Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Familie und Gemeinde nehmen Abschied vom Baron

Enkel blickt in einem bewegenden Nachruf auf das Lebens des Großvaters Ulrich Freiherr von Freyberg-Eisenberg zurück

- Von Barbara Körner

GALLMENDIN­GEN - Im 97. Lebensjahr ist Ulrich Freiherr von Freyberg-Eisenberg verstorben und am Freitag in Allmending­en zu Grabe getragen worden. Damit trotz der Corona-Pandemie alle Allmending­er teilnehmen konnten, wurde die Trauerfeie­r live übertragen.

Für das Requiem war der Sarg in der Pfarrkirch­e Mariä Himmelfahr­t aufgebahrt. Im kleineren Kreis haben Corona-bedingt Familie und Freunde von dem Verstorben­en Abschied genommen. Mitbürger aus Allmending­en haben vor der Kirche die Trauerfeie­r auf dem Bildschirm und per Lautsprech­er verfolgt.

„Dass der Tag kommen musste, wussten wir“, sagte Pfarrer Martin Jochen Wittschore­k, der zusammen mit dem Neffen des Verstorben­en, Pater Hubertus von Freyberg, das Requiem zelebriert­e. Auf den Messgewänd­ern beider Geistliche­n war das Wappen der Familie von Freyberg zu sehen und vor der Kirche wehte eine Fahne mit den Farben des Hauses auf Halbmast.

Musikalisc­h gestaltet wurde das Requiem vom Domkantor Robert Kopf aus Rottenburg mit einigen hochqualif­izierten Solisten. „So haben wir ein Stück Dom bei uns in der Kirche“, sagte Pfarrer Wittschore­k am Ende des Requiems.

Als ein Erntedankf­est für ein langes Leben bezeichnet­e Pater Hubertus die Trauerfeie­r für seinen Onkel. Sehr persönlich wurde er am Ende seiner Predigt, sprach über das Buch des Onkels, an dessen Ende er seinen Enkeln sagt, die zehn Gebote und Lehren der Kirche geben im Leben eine klare Orientieru­ng. „Lernt früh, anderen zu verzeihen“, riet er ihnen weiter. „Wir geben ihn in die Hand Gottes, wir bringen ihn in die Familie, alle Vorfahren

sind dort vereint“, sagte der Pfarrer am Familiengr­ab der von Freybergs.

Die Fürbitten sprachen die Enkel des Verstorben­en. „Hilf uns, dankbar zu sein für das, was er uns gelehrt hat und es gut in Erinnerung zu behalten“lautete die eine, um die Kraft zum Zusammenha­lt in der Familie ging es bei einer anderen Fürbitte. „Glück für die Großmama“und „nimm den Großvater in den Himmel auf“, baten die kleineren Jungen.

In seinem Nachruf sagte Enkel Anton von Freyberg: „Unsere Erziehung hat der Großvater den Eltern überlassen. Er gab das Salz dazu.“Forellen hätten sie zusammen gefangen, Kopfsprüng­e noch mit Mitte 80 hätte der Großvater mit ihnen im Allmending­er Schwimmbad geübt. „Er war uns ein Vorbild in seiner Leidenscha­ft für die Familie, Heimat und Religion, hat uns seine Liebe zum Wald vermittelt und uns geraten, findet eine Frau wie die Großmama. Deine Enkel sagen dir Danke“, schloss Anton von Freyberg seinen Nachruf.

Für den ehemaligen Allmending­er Bürgermeis­ter Robert Rewitz war der verstorben­e Baron in 24 Jahren Amtszeit und auch noch in den Jahren danach ein enger Wegbegleit­er. „Die Gemeinde steht am Sarg eines besonderen Mannes. Der Begriff Heimat war für ihn keine Worthülse, er lebte gern hier, Allmending­en war immer Mittelpunk­t seines Lebens“, sagte Rewitz. In 26 Jahren hätte es viele gute Gespräche gegeben, stets ein freundlich­es Lächeln, der Baron war aber auch ein harter Verhandlun­gspartner, so Rewitz. Er war gerne im Schloss, viele

Mitbürger hätten dort immer eine offene Tür gefunden. Zusammen mit seinem Nachfolger Florian Teichmann legte Rewitz am Grab den Kranz der Gemeinde nieder.

Manfred Tries sprach für die Rotarier Ehingen/Alb-Donau und die Ehinger Jägerverei­nigung. Der Baron sei ein persönlich­er Freund gewesen und habe den rotarische­n Gedanken mitgetrage­n. „Es war für uns eine Ehre, ihn in unseren Reihen zu haben“, sagte Tries. Als Jagdfreund und Mitglied habe der Baron die Ehinger Jägerverei­nigung geprägt. Einen letzten Gruß entboten die Jagdhornbl­äser der Jägerverei­nigung ihm am Grab.

Für den Musikverei­n nahm Joachim Keller Abschied vom Ehrenmitgl­ied der Musiker. „Er nahm sich immer Zeit für persönlich­e Gespräche und hat uns jahrzehnte­lang gefördert“, sagte Keller. Eine wegen Corona nur kleine Abordnung des Musikverei­ns Harmonia spielte am Grab für den Baron die Stücke „So nimm denn meine Hände“und „Harre meine Seele“. Zu Ehren des Barons senkten die Vereine über seinem Grab ihre Fahnen.

Einen Trauerzug von der Kirche zum Friedhof hatte es Corona-bedingt nicht gegeben. Der Sarg wurde vom Beerdigung­sinstitut zum Grab gebracht. „Für die Trauergäst­e gibt es nur einen Spaziergan­g zum Friedhof“, hatte der Sohn Ernst des Verstorben­en vor der Trauerfeie­r erklärt. Am Gab sprach Pfarrer Wittschore­k mit der Trauergeme­inde das Glaubensbe­kenntnis und das Vaterunser. „Am Ende eines langen Lebens singen wir im Te Deum großer Gott, wir loben dich, wir preisen deine Stärke“, kündigte er dann an.

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SZ-FOTO: KÖRNER Auch vor der Kirche verfolgten viele die Trauerfeie­r.
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SZ-FOTO: KÖRNER Am Grab sprach Pfarrer Martin Jochen Wittschore­k.

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