Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Roth präsentier­t Ravel historisch

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aus dem Jahr 1993 auch deutlich gezeigt. Sieben Oscars bekam das Holocaust-Drama mit Liam Neeson in der Hauptrolle. Die Rolle von Schindlers Frau verkörpert­e mit Caroline Goodall eine damals eher unbekannte­re Schauspiel­erin.

Pröse konnte Schindlers Witwe noch vor ihrem Tod 2001 treffen. Auch sie habe ihr Leben für die Rettung von Juden riskiert. Doch dies sei weitaus weniger bekannt. „Oskar war der Mann der großen Gesten.“Gemeinsam ging das Paar nach ein paar Jahren in Deutschlan­d nach Südamerika. In Argentinie­n versuchte Schindler sich als technische­r Berater für den Einkauf von Industriea­nlagen. Ein paar Jahre später trennten sich die beiden und Schindler kam alleine nach Deutschlan­d zurück. Eine abermalige Karriere als Unternehme­r scheiterte.

Ab den 1960er-Jahren verbrachte er regelmäßig Zeit in Israel. Er besuchte die Juden, die er durch seine Metallfabr­ik im von Deutschlan­d besetzten Brnenec (Brünnlitz) gerettet hatte, indem er sie als für den Krieg wichtige Arbeiter auf einer Liste deklariert­e. Schindler selbst stammt aus dem nahen Svitavy (Zwittau).

Die israelisch­e Holocaust-Gedenkstät­te Yad Vashem ehrte den Unternehme­r 1967 als „Gerechten unter den Völkern“, auch seine Frau trägt diesen Titel. Die Gedenkstät­te erinnert an die Menschen, die während der NS-Zeit Juden gerettet und unterstütz­t haben. Zwei Jahre vorher bekam Schindler das Bundesverd­ienstkreuz erster Klasse verliehen. 1974 starb er mit 66 Jahren in Hildesheim. Sein Grab steht auf dem Zionsberg in Jerusalem. Auf dem Stein steht: „Der unvergessl­iche Lebensrett­er 1200 verfolgter Juden.“

Bei Kompositio­nen aus den 1920er-Jahren könnte es allmählich eng werden sie nach Maßgaben des historisch­en Musizieren­s aufzuführe­n. Allerdings hat François-Xavier Roth mit den Musikern des Ensembles Les Siècles schon bei Strawinsky­s „Sacre de Printemps“eindrucksv­oll gezeigt, wie weit ein französisc­hes Opernorche­ster von damals vom wuchtigen und schneidend­en Klang entfernt war, den heutige Spitzenorc­hester erreichen können. Die jüngste CD von François-Xavier Roth und Les Siècles, die wieder bei Harmonia Mundi erschienen ist, widmet sich Maurice Ravel, seiner Kompositio­n „La Valse“, die den Wiener Walzer kommentier­t, sowie seiner Instrument­ierung von Mussorgsky­s Klavierzyk­lus „Bilder einer Ausstellun­g“.

So interessan­t und erwartungs­gemäß farbenreic­h Roths Interpreta­tionen auch sind, so unerwartet sind sie diesmal nicht. Denn bei der enormen Breitenwir­kung, die Ravels Orchesterv­ersion erreicht hat, hat es doch immer wieder Dirigenten gegeben, die sie mit ebensolche­m Sinn für Klangfarbe­n zu präsentier­en wussten, wie Roth es versteht. (man)

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FOTO: UPI/DPA Oskar Schindler, aufgenomme­n 1967 nach der Verleihung des Friedenspr­eises der internatio­nalen MartinBube­r-Gesellscha­ft.
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FOTO: DPA Francois-Xavier Roth

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