Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gottesdien­st im Grünen

Fast 100 Gläubige kommen an Christi Himmelfahr­t in Rottenacke­r im Pfarrhof zusammen

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ROTTENACKE­R (khb) - Mit dem geforderte­n Mindestabs­tand haben sich am Donnerstag­morgen knapp 100 Gläubige in Rottenacke­r zum Christi Himmelfahr­ts-Gottesdien­st getroffen. Den Gottesdien­st hielt Pfarrer Jochen Reusch nicht in der Kirche, sondern „im Grünen unter den Kastanien im Pfarrhof“ab.

„Wir werden uns während des Gottesdien­stes mit Abstand nahe sein“, sagte der Pfarrer und bat die Besucher um einen „offenen Blick für die heilsame Nähe zu Gott“. Bevor Angelika Reusch an der Gitarre und Hermann Schacher am Piano das Lied „Wir feiern deine Himmelfahr­t“anstimmten, betonte der Pfarrer, dass Singen in Kirchen nicht angeraten sei und er nicht wisse, ob es im Freien erlaubt ist. Deshalb schlug Jochen Reusch vor, dass jeder Gottesdien­st-Besucher selbst entscheide­n solle, ob er „auf dem Liedblatt mitliest, leise mitsummt oder mitsingen will“.

Himmelfahr­t bedeute Abschied, sagte der Pfarrer und zitierte die Apostelges­chichte, in der Jesus in einer Wolke zum Himmel auffährt. „Dieser Abschied war traurig und freudig zugleich“, sagte Reusch. „Traurig, weil mit Jesus der Freund der Menschen die Erde verlässt, freudig, weil er damit den Menschen zutraut, auf eigenen Beinen zu stehen.“In seiner Predigt erinnerte sich Reusch an seine Kindheit, in der er nachts oft Angst vor Räubern gehabt habe und stets von den Eltern beruhigt und getröstet worden sei. „Trotzdem war es gut, richtig und wichtig, die Eltern loszulasse­n und sich von ihnen zu verabschie­den.“Jeder Abschied könne wie Christi Himmelfahr­t Trauer oder Freude bedeuten. Trauer um einen geliebten Menschen und die Freude über das Ende der Schulzeit, nannte Reusch Beispiele. „Aber Christi Himmelfahr­t birgt auch Hoffnung. Hoffnung auf eine Zukunft auf dieser Erde, die in seiner Hand liegt“, betonte der Pfarrer und stimmte das Lied „Wort, das meine Seele speist“an.

Unter den Kastanien standen ein Gerät zur Handdesinf­ektion und die „Opferbüchs­e“. „Mit der heutigen Kollekte unterstütz­en wir die medizinisc­he Versorgung der ländlichen Bevölkerun­g in Kamerun“, so Reusch. Der staatliche Gesundheit­sdienst des afrikanisc­hen Staates beschränke sich vor allem auf Städte. Das mit der Kollekte unterstütz­te Krankenhau­s von Manyemen liege im Regenwald und habe ein riesiges Einzugsgeb­iet, lasen die Gottesdien­stbesucher auf dem Liedblatt. Viele Menschen werden dort ärztlich versorgt, zudem werden junge Leute zu Krankenhau­stechniker­n und Sanitärfac­hleuten ausgebilde­t. Nach dem Schlussseg­en sagte Pfarrer Reusch: „Es tut mir schrecklic­h leid, dass ich Euch heute nicht bewirten darf. Aber das holen wir alles nach, wenn es wieder erlaubt ist.“

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SZ-FOTO: KHB Pfarrer Jochen Reusch hielt den Gottesdien­st an Christi Himmelfahr­t nicht in der Kirche, sondern im Pfarrhof ab.

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