„Wir Mittelständler schaffen das“
Der Ehinger Unternehmer Manfred Tries spricht über Corona und die Zukunft
EHINGEN (tg) - Der Ehinger Unternehmer und Hydraulik-ElementeHersteller Manfred Tries verkörpert wie kaum ein anderen den klassischen mittelständischen Betrieb. SZ-Redaktionsleiter Tobias Götz hat sich mit Tries über die CoronaKrise, wirtschaftliche Folgen und seine Wünsche an die Politik unterhalten.
Herr Tries, wie geht es Ihnen persönlich in Zeiten der Corona-Krise? Mir persönlich und meiner Familie geht es gut – gesundheitlich haben wir keine Probleme, ich zähle ja zur Risikogruppe. Wir halten uns an alle Vorgaben und hoffen, dass wir die Corona-Krise gut überstehen.
Wie geht es Ihrem Unternehmen, das Sie von einem Ein-Mann-Betrieb zu einer mittelständischen Firma aufgebaut haben?
Mein Bestreben war es von Anbeginn, also schon im Jahre 1964, nachhaltig zu wirtschaften. Dies ist uns bis heute gelungen. Die Corona-Krise hat uns wie die gesamte Volkswirtschaft unvorbereitet getroffen, unser Nachhaltigkeitskonzept wird uns dabei helfen, die Krise zu überstehen.
Die wirtschaftlichen Folgen der Krise sind derzeit nicht einmal im Ansatz absehbar. Welche Befürchtungen haben Sie?
Ich rechne damit, dass unsere Volkswirtschaft einige Jahre brauchen wird, um sich von der Krise zu erholen – für mich stellt sich dabei auch die Frage, welches wirtschaftliche Wachstum möglich ist, ohne unsere Umwelt weiter zu belasten. Ich nenne hier nur Wegwerfgesellschaft, Klimakrise, Gewinnmaximierung vor Nachhaltigkeitsdenken. Ich zweifele daran, ob das Streben nach Wachstum der richtige Weg in unserer Wirtschaft ist.
Sie gelten als Vorzeigeunternehmer, der über Jahrzehnte hinweg die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Was ist Ihrer Meinung nach jetzt zu tun?
Wir haben in der Vergangenheit gute Entscheidungen getroffen, indem wir in sozialer Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern unser Unternehmen weiterentwickelt haben. Wir sind ein sehr innovatives Unternehmen und wollen dies auch bleiben und wir werden auch in Zukunft nachhaltig wirtschaften.
Viele Wirtschaftsexperten beraten die Regierung. Welchen Wunsch und welchen Rat würden Sie an die Entscheidungsträger herantragen?
Unsere Bundeskanzlerin reagiert besonnen in der momentanen Situation mit Richtlinien und Vorgaben, um die Krise zu bewältigen. Die Uneinigkeit bei den Vorgehensweisen unserer einzelner Bundesländern, um die Pandemie einzudämmen, betrachte ich als Profilierungswettbewerb für die kommende Kanzlerfrage. Mein Wunsch an die Regierung: Seien Sie sich dessen bewusst, dass der Mittelstand mit 70-prozentigem Anteil den wirtschaftlichen Erfolg der Bundesrepublik trägt. Dazu gehören Steuern, Beschäftigtenanzahl, Bildung und Ausbildung und vieles mehr.
Sie haben Verantwortung für mehr als 170 Mitarbeiter. Mit welchen Sorgen kommen diese Menschen auf Sie zu?
Unsere soziale Verantwortung gegenüber unseren jetzt 171 Mitarbeitern haben wir schon in der letzten Krise 2008 bis 2010 eingehalten. Wir sind uns auch in dieser Krise unserer Verantwortung bewusst. Dies signalisieren wir auch unseren Mitarbeitern. Wir planen auch mit Kurzarbeit in gewissen Bereichen. Wir produzieren auch als Vorsichtsmaßnahme in zwei Schichten. So wie es momentan ausschaut, planen wir mit fünf Tagen Kurzarbeit pro Monat und Mitarbeiter.
Haben Sie in Ihrem Unternehmen Probleme mit der Lieferkette und wie ist die Auslastung bei den Aufträgen?
Zum einen haben wir eine ordentliche Lagerkapazität in unserem Unternehmen. Noch können wir die Produktion in Ehingen aufrecht erhalten. Die Lieferketten sind aber unterbrochen. Wir haben aber auch deutsche Lieferanten, die teilweise im Ausland produzieren. Und unseren Auftragsbestand würde ich als gesund bezeichnen. Wir sehen aber derzeit, dass sich unser Umsatz nach hinten verschieben wird. Fakt ist, dass das Jahr 2020 sicherlich kein blendendes Geschäftsjahr werden wird.
Sie haben in ihrem Leben schon viele Krisen gemeistert. Ist die momentane Situation und ihre Folgen die härteste?
Die Krise ist jetzt mehrere Wochen alt. Haben Sie vor vielen Wochen anders gedacht als heute?
Nein – meine Einstellung war auch vor Ausbruch der Krise dieselbe. Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Umweltbewusstsein zählt zu unseren Leitlinien.
Was glauben Sie, welche Art von Betrieben an der Krise zu Grunde gehen werden?
Ich möchte diese Frage positiv beantworten: Wer als mittelständischer Unternehmer sein Unternehmen verantwortungsbewusst und umweltbewusst führte – nun kommt wieder der Gedanke Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung– , seine Finanzen in Ordnung hielt, Innovation und Qualität als seine Leitlinien hat, der wird diese Krise überstehen.
Und mit welchem Satz und Gedanken würden Sie der Wirtschaft Hoffnung machen?
Es geht auch nach dieser Krise wieder aufwärts, ich glaube an die Innovationskraft und daran, dass wir Mittelständler es schaffen werden – wir schaffen das.