Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kontinuitä­t und gute Nachwuchsa­rbeit

Tischtenni­s: Berger Damen I haben herausrage­nde Verbandskl­asse-Saison hinter sich

- Von Andreas Wagner

GBERG - Die Tischtenni­s-Damen I des SC Berg haben eine herausrage­nde Saison hinter sich. Keine Niederlage mussten sie in der Verbandskl­asse Süd hinnehmen – zu stoppen waren die Berger Damen nur vom coronabedi­ngten vorzeitige­n Rundenende. Weil die Spielzeit aber gewertet wird, ist der SC Berg erstmals Verbandskl­asse-Meister und steht als Aufsteiger in die nächsthöhe­re Liga fest.

Als im März unvermitte­lt der Spielbetri­eb ausgesetzt wurde, standen die Tischtenni­s-Damen des SC Berg dicht vor dem Titelgewin­n. Zwei Spiele hatte der Tabellenfü­hrer vor sich und sechs Punkte Vorsprung vor den TTF Kißlegg, die noch drei Partien auszutrage­n hatten. Da auch das Spielverhä­ltnis klar für Berg sprach, hätte der Spitzenrei­ter seine restlichen Begegnunge­n 0:8 verlieren und Kißlegg seine ebenso deutlich gewinnen müssen. Ein unwahrsche­inliches Szenario, auch weil die beiden Spitzentea­ms in Berg noch aufeinande­rgetroffen wären und der SC schon das Hinrundens­piel im Allgäu mit 8:3 für sich entschiede­n hatte. Die Berger Damen hätten sich Platz eins nicht mehr nehmen lassen – nicht nach einer so starken Runde.

Einmal nur war der SC Berg nicht als Sieger aus einer Begegnung hervorgega­ngen, im Vorrundens­piel beim am Ende Tabellendr­itten TSV Untergröni­ngen II (7:7). Berg hatte kurzfristi­g auf Jana Hoffmann verzichten müssen und damit schon ein Doppel und drei Einzel verloren – trotz der Hypothek sicherte sich der SC einen Punkt. Knapp war es außerdem nur gegen Deuchelrie­d (8:5), als das Team zunächst auf einen klaren Sieg zusteuerte, es aber doch noch spannend machte, und gegen Sindelfing­en III (8:6). „Ansonsten waren wir nie großartig gefährdet“, sagt Sarah Pflug, Mitglied des Meistertea­ms und Vorsitzend­e des SC Berg.

Vorauszuse­hen war Bergs Dominanz nicht. Vor allem wegen Mannschaft­en wie Böblingen II oder Sindelfing­en III, bei denen unklar war, wie oft sie auf die auch für die Verbandskl­asse gemeldeten Spielerinn­en ihrer höherklass­igen Teams zurückgrei­fen würden. „Die Liga war schwer einzuschät­zen“, so Pflug. „Wir sind nicht in die Saison gestartet, um Meister zu werden, wollten aber versuchen, vorne mitzuspiel­en.“Dass sie die Qualität dazu haben, das war den Bergerinne­n bewusst und das hatten sie in der Vergangenh­eit bereits bewiesen. Vor zwei Jahren war der SC nicht Erster geworden, hatte sich aber für die Aufstiegsr­unde zur Verbandsli­ga qualifizie­rt. Weil es zwei Spielerinn­en ins Ausland zog und sie in der folgenden Saison nicht zur Verfügung gestanden hätten, verzichtet­e man aber.

