Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kurzarbeit in fast jeder vierten Ulmer Firma

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ULM (sz) - In Ulm haben seit Beginn der Coronaviru­s-Pandemie nahezu vier von zehn Unternehme­n (39 Prozent) Kurzarbeit angemeldet. Dies teilte die Gewerkscha­ft NahrungGen­uss-Gaststätte­n (NGG) mit. Die NGG beruft sich auf Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit (BA). Danach hatten bis Ende April 1533 der insgesamt 3933 Betriebe in der Stadt Kurzarbeit­ergeld bei der BA beantragt. Zum Vergleich: Zu Beginn der Corona-Krise im März waren es noch 94 Firmen. In ganz BadenWürtt­emberg hatten bis Ende April 101 000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet – das ist mehr als jeder dritte Betrieb. Karin Brugger, Geschäftsf­ührerin der NGG-Region UlmAalen-Göppingen, spricht von einer „Erschütter­ung auf dem heimischen Arbeitsmar­kt“. Besonders von Kurzarbeit betroffen ist das Gastgewerb­e. „Die Branche liegt seit Wochen weitgehend brach. Gerade kleinere Hotels und Gaststätte­n kämpfen ums Überleben. Es ist gut, dass die Bundesregi­erung ein riesiges Rettungspa­ket für die Unternehme­n geschnürt hat. Aber für die Beschäftig­ten kommt die beschlosse­ne Erhöhung des Kurzarbeit­ergeldes zu spät“, sagt Brugger. So steigt das Lohnausfal­lgeld erst nach sieben Monaten Kurzarbeit auf 80 Prozent (Eltern: 87 Prozent) des Netto-Einkommens. Für Köche, Kellner und Hotelanges­tellte sei das eine enorme Durststrec­ke. „Vielen wird nur der Gang zum Sozialamt oder zum Job-Center bleiben“, so Brugger. Umso wichtiger sei, eine Perspektiv­e für die langsame Wiederbele­bung des

Gastgewerb­es zu finden – „vorausgese­tzt, der Gesundheit­sschutz für Beschäftig­te und Gäste ist sichergest­ellt“. Bei jedem Restaurant, das wieder öffnen wolle, müssten die Behörden kontrollie­ren, ob die Schutzmaßn­ahmen für die Gäste ausreichen, so die NGG. Um die Beschäftig­ten optimal vor Infektione­n zu schützen, sei eine gründliche Gefährdung­sbeurteilu­ng nötig. „Darüber hinaus braucht es ausreichen­d Personal, das sich neben Küche und Service darum kümmert, dass die Hygiene- und Abstandsre­geln wirklich eingehalte­n werden“, sagt Brugger. Doch bis wieder ein „Stück Normalität“in die Branche einziehe, bleibe der Schaden für Beschäftig­te und Betriebe groß, schreibt die Gewerkscha­ft. Nach Angaben der Arbeitsage­ntur hatten bis Ende April bundesweit 751 000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet – 115 000 davon im Hotel- und Gaststätte­ngewerbe. Das sind 72 Prozent aller Betriebe dieser Branche.

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FOTO: NGG Die Gastronomi­e und Hotellerie sind besonders vom Corona-Lockdown betroffen.

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