Schwäbische Zeitung (Ehingen)

So lief der „erste Schultag“in Ehingen

Schüler und Lehrer sind froh, dass es wieder losgeht – Manches ist noch ungewohnt

- Von Grischa Beißner und Dominik Prandl

GEHINGEN - Die Ehinger Abschlusss­chüler hatten am Montag endlich wieder ihren ersten Schultag nach längerer Corona-Pause. Allerdings war vieles ungewohnt, weil es einige Schutzmaßn­ahmen an den Schulen gibt, um eine Ansteckung mit dem Coronaviru­s zu vermeiden. Allein, dass die meisten Schüler im Pausenhof und auf den Gängen wie empfohlen Schutzmask­en trugen, ergab ein fremdes Bild. Doch die Schüler waren vor allem froh, endlich wieder zusammenzu­kommen.

„Einzeln eintreten!“steht über dem Eingang der Längenfeld­schule in großen Lettern auf rotem Hintergrun­d. Die Schüler auf dem Hof tragen Schutzmask­en. „Ich freue mich, dass wieder Schule ist“, sagt Andrea Götz aus der zehnten Klasse. Zum einen gilt es nämlich, sich auf die Realschulp­rüfung vorzuberei­ten: Bereits in zwei Wochen sei die Deutschprü­fung, in drei Wochen Mathe. Sie freue sich aber auch, weil es „eine Abwechslun­g ist“, weil man so wieder mehr rauskomme. Die vielen Hygienemaß­nahmen, das Abstandsge­bot, die Schutzmask­en, das finde sie schon „ein bisschen ungewohnt“, sagt sie. Es sei eine Situation, die man in der Vergangenh­eit so niemals erwartet habe. Auch Mathelehre­r Ingo Peters ist froh, dass er die Abschlusss­chüler wieder vor Ort begrüßen kann. „Jetzt können wir den Schülern wieder direkte Rückmeldun­g geben“, in den vergangene­n Wochen habe man nur per E-Mail und Lernvideos Kontakt gehabt. Die Vorsichtsm­aßnahmen hätten zudem auch etwas Positives, denn die Gruppen seien nun kleiner, erklärt er. „So kann ich noch besser auf die Fragen eingehen.“ Die Schüler jedenfalls fühlen sich sicher, oder zumindest „teilweise“, wie Zehntkläss­ler Jakub Haberla sagt, denn auch die Masken seien natürlich kein hundertpro­zentiger Schutz, erklärt er. Die meisten der Schüler sind am Montag mit dem Auto oder zu Fuß gekommen. Auch solche, die sonst Bus fahren, haben darauf jetzt verzichtet, teilweise wegen des späteren Schulbegin­ns um 8.30 Uhr. Wie gewünscht, hätten die Schüler in der Pause Masken getragen, sagt Schulleite­r Udo Simmending­er. „Und auch Desinfekti­onsmittel ist inzwischen da.“Sein Fazit am Montag: „So wie es geplant war, hat es gut funktionie­rt.“

Auch Tobias Sahm, Schulleite­r des Johann-Vanotti-Gymnasiums (JVG) erklärt: „Es lief gut.“Der Tag sei entspannt gelaufen, bis auf wenige Ausnahmen waren alle Schüler der betroffene­n Klassen wieder in der Schule. Besonders gefreut hat ihn die gute Stimmung auf dem Schulhof, die er von seinem Fenster aus beobachten konnte. Die Schüler waren überall verteilt, hielten die Abstandsre­geln ein und unterhielt­en sich lachend. Vermutlich waren alle froh, ihre Freunde wieder sehen zu können. Natürlich helfe auch, dass es nun mit der Schule nach sieben Wochen wieder etwas Struktur im Alltag gebe. Die aktuellen Stundenplä­ne laufen erst einmal für die zwei Wochen bis zu den Prüfungen. Dann seien die Abiturient­en nur noch für die Abschlusst­ests im Hause und es könne weiter geplant werden. „Heute hat es schon mal gut funktionie­rt, in zwei Wochen sehen wir weiter“, sagt Sahm. Dann können auch Lehren gezogen werden aus den Erfahrunge­n in den kommenden Tagen und vielleicht überlege man sich dann auch noch ein paar Änderungen für den weiteren Verlauf. Beispielsw­eise

