Ein Zeichen der Menschlichkeit setzen
Mit einem Seil über die Donau soll auf Misstände von Flüchtlingen im Mittelmeer hingewiesen werden
ULM/NEU-ULM (mru) - Eigentlich war eine Menschenkette von der Wengenkirche in Ulm bis zur Petruskirche in Neu-Ulm geplant. Das Bündnis „Rettungskette Ulm/NeuUlm“wollte damit ein Zeichen für Menschlichkeit und gegen das Sterben von Flüchtlingen im Mittelmeer setzen – gemeinsam mit Tausenden anderen Demonstranten in Deutschland, Österreich und Italien, sozusagen von der Nordsee bis zum Mittelmeer.
Wegen der Corona-Krise ist das momentan nicht möglich. Deshalb wird es nun am Samstag, 16. Mai, eine andere Aktion geben – eine symbolische Rettungskette an der Herdbrücke über der Donau.
„Denn das Thema ist ja noch da“, sagte Reinhold Thiel von der Ulmer Ärzteinitiative, eine der gut ein Dutzend beteiligten Gruppen und Organisationen aus der Region. „Die Menschen leben immer noch unter unwürdigen und unmenschlichen Bedingungen in den Flüchtlingslagern.“
Es sei eher noch schlimmer geworden. Ein Ausbruch von Covid-19 hätte dort verheerende Auswirkungen. „Deshalb wollen wir trotz Corona ein Signal setzen, dass wir für ein offenes, buntes und friedliches Europa stehen“, sagte Thiel.
Die Initiatoren haben sich dafür Folgendes einfallen lassen: Zunächst wird ab 10 Uhr zwischen dem Brückenhaus in Neu-Ulm und der Ulmer Seite der Herdbrücke ein etwa 70 Meter langes Seil über die Donau gespannt. An diesem werden fünf bis 15 bunte Fahnen mit der Aufschrift „Pace“(„Frieden“) befestigt – das hängt auch ein bisschen von der Windstärke am Samstag ab. Zweiter Teil der Aktion ist eine Mahnwache, die von 12.15 bis 12.45 Uhr von der Herdbrücke bis zur Neuen Mitte stattfindet. „Wir machen das streng Coronagerecht“, betonte Reinhold Thiel.
Daher sei eine Anmeldung obligatorisch. Auf je 20 Teilnehmer komme ein Ordner, der auf die Einhaltung der Regeln achte. Untereinander werde ein Abstand von mindestens eineinhalb Metern gewahrt, gegenüber Passanten eine Distanz von zwei Metern.
Die Demonstranten wollten sich solidarisch mit Frauen, Männern und Kindern zeigen, die mitten in Europa als Menschen zweiter Klasse behandelt würden. Die Bundesregierung habe gerade mal 50 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus den Lagern nach Deutschland gebracht. Gleichzeitig würden 80.000 Erntehelfer geholt. Thiel: „Das ist einfach beschämend.“