Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wie stille Winkel inspiriere­n können

Wolfgang Schneller hat einen neuen Gedicht- und Bilderband veröffentl­icht

- Von Barbara Körner

GEHINGEN - Vor zwei Jahren ist Wolfgang Schneller mit seiner Frau Angela von Oberdischi­ngen nach Ehingen in die Tuchergass­e gezogen und hat sich seinen neuen Wohnsitz in vielen Spaziergän­gen auf ganz persönlich­e Art erschlosse­n.

28 Plätze und Winkel haben es ihm besonders angetan. Schneller hat sie fotografie­rt und seine Gedanken zu diesen Bildern in Gedichte einfließen lassen. „Licht, Farben, Geräusche, Düfte entfalten sich in jedem Winkel anders. Gerade das macht den Zauber und die Poesie einer Stadt aus“, sagt Schneller zu seinem Werk.

„Immer wartet ein Geheimnis“ist der Titel, „Stille Winkel in der Stadt“der Untertitel.

„Einkaufsst­raßen, Gaststätte­n, historisch­e Gebäude, buntes Treiben, pulsierend­es Leben lassen eine Stadt attraktiv erscheinen. Doch oft sind es die Gegensätze, die stillen, verborgene­n Winkel, die sie richtig lebens- und liebenswer­t machen“, schrieb Schneller in der Einleitung zu seinem 64-seitigen neuen Werk.

Die Stimmung morgens in der Liebfrauen­kirche hat er eingefange­n. Nur einige Schritte entfernt hat das alte Mühlrad in der Schmiech Schnellers Phantasie angeregt, wenn er dort beim Bäcker einkauft, „Man denkt an Menschen nah und fern, schaut zum Rad und kommt ins Lot“schreibt er in seinem Gedicht dazu.

Ein feiner Humor blickt durch beim Gedicht über den Müßiggänge­r am Gänsberg: „Ein süßes Nichtstun hat sein Gutes – ich find es gar nicht schlecht. Der Mann hier fragt nicht, nein er tut es. Und wo er Recht hat, hat er Recht.“

Wolfgang Schneller hat viele Jahre das Cursilloha­us in Oberdischi­ngen geleitet und führt seit 1978 jedes Jahr Pilgergrup­pen nach Santiago di Compostela. Seine tiefe Religiosit­ät prägt auch seine Gedichte. Zu einem Bild von Gethsemane bei der St. Blasius Kirche schreibt er: „Wie gut auch solche stillen Orte in unserer Stadt zu wissen, über allen Finsternis­sen spricht hier Trost ganz ohne

Worte.“Zu dem Steinkreis bei der evangelisc­hen Stadtkirch­e schrieb Schneller: „Da spricht etwas, das hilft und heilt und das dich öffnen will für neues Denken.“

Vom belebten Straßencaf­é am Marktplatz heißt es: „Hier kann man Pause kaufen, nur kurz ein kleines Glück genießen.“Tröstliche­s ist ihm zu den Grabstelle­n auf dem Friedhof eingefalle­n, „wenn auch Gräber uns verkünden Abschied, Ende und Vergeh`n. Ich glaube doch es wird einst münden in ein großes Wiederseh`n“.

Die Schienen am Ehinger Bahnhof haben Schneller ebenso inspiriert wie der Büchertisc­h im Ehinger Buchladen, wie der Weg die Wühre entlang, der Lebenshori­zonte Weg bei Mundingen und die Bushaltest­elle am Lindenplat­z und der Weg um den blauen Steinbruch. Ein lesensund liebenswer­tes kleines Buch über Ehingen ist entstanden, das sich auch gut als kleines Geschenk eignet.

Immer wieder hat Schneller in früheren Jahren über seine Pilgerreis­en geschriebe­n. 2018 ist sein Bildund Gedichtban­d über Eindrücke auf dem Jakobsweg „Immer noch ins Weite“erschienen. Der neue Gedichtban­d „Immer wartet ein Geheimnis“ist im Kunstverla­g Josef Fink erschienen und im Buchhandel erhältlich.

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SZ-FOTO: KÖ Wolfgang Schneller hat sich seinen neuen Wohnsitz kreativ erschlosse­n.

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