Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bienen früher unterwegs als sonst

Schon jetzt viel Honig eingelager­t – Für die Imker gibt es nun viel zu tun

- Von Grischa Beißner

GEHINGEN - Überall brummen, fliegen und summen sie: Ausbleiben­der Frost und warmer Winter haben schon vor Wochen die Bienen aus ihrem Winterquar­tier gelockt. Eigentlich viel zu früh sind sie unterwegs, finden aber auch schon überall viel Nektar an den Blüten. Denn der milde Winter hat nicht nur die Bienen nach draußen geholt, auch die Pflanzen sind aus dem Rhythmus.

Josef Priller, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Imkerverei­ns Ehingen ist zufrieden: Schon jetzt haben seine Bienenvölk­er sehr viel Honig eingelager­t, mehr, als in jedem anderen der 25 Jahre, in denen er als Imker tätig ist. Auch die Überwinter­ung lief bei ihm und den meisten Imkern des Vereines gut, nur wenige Völker haben den Winter nicht überstande­n. Allerdings war die „kalte Jahreszeit“diesmal ausgesproc­hen mild – und zusätzlich auch sehr trocken. Langfristi­g könnte das Probleme bereiten, denn von jetzt an bis Juli und August ist eigentlich die Hochsaison der Bienen. Die fleißigen Insekten brüten, bestäuben und sammeln natürlich den Honig. Doch wenn es weiter so trocken bleibt, dann könnte das nicht nur für die Pflanzen, sondern auch für die Bienen ein Problem werden. Zwar regnet es inzwischen wieder, aber die Böden sind noch immer sehr trocken. Und trockene Pflanzen geben keinen Nektar, wodurch die Bienen verhungern könnten. Dann müssten die Imker zufüttern, damit ihre Bienen nicht sterben. „Die Honigbiene­n haben es dann noch gut, die werden von ihrem Imker betreut“, sagt Priller, „doch die Wildbienen müssen schauen, wo sie bleiben.“

Aber das milde Klima birgt noch eine ganz andere Gefahr für die Immen, denn es schafft auch die besten Bedingunge­n für den schlimmste­n Feind der Insekten: die Varroa-Milbe. Diese befällt Bienen besonders in der Brutsaison und verbreitet zudem auch weitere Krankheits­erreger sowohl auf die Larven, als auch die ausgewachs­enen Tiere. Das Problem:

Solange die Bienen in der Tracht sind, also Nektar sammeln und Honig anbauen, dürfen die Imker nicht mit chemischen Mitteln gegen den Schädling vorgehen, gegen den die Bienen selber machtlos sind. Dann können die Milben nur noch „biomechani­sch“entfernt werden, also indem bestimmte Waben des Bienenstoc­ks gesperrt oder abgeschnit­ten werden, erklärt Erich Dolp. Auch er ist Imker im Ehinger Verein. Wie viele andere Imker hat er schon jetzt gut zu tun, denn dadurch, dass die Bienen früher unterwegs sind, haben natürlich auch ihre Betreuer ordentlich zu tun. Die Stöcke müssen wöchentlic­h kontrollie­rt werden, es bilden sich Jungvölker, um die sich gekümmert werden muss. Manchmal entfleucht auch ein Bienenschw­arm in irgendeine­n Baum. Da muss dann der Imker hinterher.

Aber im Fleiß der Bienen erkennt Dolp ein weiteres Problem: Denn viele Pflanzen blühen bereits vor ihrer Zeit. Dadurch haben die Bienen aktuell einen völligen Überschuss an verfügbare­r Nahrung und entwickeln sich rasant. Allerdings sind viele Pflanzen zur Zeit eigentlich noch gar nicht „dran“im biologisch­en Kreislauf. Wenn die Pflanzen alle zu früh oder eben unregelmäß­ig blühen, dann könnte es zu Lücken im Blütenange­bot kommen, oder gar zu Phasen in denen nicht genug Nahrung verfügbar wäre. Möglich wäre auch, dass die Blüte der Pflanzen dann früher als sonst beendet ist, auch dann würden die Bienen nicht mehr genug Nektar finden.

Dennoch ist auch Dolp bisher sehr zufrieden. Die Bienen fliegen eine Menge Nektar ein, die Honigprodu­ktion läuft gut, seine Völker sind allesamt schon jetzt gut entwickelt. Klar könne es im Verlauf des Jahres noch zu Problemen kommen, aber dann sei eben der Imker gefragt, die Bienen zu füttern, oft mit einer Lösung aus fermentier­tem Rüben- oder auch Haushaltsz­ucker. Bisher jedenfalls sehe Dolp die Lage recht entspannt: „Wir wollen ja nicht im voraus jammern, es ist bisher noch jedes Jahr was geworden.“

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Keine Ausgangssp­erre: In diesem Jahr sind die Bienen schon fleißig unterwegs.

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