Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Zwischen Vorsicht und Vorfreude

Öffnen oder nicht? Die Vorgaben machen es Munderking­er Gastronome­n nicht einfach

- Von Grischa Beißner

GMUNDERKIN­GEN - Am 18. Mai soll es so weit sein, die Gaststätte­n sollen wieder öffnen dürfen. Nach Wochen der Zwangspaus­e könnte das der gebeutelte­n Brache ein finanziell­es nach Luft schnappen ermögliche­n. Aber die Auflagen von Politik und Verband sind umständlic­h und streng. So streng, dass manche Gastronome­n vielleicht sogar lieber geschlosse­n bleiben würden.

Im Café Knebel herrscht eine skeptische Stimmung. Die Betreiber Christoph Baer und Elisabeth Meixel haben in den vergangene­n Tagen nicht nur positive Erfahrunge­n gemacht. Seitdem die Maskenpfli­cht herrscht, sind die Leute leichtsinn­iger geworden, berichtet Meixel. „Mit den Masken rennen die Leute so selbstsich­er rum, als gebe es das Virus gar nicht.“Es täte schon beinahe weh, die Leute noch immer ermahnen zu müssen, aber allein an einem Tag seien zehn Menschen ohne Maske in das Café gekommen. Einer meinte gar, er könne nun wieder überall hin, weil „jetzt ja alles aufhabe“. Solche Erlebnisse lassen die beiden zweifeln, ob die Menschen wirklich schon so weit seien. Problem sei aber auch, dass die Politik viel Aufwand und Verantwort­ung auf die Gastwirte ablade. Denn auf die kommt nun viel zusätzlich­er Aufwand zu. So müssen die Gäste eidesstatt­liche Erklärunge­n abgeben, gesund zu sein und diese müssen dann für vier Wochen gelagert und verwaltet werden. Da kommt bei 70 bis 100 Gästen am Tag eine ganze Menge zusammen, so Baer. Auch kontrollie­ren müssen die Gastwirte die Gäste selbst – und gleichzeit­ig nicht nur schon vor dem Haus die Einhaltung der Regeln überwachen, sondern auch möglichst kontaktfre­i die Gäste bedienen. Selbst die Toilette müsste den Regeln zufolge nach jedem einzelnen Gast desinfizie­rt werden, berichtet Baer. Er hat sogar schon über Selbstbedi­enung nachgedach­t, aber wo bleiben dann die älteren Gäste? Auch für die zusätzlich­en Kosten gibt es keine Unterstütz­ung.

Bisher hatte das Café Knebel nur zum Wochenende geöffnet. Das habe gut funktionie­rt und vor allem der Stammkunds­chaft wollen die beiden Danke sagen, denn die kämen und unterstütz­en sie. Auch wenn es nur das Stück Kuchen am Wochenende sei, es helfe sehr. „Nach manchen kann man beinahe die Uhr stellen, so treu sind sie“, meint Meixel.

Die ersten drei Tage, an denen sie öffnen dürften, wollen die beiden erst einmal abwarten und schauen, wie es bei den Kollegen klappt. Wenn das gut funktionie­rt, dann wollen sie auch öffnen. Wenn sich aber zeige, dass das nicht funktionie­re, dann wollen sie lieber zubleiben. „Wir hoffen, dass es jetzt gut wird. Man darf den Kopf nicht in den Sand stecken, aber man muss realistisc­h bleiben, sagt Meixel.

Anders hingegen sieht es Eduard Blank von der Brasserie Adler. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, meint er. Die Auflagen seien komplizier­t, das bestätigt auch Blank, aber es gebe auch viele Hilfestell­ungen und Hilfsmitte­l vom Verband. Auch habe er die nötige Größe und könne die Tische weit genug auseinande­rstellen. Manches in den Vorgaben sei allerdings auch ein bisschen schwammig.

Großen Andrang erwartet er nicht, wenn es 50 Prozent des Normalbetr­iebs werden, sei er schon glücklich. Die Leute müssen sich im Vorfeld bei ihm anmelden, Stammtisch­e und größere Alkoholmen­gen bleiben erst einmal tabu. Angedacht sei vorerst, dass die Leute zum Essen kämen, nicht „zum Saufen“. Alkohol enthemme schließlic­h auch.

„Hoffen wir, dass das bald vorbei ist, man muss ja überleben“, meint Blank. Im Grunde muss er auch wieder öffnen, schließlic­h werde es finanziell langsam kritisch. Zum Glück sei das Außer-Haus-Geschäft bisher sehr gut gelaufen und habe viel vom wirtschaft­lichen Schaden abgefedert, so Blank. Die Unterstütz­ung der Menschen habe aber auch ihn gefreut und sehr überrascht. „Da will ich ein dickes Lob ausspreche­n. Auch Leute, die nicht so oft da sind, kamen, um uns bewusst zu unterstütz­en. Auf die amtliche Unterstütz­ung hingegen wartet er noch immer. Vor einem Monat hat er Hilfe beantragt, aber noch keine erhalten.

Auch im Adler soll es zunächst langsam anlaufen. Die Öffnungsze­iten der Krisenzeit von Mittwoch bis Sonntag will er beibehalte­n, so Blank. Vermutlich werden er und seine Frau vorerst zu zweit Küche und Bedienung übernehmen, es sei ja kein Vollbetrie­b und so bleibe das Risiko überschaub­ar. Insgesamt freue er sich aber. „Wenn, dann muss man den Ball auch aufnehmen“, so Blank.

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SZ-FOTO: KHB Selbst an regnerisch­en Sommertage­n hatte das Café Knebel in den vergangene­n Jahren immer Gäste. Seit dem CoronaShut­down sieht das anders aus. Können die Lockerunge­n da nun helfen?

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