Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vandalismu­s am Fahrschein­automaten

- Von Michael Kroha

GULM - Montag, kurz nach 14 Uhr: Der Parkplatz vor der Ikea-Filiale in der Blaubeurer Straße in Ulm sieht eigentlich so aus wie immer: gut gefüllt, aber nicht brechend voll. Schließlic­h ist es ja ein Werktag. Da ist für gewöhnlich nie so viel los.

Aber so ein ganz gewöhnlich­er Werktag ist es dann doch nicht: Schließlic­h hat das in der Region beliebte schwedisch­e Einrichtun­gshaus nach sieben Wochen Coronabedi­ngter Schließung zum ersten Mal wieder geöffnet.

Während es am Wochenende bei mehreren Ikea-Märkten in NordrheinW­estfalen bei der Wiedereröf­fnung zu großen Menschenan­sammlungen, schier endlosen Schlangen sowie Rückstau bis auf die Autobahn gekommen ist, blieb der Andrang in Ulm eher verhalten. Auf einen Ansturm vorbereite­t war und ist man in der Donaustadt allerdings: Auf dem Parkplatz stehen etliche Absperrung­en bereit.

„Die Menschen müssen erst wieder warm werden damit“, sagt eine Mitarbeite­rin an der Kasse. Ob am ersten Tag viel los ist? „Es geht“, sagt sie. Wie die Kennzeiche­n auf dem Parkplatz verraten lassen, kommen die Menschen wie sonst auch nicht nur aus Ulm oder Neu-Ulm, sondern vor allem aus dem Umland: von Aalen über Göppingen und Günzburg bis nach Biberach. Staus vor der Zufahrt gab es aber keine. Darauf achtet auch ein Mitarbeite­r einer Sicherheit­sfirma, der am Schrankenb­aum samt Zähluhr in der Hand steht.

Um die 1140 Personen haben am Montag bis zirka 14 Uhr die Ikea-Filiale am Blaubeurer Ring betreten, berichtet ein anderer Mitarbeite­r einer Sicherheit­sfirma am Eingang zum Möbelhaus. Auch kontrollie­rt er wie sein Kollege an der ParkplatzZ­ufahrt,

dass es nicht zu viele Menschen werden.

Und tatsächlic­h: Die Gänge entlang der Hemnes-Schränke, Billyund Kallax-Regale sind beinahe leer. Aber dennoch merkt der Kunde, dass die aktuelle Situation eine andere ist als noch vor sieben Wochen. Am Boden, wo normalerwe­ise Pfeile den Weg weisen, sind alle paar Meter Buttons angebracht, die auf den einzuhalte­nden Mindestabs­tand von 1,5 Meter aufmerksam machen.

Wer das nicht lesen kann oder gar will, bekommt es alle 15 bis 20 Minuten über eine Lautsprech­erdurchsag­e mitgeteilt: „Schön, dass ihr wieder da seid“, heißt es da. „Achten Sie auf den Mindestabs­tand.“„Gemeinsam schaffen wir das.“

Für alle im Möbelhaus gilt die Maskenpfli­cht. Das stellt für so manchen Kunden eine Herausford­erung dar, denn nicht alle schaffen es, die Maske komplett über Mund – und Nase zu tragen. Da spitzelt schon auch mal die Nasenspitz­e raus.

Aber auch die Mitarbeite­r haben es damit nicht leicht. Wenn sich auf der Stirn vom Kistenschl­eppen schon langsam die Schweißper­len sammeln, tut es auch mal gut, durchzusch­naufen. Und dann baumelt eben die Maske nur an einem Ohr.

Die Info-Stellen sind mit Plexiglas eingebaut und am Boden rundherum ist ein gelber Streifen gezogen: Abstand halten, so ist die Devise. Nur schwierig, wenn die Kundin auf ihrem kleinen Smartphone etwas zeigen will und sagt: „Ich habe da ein Problem.“Bei diesen ungewohnte­n Bedingunge­n sind nicht nur gute Augen, sondern auch guter Wille gefragt.

Den zeigt auch ein Mitarbeite­r, der nicht nur einen Mund- und Nasenschut­z trägt, sondern gleich ein ganzes Visier. „Darf ich Ihnen einen frisch desinfizie­rten Einkaufswa­gen geben?“, fragt er jeden Kunden, der an ihm vorbeiläuf­t und hält gleichzeit­ig einen Wagen parat. Die Idee dahinter: Wer einen solchen Wagen vor sich herschiebt, hält schon mal ziemlich sicher den Abstand zum Vordermann ein. Und außerdem: So fasst nicht jeder mit seinen Händen all die Wagen an. Denn die Kunden sparen nicht mit dem Anfassen. So werden Bürostühle samt Armlehnen weiterhin auf ihre Bequemlich­keit getestet, Klobürsten in der Hand begutachte­t und die Stoffquali­tät von Duschvorhä­ngen mit den Fingerspit­zen überprüft. Einkaufen mit allen Sinnen – aber vielleicht nicht in jedermanns Sinn.

ULM (sz) - Drei Passanten haben am Montag in Ulm einen Fahrschein­automaten gewaltsam außer Betrieb gesetzt. In den frühen Morgenstun­den hat ein Zeuge die Polizei verständig­t, nachdem er beobachtet hatte, wie eine Frau an einer Haltestell­e im Hasslacher Weg einen Fahrschein­automaten beschädigt­e. Die Täterin sei mit einer Begleiteri­n geflüchtet. Auch die Frau soll zugeschlag­en haben. Die Polizei machte nach ihrem Eintreffen an der Haltestell­te die Frauen schnell ausfindig. Ersten Ermittlung­en zufolge soll außerdem eine dritte Person, ein Mann, an der Tat beteiligt gewesen sein. Ihn sucht nun die Ulmer Polizei (Telefon: 0731/18 80). Auf die 18und 19-jährigen Frauen kommt nun eine Anzeige zu. Die Polizei fordert Bürger dazu auf, bei Zerstörung öffentlich­er Einrichtun­gen oder von Privateige­ntum nicht wegzuschau­en, sondern Anzeige zu erstatten. Zeugen sollten laut Polizei aber keinesfall­s selbst eingreifen, weil Gewalt gegen Sachen „auch leicht zu Gewalt gegen Personen eskalieren“könne – zumal wenn Alkohol im Spiel ist oder wenn eine Gruppe von Tätern auftritt. Wer Zeuge von Vandalismu­s wird, sollte sich schnellstm­öglich bei der Polizei melden und möglichst genaue Hinweise zur Tatzeit, zum Tatort, zu den Tätern und zu eventuell benutzten Fahrzeugen geben.

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FOTOS: KROHA Zahlreiche Absperrung­en stehen vor der Ikea-Filiale in der Blaubeurer Straße in Ulm. Der große Ansturm blieb am ersten Tag nach sieben Wochen Corona-Schließung aber aus.
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