könne zeitverset­zter gearbeitet werden, im Zweifelsfa­ll. Im Kollegium habe heute eine respektvol­le Anspannung geherrscht, berichtet Sahm weiter. Im Vorfeld haben sich die Lehrer umfangreic­h besprochen und vorbereite­t, auch wie die Hygiene- und Abstandsre­geln einzuhalte­n seien. Vier der Lehrer, welche die aktuell zugelassen­en Klassen betreuen, seien wegen ihrer Zugehörigk­eit zur Risikogrup­pe weiter im Homeoffice, alle anderen seien aber vor Ort und unterricht­en, wie auch Sahm, die Klassen. Auch das habe gut geklappt, so Sahm, aber „man merkt schon, dass es anders ist als sonst“. Am deutlichst­en ist das an dem Einbahnstr­aßensystem zu spüren, das im JVG eingeführt wurde. Die Wege laufen nun anders als gewohnt, auch für die Lehrer.

„Für uns war es ganz entspannt, ganz ruhig und wir waren sehr gut vorbereite­t“, zieht Dagmar Fuhr, Rektorin der Michel-Buck-Schule, ein positives Résumé. Ihre Schüler hätten sich alle gut an die Vorgaben gehalten und lediglich ein einziges Kind fehlte. „Alle waren froh, uns wiederzuse­hen und wir natürlich auch“, berichtet die Rektorin von ihren Eindrücken. Sie erwartet, dass Schüler und Lehrer bis zu den Prüfungen eine gute Routine entwickeln werden. Deshalb werde in der ersten Woche auch mit besonders strengem Blick auf die Einhaltung der Maßnahmen geachtet, vom Abstand Halten bis zu den Toiletteng­ängen – und natürlich dem Händewasch­en. So sollen die Kinder die Regeln verinnerli­chen. Und bisher funktionie­re es auch richtig gut. „Wir sind optimistis­ch und schauen positiv gestimmt in die nächsten Tage“, so Fuhr.

„Es war toll. Alle Schüler waren da, die Lehrer waren da. Alle haben sich gefreut“, sagt Alexander Bochtler, Leiter der Ehinger Realschule nach dem ersten Schultag unter besonderen Vorzeichen. Die Infos zu den Schutzmaßn­ahmen hätten alle Eltern erreicht. Und so seien alle Schüler auf die neuen Regeln gut vorbereite­t gewesen, hätten gewusst, welche Eingänge sie benutzen müssen, die meisten hätten im Hof und auf den Gängen Schutzmask­en getragen, beim Händewasch­en sei es zu keinen größeren Staus gekommen und auch die Kollegen hätten vor dem Kopierer ausreichen­d Abstand zueinander gehalten und das Gerät jeweils gereinigt. „Auch die Busse sind gekommen, wobei relativ wenige mit Bussen gefahren sind.“Die Zehntkläss­ler, die kurz vor der Realschulp­rüfung stehen, seien in dieser Situation sehr entspannt. Natürlich sei am Montag alles „etwas ungewohnt gewesen“, erklärt Bochtler, „sich nicht mit Handschlag begrüßen, nicht umarmen“, doch die Schüler seien froh gewesen, wieder da zu sein, habe er wahrgenomm­en. „Vor Schulbegin­n wollten sich manche auf dem Schulgelän­de treffen.“Man habe ihnen noch einmal erklärt, dass das nicht erlaubt ist.

Auf den Pulten in den Klassenräu­men sei jeweils ein Spuckschut­z aus Plexiglas angebracht worden. Selbst das Einsammeln von Aufgaben müsse in diesen Tagen von den Lehrern gut organisier­t werden. Die Aufgaben vor Ort und beim Homeschool­ing seien auf die Kollegen ausgewogen verteilt worden. Für die jeweiligen Fächer gebe es im Hintergrun­d jeden Tag einen Lehrer, der zur Not einspringe­n könne. Neu dazu in der Realschule kam am Montag die Notbetreuu­ng. „Wir haben aktuell zwei Schüler und auf Dauer gesehen werden es mehr werden“, glaubt Bochtler. Die Schüler in Notbetreuu­ng hätten einen anderen Eingang als die Abschlusss­chüler und einen anderen Pausenhof, erklärt er.

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SZ-FOTO: PRANDL Ein ungewohnte­s Bild: Fünf Zehntkläss­ler der Längenfeld­schule und ihr Mathelehre­r Ingo Peters (2. v. r.). mit Schutzmask­e vor dem Schuleinga­ng.

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