Trotz Krise: Betriebe wollen weiter ausbilden
Laut Handwerksammer Ulm plant nur jedes vierte Unternehmen in diesem Jahr mit weniger Lehrlingen
ULM/ALB-DONAU-KREIS (sz) - Jeder zweite Handwerksbetrieb in der Region hat laut einer Umfrage in den vergangenen Wochen Auftragsstornierungen (52 Prozent) verzeichnet. 68 Prozent sprechen weiter von Umsatzrückgängen. Aber: Fast 45 Prozent der befragten Betriebe planen, für das kommende Ausbildungsjahr genauso viele oder sogar mehr Auszubildende einzustellen als 2019. Jeder vierte Betrieb (25 Prozent) der Handwerkskammer Ulm beabsichtigt, weniger Auszubildende einzustellen. Dies teilt die Handwerkskammer Ulm mit.
„Eine Ausbildung erfordert vom Betrieb auch finanziellen Aufwand. Gerade jetzt kommt es deshalb darauf an, die Betriebe zu unterstützen, die ausbilden möchten“, so Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. Das Handwerk stehe zu seinen Mitarbeitern und wolle sie halten. Die jüngsten Umfragen im Handwerk der Region hatten immer wieder gezeigt, dass Personalabbau in oder wegen der Krise für das Handwerk kein Thema ist. „Die Betriebe in der Region sind gute Ausbilder und treue, sichere Arbeitgeber, auch wenn einmal der Wind bläst.“
Zum Gebiet der Handwerkskammer Ulm gehören rund 5300 Handwerksbetriebe, die regelmäßig ausbilden. Aktuell sind noch 938 Lehrstellen von der Ostalb bis zum Bodensee offen – in fast allen Gewerken. Im Vorjahr waren es Ende April 799 offene Ausbildungsstellen. Regional verteilt gibt es im Ostalbkreis derzeit 191 offene Lehrstellen, im Kreis Ravensburg 232, im Alb-Donau-Kreis 118, im Kreis Biberach 195, im Kreis Heidenheim 35, im Bodenseekreis 101 und im Stadtkreis Ulm 66 Lehrstellen. „Manche Betriebe sind verunsichert. Durch neue Auszubildende im Betrieb fallen zusätzliche Ausgaben an. Das fällt schwer in einer Zeit, in der nichts oder weniger reinkommt und Aufträge storniert werden.
Doch es kommen wieder andere Zeiten und dafür brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte“, sagt Mehlich.
Die Handwerkskammer Ulm macht sich deshalb dafür stark, dass Ausbildungsbetriebe vom Land einen Zuschuss zu den Ausbildungskosten erhalten. Zumindest solange Betriebe kein Kurzarbeitergeld für Auszubildende
erhalten. Auch finanzielle Anreize können ein Instrument sein, um Betriebe zu überzeugen, die mit dem Gedanken spielen auszubilden. Mehlich: „Wir wünschen uns ein starkes Zeichen der Politik, dass Ausbildung geschätzt wird – eben über einen Ausbildungsbonus. Andere Länder wie Sachsen stützen ihre Ausbildungsbetriebe bereits mit einem solchen Zuschuss. Wir dürfen in dieser Krise die Auszubildenden und die Betriebe nicht vergessen. Sonst nimmt unser duales System Schaden.“
In dieser Woche beginnen die Abschlussund Gesellenprüfungen, auch Meisterkurse und Meisterprüfungen starten wieder. „Mit der Wiederaufnahme der Prüfungen sorgen wir für Planungssicherheit“, so Mehlich. Die Handwerkskammer mit Bildungsstätten in Ulm und Friedrichshafen bringt jährlich rund 600 Meisterabsolventen hervor. Zudem werden jährlich rund 3000 Gesellenprüfungen abgelegt.