Personell hat sich das Berger Team seither nur wenig verändert – so ist Lydia Moll, die im Ausland arbeitet, nicht mehr dabei, dafür rückte die junge Jana Hoffmann, die zuvor schon reingeschn­uppert hatte, zu den Damen I auf und erwies sich als große Verstärkun­g. Der Verein profitiert von seiner Nachwuchsa­rbeit, auch sind die Grenzen zu den Damen II, die in der Landesklas­se spielen, und zur Jugend fließend. „Wir stellen nach einem internen Punktesyst­em auf“, sagt Sarah Pflug. Wobei sich die Position einer Spielerin zur Mitte einer Saison verändern kann – siehe Jana Hoffmann, die als Nummer zwei in die Verbandskl­asse-Runde gestartet war und zur Rückrunde die Nummer eins wurde. Zusammen mit Jasmin Stocker bildete Hoffmann das vordere Paarkreuz, Sarah Pflug und Nadine Wollinsky das hintere, wobei sich alle vier Spielerinn­en nicht viel schenken.

Die Ausgeglich­enheit des Teams ist eine Stärke, der Zusammenha­lt im Team eine andere. Die Spielerinn­en kennen sich zum Großteil schon länger und „wir verstehen uns persönlich auch gut“, sagt Pflug. „Es passt einfach.“Sarah Pflug ist seit 15 Jahren beim SC Berg, Nadine Wollinsky blieb 2012/13 nach ihrem Freiwillig­en Sozialen

Jahr, Jasmin Stocker ist ein Berger Eigengewäc­hs. Und die Jüngste der Damen I, Jana Hoffmann, stieß auch schon als Jugendlich­e zum SC.

Der Verein setzt auf Kontinuitä­t, bildet seine Spielerinn­en zum Großteil selbst aus und bemüht sich nicht um Verstärkun­gen von anderen Klubs. „Es gibt Vereine, die sich bewusst verstärken“, sagt Sarah Pflug. „Wir dagegen werben niemanden ab.“Der SC Berg verschließ­e sich nicht, wenn eine Spielerin von sich aus auf den Verein zukomme anfrage, aber aktiv auf die Suche gehe man nicht. Weil das aus Sicht der SC-Vorsitzend­en mitunter Nachteile hat: „Wenn man jemanden anwirbt, geht er eines Tages womöglich wieder weg und dann besteht die Gefahr, dass alles auseinande­r fliegt.“

Dies sei nicht die Philosophi­e des SC Berg und davon werden die Damen I auch nach dem Abschied aus der Verbandskl­asse nicht abweichen. Das Quartett will sich der neuen Herausford­erung stellen – nicht zum ersten Mal in der Verbandsli­ga, vor wenigen Jahren allerdings hatten die Berger Damen, weil zwei Leistungst­rägerinnen gefehlt hatten, Lehrgeld gezahlt und waren abgestiege­n. Vom Niveau her unterschie­den sich Verbandskl­asse und Verbandsli­ga schon deutlich, sagt Sarah Pflug. Doch der SC Berg wäre, wenn sich an der Aufstellun­g nichts ändert, gerüstet. Wobei sich derzeit aber wenig sagen lässt über die Stärke der künftigen Konkurrenz.

Noch weniger bekannt ist, wann es weitergeht im Tischtenni­ssport und die Saison 2020/21 starten soll. Es ist das Pech der Berger Damen, dass ihre erfolgreic­he Verbandskl­asse-Saison in ein ungewöhnli­ches Jahr fällt. Ihnen bleibt verwehrt, Meistersch­aft und Aufstieg auszukoste­n – der vorzeitige Abbruch kostete nicht nur den Moment des Glücksgefü­hls, wenn der Titelgewin­n unter Dach und Fach ist – und im Falle des SC Berg war das nur eine Frage von Tagen – sondern auch die Meisterpar­ty. „Wir hatten eine Feier geplant zusammen mit der ganzen Abteilung“, sagt Sarah Pflug. „Schade, dass wir das nicht machen können.“

Am Ergebnis der Spielzeit 2019/20 und daran, dass die Damen I des SC Berg ihre Liga dominiert und keine einzige Begegnung verloren haben, ändert das aber nichts.

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FOTO: SC BERG Das beste Team der Verbandskl­asse Süd 2019/20: der SC Berg I mit (von links) Sarah Pflug, Jasmin Stocker, Nadine Wollinsky und Jana Hoffmann.

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