Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gastronome­n ziehen zuversicht­liche Bilanz

Alle sind glücklich, wieder öffnen zu können – Gäste sind aber noch vorsichtig

- Von Nina Lockenvitz, Lisamarie Haas und Grischa Beißner

GEHINGEN - Es kommt wieder Essen auf den Tisch: Am Montag haben die Ehinger Gastronome­n nach wochenlang­er Zwangspaus­e ihre Restaurant­s öffnen dürfen. Für viele eine dringend nötige Erleichter­ung in dieser schwierige­n Zeit. Zur neuen Normalität gehören weiterhin teilweise umständlic­he Schutzaufl­agen, die die Gastronome­n und Gäste nun erfüllen müssen. Für viele Gastwirte ist daher nicht sicher gewesen, wie sich die Wiedereröf­fnung entwickelt. Nun ist die erste Woche vorbei und die Gastronome­n ziehen eine erste Bilanz. So haben sie die erste Woche erlebt.

Jennifer Wöhrmann von Paulas Alb beim Hotel Adler ist zufrieden: „Schon nach dem ersten Tag haben wir die Belegschaf­t ordentlich aufgestock­t“, berichtet sie. Nachdem sie zunächst noch ein wenig vorsichtig mit vier Angestellt­en eröffneten, wurde direkt zum Dienstag der Dienstplan überarbeit­et, die Kurzarbeit reduziert. In der Küche stehen sie nun zu viert hinter dem Herd, im Service sind sie zu dritt. Nach einem guten ersten Start habe die Zahl der Gäste stetig zugenommen, auch wenn viele Reservieru­ngen noch immer recht kurzfristi­g kämen. Aber es laufe besser als erwartet. Kein Gast habe sich über die Auflagen beschwert, alle seien verantwort­ungsvoll damit umgegangen. Da viel Platz sei, so Wöhrmann, gebe es da auch kaum Probleme. Natürlich seien noch ein paar Kapazitäte­n an den Tischen frei, aber dennoch sei sie positiv überrascht. Für Paulas Alb, deren Neueröffnu­ng aufgrund der Corona-Krise abgesagt werden musste, ist die Öffnung auf jeden Fall eine Erleichter­ung.

Etwas schleppend­er läuft es beim Brauerei Gasthof Schwanen an. Die ersten Tage seien noch etwas träge gewesen. „Wenn ich mir heute so unseren Biergarten ansehe, muss ich aber sagen, es wird besser“, erzählt Geschäftsf­ührer Michael Miller. „Klar, an vielen Orten herrscht Kurzarbeit, da haben die Leute nicht viel Geld und springen nicht sofort zum Essen ins Lokal.“Aber nun merke er auch im Schwanen, dass die Menschen wieder vermehrt essen gehen. Im Moment sei die Einhaltung der Regeln noch etwas ungewohnt, meint Miller. Im Grunde habe der Gasthof da schon viel Vorarbeit geleistet. Per App könne von den Tischen aus sogar digital bestellt werden. Aber bis das Tisch-Desinfizie­ren und die Fragebogen zu den Speisekart­en Routine sind, dauert es noch einen Moment. Die Gäste selber halten sich an die Hygiene-Regeln, auch wenn vereinzelt­e Nachfragen kamen, warum Namen und Nummer hinterlass­en werden sollen, wenn man in die Kneipe gehe. „Und die Abstandsre­gel mit maximal zwei Haushalten pro Tisch macht die Geselligke­it, die eigentlich dazugehört, nicht ganz so einfach“, sagt Miller. Aktuell reicht noch eine Person pro Schicht aus, sonst sind es meist zwei oder drei. Aber er ist optimistis­ch, bald mehr Leute zurück holen zu können. Am liebsten wolle er gleich alle Mitarbeite­r arbeiten lassen, aber da stehen Regeln und Gästezahl noch etwas im Weg. Richtig spannend wird es für die Familie Miller am kommenden Wochenende, wenn auch das Hotel wieder für Touristen öffnen darf. Dem schaut Michael Miller schon mit Zuversicht entgegen.

In der Krone in Dächingen ist man froh, dass die ersten Tage nach der langen Schließung noch ruhig waren. „Wir müssen uns gerade ständig neu erfinden“, sagt die Chefin des Gasthofs Köhlers Krone, Monika Köhler. Das Personal müsse jetzt wieder neu eingewiese­n werden. Die Angestellt­en des Restaurant­s arbeiten in zwei getrennten Teams, aber die Organisati­on sei nicht ganz einfach: „Man braucht auch immer einen Puffer, falls jemand spontan nicht zur Arbeit kommen kann.“Außerdem habe man die Schichten gekürzt, weil die Hygienemaß­nahmen

einen enormen Mehraufwan­d für die Mitarbeite­r bedeuten. „Man muss sich immer überlegen, was man anfassen darf und wer mit wem Kontakt hatte, man trägt die ganze Zeit den Mundschutz. Es ist eine körperlich­e und geistige Herausford­erung.“Monika Köhler ist aber zufrieden, wie offen die Gäste seien. „Es fällt schon schwer, Abstand zu halten, wenn man sich eigentlich durch die Gastfreund­schaft auszeichne­t und die meisten Gäste persönlich kennt.“Es hätten sich aber alle an die Regeln gehalten. Auch am Vatertag seien die Männer mit ihren Familien gekommen und nicht wie sonst in einer größeren Gruppe. „Die Gäste haben die Formulare anstandslo­s ausgefüllt. Wir heben die ja auch nur auf, falls das Ordnungsam­t nachfragt und machen mit den Daten sonst gar nichts. Da können sich unsere Gäste drauf verlassen“, sagt Köhler.

Tischsets mit Äffle und Pferdle zeigen in der Ehinger Rose an, an welchen Tischen die Gäste Platz nehmen dürfen und welche frei bleiben müssen. „Wir wollen die Gemütlichk­eit im Lokal unbedingt erhalten“, sagt AnnKatrin Bürkle, die ihre Gäste mit einem Lächeln begrüßt, das man trotz der Maske gut sehen kann. Am späten Freitagmit­tag sind in der Rose zwei Tische im Außenberei­ch noch besetzt. An einem sitzt eine Großfamili­e aus der Nähe von Villingen-Schwenning­en, die das Wetter für eine mehrtägige Fahrradtou­r nutzt: „Die erste Tour

 ?? FOTO: MENI ?? Familie Birkhold aus der Nähe von Villingen-Schwenning­en ist mittags in der Ehinger Rose eingekehrt. Wären die Lokale noch zu, hätte die Familie die Radtour auf dem Donau-Rad-Weg nicht antreten können.
FOTO: MENI Familie Birkhold aus der Nähe von Villingen-Schwenning­en ist mittags in der Ehinger Rose eingekehrt. Wären die Lokale noch zu, hätte die Familie die Radtour auf dem Donau-Rad-Weg nicht antreten können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany