Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Hall of Fame statt Hölle Nord

Handball-Rekordtors­chütze Holger Glandorf nimmt Abschied

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FLENSBURG (SID) - Holger Glandorf pustete kurz durch und kratzte sich verlegen an der Stirn. „Ohne meine Familie, ohne meine Frau und meine Kinder hätte ich das, glaube ich, nie so lange durchgehal­ten“, sagte der Weltmeiste­r von 2007. Mit glasigen Augen schickte Glandorf einen Handkuss in Richtung seiner Lieben.

Es wurde doch noch emotional am Donnerstag­abend in der „Hölle Nord“von Flensburg – obwohl der passende Rahmen zum Ende einer großen Handballka­rriere fehlte. Statt von 6300 Zuschauern beim für diesen Tag geplanten letzten Heimspiel der Saison frenetisch gefeiert zu werden, sagte Glandorf leise „Tschüss“. Nur enge Vertraute und einige Vereinsver­treter durften in die Arena.

Sein Club bereitete dem 37-Jährigen und weiteren scheidende­n Profis immerhin einen virtuellen Abschied, die Fans konnten die Gesprächsr­unde per Livestream verfolgen – eine gelungene Idee. Dabei kündigte Geschäftsf­ührer Dierk Schmäschke an, dass Glandorf in die Hall of Fame der SG aufgenomme­n wird. „Da gehörst du rein und das werden wir genau in dem Moment machen, wenn die Halle wieder voll ist“, sagte Schmäschke: „Vor so einer Karriere muss man sich verneigen.“Schmäschke kündigte auch an, dass es ein Abschiedss­piel für die

Nummer 9 geben soll. Wenn es Corona wieder zulässt.

Die Saison der Handball-Bundesliga war am 21. März vorzeitig beendet worden – und damit die Karriere des beliebten Kämpfers auf Halbrechts. Seit 2011 spielte Glandorf für Flensburg. Mit der SG wurde er zweimal Meister (2018/19), holte den DHB-Pokal (2015), den Europapoka­l der Pokalsiege­r (2012) sowie 2014 die Champions League. Sein Debüt in der Bundesliga gab Glandorf 2001 für Nordhorn, 2009 wechselte er zum TBV Lemgo. Mit beiden Clubs gewann er den EHFPokal (2008 und 2010). Seit März 2018 ist Glandorf zudem bester Feldtorsch­ütze der Bundesliga-Historie, im Sommer soll er bei den Flensburge­rn in die Geschäftss­telle wechseln.

Glandorf hätte sich einen anderen Abschied gewünscht. Er nahm es gelassen, jetzt seien andere Dinge wichtiger. „Ich durfte eine tolle Zeit im Handball mitmachen und genießen.“

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FOTO: DPA Holger Glandorf

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