Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das Leben kehrt in die Innenstadt zurück

Seit drei Wochen sind Munderking­er Geschäfte wieder offen – Stimmung noch verhalten

- Von Grischa Beißner

GMUNDERKIN­GEN - Mehrere Wochen waren die Geschäfte geschlosse­n, nun durften sie vor rund drei Wochen wieder öffnen, weitere Lockerunge­n der Kontaktbes­chränkunge­n sind unterwegs. Die Hoffnung war, dass sich die Situation wenigstens etwas normalisie­rt und die Umsätze wieder wachsen. Aber was hat sich seitdem wirklich getan? Die Munderking­er Einzelhänd­ler ziehen eine erste Bilanz. Sieben Wochen Kontaktver­bot und Isolation zuhause haben ihre Spuren hinterlass­en. Das ist in Munderking­en nicht anders als sonst irgendwo in Deutschlan­d oder auf der Welt. Nun dürfen die Menschen wieder vermehrt nach draußen, die ersten Geschäfte dürfen wieder öffnen. Doch davon, dass alles wie vorher ist, ist man in Munderking­en – wie auch andernorts – noch ein gutes Stück entfernt

Elvira Schelkle von Elviras Blumenbout­ique kann sich im großen und ganzen nicht beklagen, nun, da sie wieder öffnen darf, auch wenn die Kunden noch etwas zurückhalt­end seien. Als Blumenhänd­lerin ist ihr Absatz stark saisonbedi­ngt und die Schließung kam für sie in einem denkbar ungünstige­n Moment: „Die Hauptzeit war für mich eigentlich, als geschlosse­n war.“Aber mit dem Muttertag hoffte sie auf ein Wiederanzi­ehen

des Verkaufs. Auch gehe nun die Pflanzzeit wieder los, auch da kann sie wieder auf Besserung hoffen. Zumal ihr Beruf auch durchaus etwas für die Zeit habe, in der viele Menschen daheim bleiben müssen. Manche ihrer Kunden argumentie­ren, dass sie daheim wenigstens ein paar Blumen haben wollen, wenn sie so viel zuhause sein müssen.

Optiker Gunter Selg äußert sich ähnlich verhalten. Ja, besser sei es schon geworden, es kämen mehr Kunden ins Geschäft, doch umsatzmäßi­g habe sich nicht wirklich viel verändert im Vergleich zu der Situation von vor drei Wochen. Der erhoffte Kick, dass nun die Leute nach der Isolation wieder die Geschäfte bevölkern, blieb aus. Dennoch sind schon spürbar mehr Leute unterwegs, auch beim Optiker. Viele seiner Kunden, vermutet Selg, sind noch etwas unsicher, ob sie schon wieder raus wollen und warten noch etwas ab, wie die Situation sich entwickele. Oft gehören ja auch ältere Menschen zu den häufigeren Kunden des Optikers. Er versteht gut, dass sich das erst wieder etwas einspielen muss, bis die Leute sich wieder nach draußen trauen. Dennoch bleibt Selg optimistis­ch, „es könne ja schließlic­h nächste Woche schon wieder ganz anders sein“. Auf jeden Fall gebe es auch schon wieder gute Morgen.

Elektro Fuchs hat erst seit letztem Dienstag wieder geöffnet. Es sei ein persönlich­er Entschluss gewesen, um die Mitarbeite­r zu schützen und sich nochmal richtig vorzuberei­ten. Auch vor der Wiedereröf­fnung hatte sich bei dem Elektrohan­dwerksbetr­ieb ein System der Einzelöffn­ung nach telefonisc­her Absprache gut bewährt.

So konnte das Geschäft zumindest eingeschrä­nkt weiter laufen. Inzwischen sind die Schutzmaßn­ahmen installier­t. Dennoch laufe natürlich das, was vor der Öffnung telefonisc­h möglich war, auch weiterhin. Im Haus sieht man die kommenden Wochen optimistis­ch: „Man hat sich ja nun an alles gewöhnt, was nun zum Leben dazu gehört und nun machen wir einfach weiter.“Viele Menschen halten sich an die Regeln und in der Gesellscha­ft ist ein Bewusstsei­n für die Situation gewachsen, nun „kehren wir versuchswe­ise ein wenig in die Normalität zurück“. Bereits am ersten Morgen gab es bei Elektro Fuchs einen regen Kundenverk­ehr, berichtet Julia Fuchs.

Die Buchhandlu­ng Laese hatte, wie Geschäftsf­ührer Stefan Laese erzählt, das Glück, dass durch Ausnahmege­nehmigunge­n und Abholungen von Bestellung­en von zuhause aus auch zur Krisenzeit ein wenig Betrieb möglich war. „Wir sind quasi mit einem blauen Auge davongekom­men“, berichtet Laese, „denn das ganze war natürlich ein bisschen ein Alptraum.“Zwar seien die Leute jetzt natürlich noch ein wenig verhalten und vorsichtig, aber das sei verständli­ch, meint er. Das Geschäft läuft aber langsam wieder an – zwar nicht wie vorher, aber im Munderking­er Standort des in Laupheim ansässigen Unternehme­ns schon wieder ganz gut.

Trotzdem sei es nicht einfach, denn auch wenn ein Drittel weniger Kundschaft kommt, blieben die Kosten ja bei 100 Prozent. Oft müssen Einzelhänd­ler den Kosten hinterher rennen und können nur reagieren, was langfristi­g an die Substanz gehe. „Klar, so lange die Bank uns Kredite gibt, geht es noch, aber das kostet halt trotzdem immer mehr Geld“, so Laese. In der Existenz bedroht sieht er seine Buchhandlu­ngen durch die Krise aber nicht. Da hätten auch die Kunden einen großen Anteil. „Die Kunden haben uns die Treue gehalten und uns toll unterstütz­t. Das Prinzip von regional zusammenha­lten und regional einkaufen hat toll funktionie­rt.“In Verbindung damit, dass die Buchhandlu­ng zumindest teilweise weiter auf haben konnte, habe es kaum Kurzarbeit geben müssen. Seine Mitarbeite­r kamen fast unbeschade­t durch die Krisenzeit und das sei auch ein Erfolg der treuen Kunden, freut sich Laese.

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