Kontinuität und gute Nachwuchsarbeit
Tischtennis: Berger Damen I haben herausragende Verbandsklasse-Saison hinter sich
GBERG - Die Tischtennis-Damen I des SC Berg haben eine herausragende Saison hinter sich. Keine Niederlage mussten sie in der Verbandsklasse Süd hinnehmen – zu stoppen waren die Berger Damen nur vom coronabedingten vorzeitigen Rundenende. Weil die Spielzeit aber gewertet wird, ist der SC Berg erstmals Verbandsklasse-Meister und steht als Aufsteiger in die nächsthöhere Liga fest.
Als im März unvermittelt der Spielbetrieb ausgesetzt wurde, standen die Tischtennis-Damen des SC Berg dicht vor dem Titelgewinn. Zwei Spiele hatte der Tabellenführer vor sich und sechs Punkte Vorsprung vor den TTF Kißlegg, die noch drei Partien auszutragen hatten. Da auch das Spielverhältnis klar für Berg sprach, hätte der Spitzenreiter seine restlichen Begegnungen 0:8 verlieren und Kißlegg seine ebenso deutlich gewinnen müssen. Ein unwahrscheinliches Szenario, auch weil die beiden Spitzenteams in Berg noch aufeinandergetroffen wären und der SC schon das Hinrundenspiel im Allgäu mit 8:3 für sich entschieden hatte. Die Berger Damen hätten sich Platz eins nicht mehr nehmen lassen – nicht nach einer so starken Runde.
Einmal nur war der SC Berg nicht als Sieger aus einer Begegnung hervorgegangen, im Vorrundenspiel beim am Ende Tabellendritten TSV Untergröningen II (7:7). Berg hatte kurzfristig auf Jana Hoffmann verzichten müssen und damit schon ein Doppel und drei Einzel verloren – trotz der Hypothek sicherte sich der SC einen Punkt. Knapp war es außerdem nur gegen Deuchelried (8:5), als das Team zunächst auf einen klaren Sieg zusteuerte, es aber doch noch spannend machte, und gegen Sindelfingen III (8:6). „Ansonsten waren wir nie großartig gefährdet“, sagt Sarah Pflug, Mitglied des Meisterteams und Vorsitzende des SC Berg.
Vorauszusehen war Bergs Dominanz nicht. Vor allem wegen Mannschaften wie Böblingen II oder Sindelfingen III, bei denen unklar war, wie oft sie auf die auch für die Verbandsklasse gemeldeten Spielerinnen ihrer höherklassigen Teams zurückgreifen würden. „Die Liga war schwer einzuschätzen“, so Pflug. „Wir sind nicht in die Saison gestartet, um Meister zu werden, wollten aber versuchen, vorne mitzuspielen.“Dass sie die Qualität dazu haben, das war den Bergerinnen bewusst und das hatten sie in der Vergangenheit bereits bewiesen. Vor zwei Jahren war der SC nicht Erster geworden, hatte sich aber für die Aufstiegsrunde zur Verbandsliga qualifiziert. Weil es zwei Spielerinnen ins Ausland zog und sie in der folgenden Saison nicht zur Verfügung gestanden hätten, verzichtete man aber.
Personell hat sich das Berger Team seither nur wenig verändert – so ist Lydia Moll, die im Ausland arbeitet, nicht mehr dabei, dafür rückte die junge Jana Hoffmann, die zuvor schon reingeschnuppert hatte, zu den Damen I auf und erwies sich als große Verstärkung. Der Verein profitiert von seiner Nachwuchsarbeit, auch sind die Grenzen zu den Damen II, die in der Landesklasse spielen, und zur Jugend fließend. „Wir stellen nach einem internen Punktesystem auf“, sagt Sarah Pflug. Wobei sich die Position einer Spielerin zur Mitte einer Saison verändern kann – siehe Jana Hoffmann, die als Nummer zwei in die Verbandsklasse-Runde gestartet war und zur Rückrunde die Nummer eins wurde. Zusammen mit Jasmin Stocker bildete Hoffmann das vordere Paarkreuz, Sarah Pflug und Nadine Wollinsky das hintere, wobei sich alle vier Spielerinnen nicht viel schenken.
Die Ausgeglichenheit des Teams ist eine Stärke, der Zusammenhalt im Team eine andere. Die Spielerinnen kennen sich zum Großteil schon länger und „wir verstehen uns persönlich auch gut“, sagt Pflug. „Es passt einfach.“Sarah Pflug ist seit 15 Jahren beim SC Berg, Nadine Wollinsky blieb 2012/13 nach ihrem Freiwilligen Sozialen
Jahr, Jasmin Stocker ist ein Berger Eigengewächs. Und die Jüngste der Damen I, Jana Hoffmann, stieß auch schon als Jugendliche zum SC.
Der Verein setzt auf Kontinuität, bildet seine Spielerinnen zum Großteil selbst aus und bemüht sich nicht um Verstärkungen von anderen Klubs. „Es gibt Vereine, die sich bewusst verstärken“, sagt Sarah Pflug. „Wir dagegen werben niemanden ab.“Der SC Berg verschließe sich nicht, wenn eine Spielerin von sich aus auf den Verein zukomme anfrage, aber aktiv auf die Suche gehe man nicht. Weil das aus Sicht der SC-Vorsitzenden mitunter Nachteile hat: „Wenn man jemanden anwirbt, geht er eines Tages womöglich wieder weg und dann besteht die Gefahr, dass alles auseinander fliegt.“
Dies sei nicht die Philosophie des SC Berg und davon werden die Damen I auch nach dem Abschied aus der Verbandsklasse nicht abweichen. Das Quartett will sich der neuen Herausforderung stellen – nicht zum ersten Mal in der Verbandsliga, vor wenigen Jahren allerdings hatten die Berger Damen, weil zwei Leistungsträgerinnen gefehlt hatten, Lehrgeld gezahlt und waren abgestiegen. Vom Niveau her unterschieden sich Verbandsklasse und Verbandsliga schon deutlich, sagt Sarah Pflug. Doch der SC Berg wäre, wenn sich an der Aufstellung nichts ändert, gerüstet. Wobei sich derzeit aber wenig sagen lässt über die Stärke der künftigen Konkurrenz.
Noch weniger bekannt ist, wann es weitergeht im Tischtennissport und die Saison 2020/21 starten soll. Es ist das Pech der Berger Damen, dass ihre erfolgreiche Verbandsklasse-Saison in ein ungewöhnliches Jahr fällt. Ihnen bleibt verwehrt, Meisterschaft und Aufstieg auszukosten – der vorzeitige Abbruch kostete nicht nur den Moment des Glücksgefühls, wenn der Titelgewinn unter Dach und Fach ist – und im Falle des SC Berg war das nur eine Frage von Tagen – sondern auch die Meisterparty. „Wir hatten eine Feier geplant zusammen mit der ganzen Abteilung“, sagt Sarah Pflug. „Schade, dass wir das nicht machen können.“
Am Ergebnis der Spielzeit 2019/20 und daran, dass die Damen I des SC Berg ihre Liga dominiert und keine einzige Begegnung verloren haben, ändert das aber nichts.