziergängen auf ganz persönliche Art erschlossen.
28 Plätze und Winkel haben es ihm besonders angetan. Schneller hat sie fotografiert und seine Gedanken zu diesen Bildern in Gedichte einfließen lassen. „Licht, Farben, Geräusche, Düfte entfalten sich in jedem Winkel anders. Gerade das macht den Zauber und die Poesie einer Stadt aus“, sagt Schneller zu seinem Werk.
„Immer wartet ein Geheimnis“ist der Titel, „Stille Winkel in der Stadt“der Untertitel.
„Einkaufsstraßen, Gaststätten, historische Gebäude, buntes Treiben, pulsierendes Leben lassen eine Stadt attraktiv erscheinen. Doch oft sind es die Gegensätze, die stillen, verborgenen Winkel, die sie richtig lebens- und liebenswert machen“, schrieb Schneller in der Einleitung zu seinem 64-seitigen neuen Werk.
Die Stimmung morgens in der Liebfrauenkirche hat er eingefangen. Nur einige Schritte entfernt hat das alte Mühlrad in der Schmiech Schnellers Phantasie angeregt, wenn er dort beim Bäcker einkauft, „Man denkt an Menschen nah und fern, schaut zum Rad und kommt ins Lot“schreibt er in seinem Gedicht dazu.
Ein feiner Humor blickt durch beim Gedicht über den Müßiggänger am Gänsberg: „Ein süßes Nichtstun hat sein Gutes – ich find es gar nicht schlecht. Der Mann hier fragt nicht, nein er tut es. Und wo er Recht hat, hat er Recht.“
Wolfgang Schneller hat viele Jahre das Cursillohaus in Oberdischingen geleitet und führt seit 1978 jedes Jahr Pilgergruppen nach Santiago di Compostela. Seine tiefe Religiosität prägt auch seine Gedichte. Zu einem Bild von Gethsemane bei der St. Blasius Kirche schreibt er: „Wie gut auch solche stillen Orte in unserer Stadt zu wissen, über allen Finsternissen spricht hier Trost ganz ohne
Worte.“Zu dem Steinkreis bei der evangelischen Stadtkirche schrieb Schneller: „Da spricht etwas, das hilft und heilt und das dich öffnen will für neues Denken.“
Vom belebten Straßencafé am Marktplatz heißt es: „Hier kann man Pause kaufen, nur kurz ein kleines Glück genießen.“Tröstliches ist ihm zu den Grabstellen auf dem Friedhof eingefallen, „wenn auch Gräber uns verkünden Abschied, Ende und Vergeh`n. Ich glaube doch es wird einst münden in ein großes Wiederseh`n“.
Die Schienen am Ehinger Bahnhof haben Schneller ebenso inspiriert wie der Büchertisch im Ehinger Buchladen, wie der Weg die Wühre entlang, der Lebenshorizonte Weg bei Mundingen und die Bushaltestelle am Lindenplatz und der Weg um den blauen Steinbruch. Ein lesensund liebenswertes kleines Buch über Ehingen ist entstanden, das sich auch gut als kleines Geschenk eignet.
Immer wieder hat Schneller in früheren Jahren über seine Pilgerreisen geschrieben. 2018 ist sein Bildund Gedichtband über Eindrücke auf dem Jakobsweg „Immer noch ins Weite“erschienen. Der neue Gedichtband „Immer wartet ein Geheimnis“ist im Kunstverlag Josef Fink erschienen und im Buchhandel erhältlich.