Die Vereine sind sich einig
KIRCHBIERLINGEN (aw) - Die Vereine der Fußball-Verbandsliga und Vertreter des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) haben sich nach Bekanntgabe des Vorschlags des WFV-Präsidiums eines Saisonendes zum 30. Juni in einer Videokonferenz ausgetauscht. Vertreter des WFV, darunter ein Jurist, erläuterten die am Dienstag veröffentlichten Pläne des Verbandes, die Saison zum 30. Juni zu beenden und zudem die nach einem Quotienten (Punkte pro Spiel) besten Mannschaften aufsteigen zu lassen, aber auf Absteiger zu verzichten. Die Verbandsligisten stünden hinter diesen Plänen, sagt Helmut Schleker, der für den SSV Ehingen-Süd an der Videokonferenz teilnahm. Das bayerische Modell, die Saison von 1. September an fortzusetzen, die der WFV beim außerordentlichen Parteitag am 20. Juni als Alternativmodell zum Saisonende am 30. Juni anbietet, sei für die Verbandsligisten keine Option, so Schleker. Auch nicht der Abbruch der Saison 2019/20 mit Annullierung der Ergebnisse, der vom WFV vor allem aufgrund haftungsrechtlicher Risiken ohnehin verworfen wurde. Die Verbandsligisten hätten den Verband in der Videokonferenz aber erneut auch auf die deutlich größere Verbandsliga hingewiesen, die 2020/ 21 20 Vereine oder noch mehr – falls sich ein Oberligist freiwillig zurückzieht – umfassen könnte. Den verschärften Abstieg in einem Jahr zu vollziehen, um wieder auf die Sollzahl 16 zu kommen, halten Helmut Schleker und seine VerbandsligaKollegen nicht für optimal. Der WFV habe zugesagt, „nach Möglichkeiten zu suchen, wie man das gestalten kann“, so der Vorsitzende Fußball des SSV Ehingen-Süd. „Das wird schon diskutiert im Verband.“Eine Entscheidung dazu wird dann beim außerordentlichen Verbandstag am 20. Juni fallen, bei dem sich der Verband die Zustimmung der Delegierten zum Saisonende zum 30. Juni holen will.
Saison 2019/20 – die Vorzeichen: Wenige Spieler, die lange verletzt waren (Daniel Haas) oder selten in der ersten Elf standen (Noah Gnandt, Patrick Vonnier) verließen im Sommer 2019 die Mannschaft, Spieler mit Erfahrung in der Verbandsliga (Simon Dilger, Marvin Schmid) oder höher (Kevin Ruiz) kamen; dazu noch Stejpan Saric von der zweiten Mannschaft des Regionalligisten FV Illertissen. Mit ihnen steigerte sich die Qualität des Kaders, zudem hatte Trainer Michael Bochtler mit den Neuen mehr Möglichkeiten. Trotz der Verstärkungen und dem fünften Tabellenplatz in der vorangegangenen Runde warnten die Verantwortlichen des SSV vor überzogenen Erwartungen, Trainer Bochtler und Süds Fußball-Vorsitzender Helmut Schleker gaben als Saisonziel einen gesicherten Mittelfeldplatz aus. Davon, vielleicht eine Rolle im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg zu spielen, wollte man nichts wissen. Für Bochtler war es nicht mehr als Wunschdenken. „Damit brauchen wir gar nicht erst anfangen“, hatte der Trainer vor dem Saisonstart gesagt.
