Hoffnung für die Biergarten-Saison?
Corona: Einige Gastronomen im Landkreis Neu-Ulm fordern baldige Lockerungen für ihre Betriebe
GNEU-ULM - „Bierbraten to go“, Brätknödelsuppe zum Mitnehmen und ein Wurstsalat-Paket für das Biergarten-Gefühl zu Hause. Die Gastronomen aus der Region sind kreativ in der Krise. Speisen beim Lieblingsgastwirt abholen, anstatt sie im Biergarten zu essen? Vergangenen Sommer wäre das vermutlich unvorstellbar gewesen. Doch jetzt greifen die Gastronomen wegen der CoronaKrise auf mehrere solcher Notlösungen zurück. Die Angst um die Existenz ist bei allen spürbar.
Christa Zoller ist die Chefin des Brauerei-Gasthauses Schlössle in Offenhausen. Sie schildert die Entwicklung seit Beginn der Corona-Krise: „Anfangs nahmen wir es gelassen und dachten, dass wir ein paar Wochen schon überbrücken können.“Inzwischen sind in Bayern erste Lockerungen für die Gastronomie erst für nach Pfingsten angekündigt. Für das Schlössle heißt das, dass ein katastrophales Jahr in Aussicht stehe. „Das können wir nur überstehen, wenn wir uns sehr hoch verschulden“, sagt Zoller. Ihr Brauerei-Gasthaus stehe im Vergleich noch relativ gut da, der Wirtin sei es wichtig, nicht zu jammern. „Mein Anliegen ist, dass man je nach Fall unterscheiden muss, um die negativen Folgen der Krise für alle möglichst klein zu halten.“
Die Schäden, die durch die Beschränkungen entstehen, müssten ebenso gesehen werden wie die Schäden, die das Virus verursache. Zoller ist der Ansicht, man könne Biergärten corona-gerecht öffnen. Ähnliche Forderungen stellte die bayerische FDP. Wie das gehen soll? Zoller schlägt vor: „Nur die Hälfte der Tische wird aufgebaut, Gäste holen mit Abstandswahrung und hinter Plexiglasschutz ihre Getränke ab und die Speisen werden an Abholtische gebracht.“Für das Schlössle sei die Biergarten-Saison besonders wichtig. „Gewinn machen wir nur in den vier Sommermonaten. Jeder Öffnungstag wäre positiv“, sagt die Chefin. Zwar werde der seit einigen Wochen angebotene Außer-Haus-Service
gut angenommen. Den bisherigen Ertrag könne er aber nicht decken, da dieser vor allem durch Getränkebestellungen zustandekomme.
Johann Britsch ist Geschäftsführer des Hotel-Restaurants Hirsch in Finningen und gleichzeitig Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hotelund Gaststättenverbandes (Dehoga). Er erlebt zurzeit eine schlechte Stimmung in der Branche. „Jeder hat eine gewisse Unzufriedenheit. Die Gaststätten sind geschlossen, der Kontakt zu den Gästen fehlt, man macht keinen Umsatz und es gibt Existenzängste.“Doch die größte Gefahr für die Branche sei aktuell eine andere. „Das Hervorpreschen von Einzelnen bringt gar nichts.“Er kritisiert Gastronomen, die meinen, die beste Lösung für die Krise in der Branche zu haben. Das sei genau so wenig anpassungsfähig wie ein allgemeines Konzept für alle Gaststätten. „Jeder Betrieb ist anders“, sagt Britsch.
Vor einigen Tagen habe er mit Innenminister Joachim Hermann, einigen Virologen und Vertretern des Gaststättenverbandes gesprochen, um ein Konzept für die Branche zu erarbeiten. „Es wird kein System geben, das man über jeden Betrieb stülpen kann“, erklärt Britsch am Telefon. Der Wirt verweist auf die unterschiedlichen Konstellationen von Lokalen: „Die kleine kuschelige Kneipe lässt sich nicht mit dem großen Biergarten vergleichen.“
Die Gastronomielandschaft wird sich seiner Ansicht nach verändern. „Die Eigenheit unserer tollen, bayerischen Gastronomie war ihre Vielfältigkeit. Diese wird ein Stück weit eingebremst. Gewisse Vorschriften können einfach nicht gleichermaßen von allen erfüllt werden“, erklärt Britsch. Wenn man auf Virologen höre, sei die Gastronomie gar nicht durchführbar. „Die Experten verweisen hier auf die Situation in Österreich, wo das Virus in großen Lokalitäten verbreitet wurde.“Die „neue Gastronomie“nach den Lockerungen wird laut Britsch „die große Fläche mit geringer Bestuhlung“sein. Er verstehe jede Notlage, doch man müsse die Situation rational und Schritt für Schritt angehen.
Ein Wirt, den die Krise besonders hart trifft, ist Markus Holl, Pächter des Griaswirt in Vöhringen. Erst Anfang März ließ er die Küche modernisieren, dafür musste das Lokal bereits zwei Wochen schließen. Und