GSaison 2019/20 – der Verlauf: Die Vorsicht der Verantwortlichen war begründet, doch die Mannschaft mauserte sich in der Vorrunde zu einer Spitzenmannschaft und wurde von der Konkurrenz dann auch so wahrgenommen. „Die Vorrunde betrachtet, müssen wir sehr, sehr zufrieden sein. Es lief viel zusammen“, sagt Trainer Bochtler heute rückblickend. Und ergänzt: „Aber man muss das Glück auch erzwingen.“Das tat Ehingen-Süd vom ersten Spieltag an. Trotz des Fehlens etlicher Stammkräfte wegen Urlaubs und Verletzungen setzte sich Süd zum Auftakt beim hoch eingeschätzten TSV Essingen durch ein spätes Tor von Fabio Schenk 1:0 durch. Auch im ersten Heimspiel gegen Heiningen (3:2) überstand die Mannschaft bange Momente, sicherte sich aber die nächsten drei Punkte. Im dritten Spiel beim starken Aufstieger TSV Berg sprang dank des Last-Minute-Treffers von Fabian Sameisla ein Unentschieden heraus (2:2). Erneut zeigte sich der erst durch den Schlusspfiff gebremste Wille, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. So verlor der SSV von seinen 16 Vorrundenspielen
Ggerade mal zwei – auswärts bei Aufsteigern in Pfullingen (1:2) und Hofherrnweiler-Unterrombach (0:3). Gegen Meisterschaftskandidaten hatte Süd starke Auftritte, Normannia Gmünd wurde besiegt (3:1) und die TSG Backnang, wie Gmünd aus der Oberliga abgestiegen, hatte der SSV beim 1:1 am Rand einer Niederlage – was umso bemerkenswerter ist, da Backnang die gesamte Vorrunde hinweg ungeschlagen blieb. „Wir haben sehr gute Spiele abgeliefert und gezeigt, was in uns steckt“, sagt Bochtler, der dazu nicht nur die Liga-Partien gegen Gmünd, Backnang und Essingen zählt, sondern auch den Achtelfinalauftritt gegen den Oberligisten Ravensburg (0:1). „Das war sehr stark, oberes Verbandsliga-Niveau“, so der Trainer. Zudem erwiesen sich die Zugänge vom Sommer als die erhofften Verstärkungen – abgesehen vom Flügelspieler Saric, der aber Verletzungspech hatte und nie richtig in Tritt kam.
Auch der Rückrundenauftakt Ende November gegen Essingen (2:1) glückte, obwohl Bochtler da schon auf Leistungsträger verzichten musste. Die Personallage verschärfte sich, weil verletzte Spieler nicht wie erhofft schon wieder einsatzbereit waren und weitere ausfielen – wie die Torhüter Benjamin Gralla und Fabian Heiland, beide nach einem Kreuzbandriss. Kurzfristig holte Süd vom A-Ligisten Achstetten den jungen Keeper Mathias Benkovic, der ins Verbandsliga-Wasser geworfen wurde. In den ersten beiden Spielen in Heiningen (2:2) und Berg (1:1) punktete EhingenSüd noch, im dritten und letzten Spiel vor Aussetzung des Spielbetriebs musste sich die Mannschaft ohne mehr als ein halbes Dutzend Stammkräfte bei Normannia Gmünd 1:9 geschlagen geben. Bochtler hatte angesichts der verschärften Personalsituation („Schlimmer hätte es uns nicht erwischen können“) und nach einer alles andere als optimalen Vorbereitung
in der Winterpause mit Rückschlägen gerechnet. „Der Rückrundenstart war nicht optimal, aber wir wussten auch, wie die Spiele einzuordnen waren.“Süd musste den zweiten Platz, den die Mannschaft über Wochen in der Vorrunde gehalten hatte, räumen. Hätte nicht Corona den Spielbetrieb gestoppt, hätte sich die Durststrecke womöglich fortgesetzt. Zumindest den März über wäre die Personallage wohl angespannt geblieben.
Ausblick: Dass der WFV die Saison zum 30. Juni beenden will, findet Bochtlers Zustimmung. „Ich bin da voll dabei, die Runde abzubrechen, weil keiner weiß, wie es weitergehen könnte“, sagt der Trainer des SSV Ehingen-Süd. Bei der vom Verband vorgeschlagenen Lösung mit einer Quotientenregelung für den Aufstieg und dem Verzicht auf Absteiger gäbe es viel mehr Gewinner als Verlierer. „Verlieren in der Verbandsliga werden die Vereine, die Chancen auf Platz zwei hatten“, sagt Bochtler. Dazu zählte auch Ehingen-Süd – „vielleicht“, schränkt Bochtler ein. Die Saison 2019/20 nicht auf Rang zwei zu beenden „das ist für uns zu verschmerzen“. Ein Vorteil hätte ein Schlussstrich unter die Saison zum 30. Juni aus Sicht des SSV-Trainers auch, weil er die personellen Planungen für die nächste Saison erleichtert. Eine Situation, in der manche Vereine nicht wüssten, welcher Liga sie künftig angehören, wäre allein mit Blick auf Transfers schwierig.
Bei Ehingen-Süd ist die Liga-Zugehörigkeit für die nächste Saison klar. Drei Spieler hat der Verein bereits verpflichtet. Marco Hahn kommt vom bayerischen Regionalligisten FV Illertissen. Ob die Regionalliga-Saison fortgesetzt wird, ist noch fraglich. Doch Hahn wird ab 1. Juli Spieler des
G